Geschäftsmann mit VR-Brille im Büro neben dem Laptop

Wie Firmen fit werden für eine Welt, die immer mehr auf Daten setzt

Geschäftsmodelle, die von Daten getrieben werden, brauchen eine passende Architektur – nur dann sind sie bestens vorbereitet für die kommende Disruption.


Überblick

  • Daten und Digitalisierung werden in allen Branchen für Unternehmen immer wichtiger.
  • Um davon zu profitieren, sollten Unternehmen ihr gesamtes Geschäftsmodell daraufhin überprüfen, an welchen Stellen sie die Trends nutzen können.
  • Die richtige Enterprise-Architektur ist dafür unabdingbar. Der entsprechende Umbau kann auch die erforderliche Transformation selbst erheblich voranbringen.

Einige Autobauer machen es heute schon möglich: Bei Bedarf können sich Fahrer Funktionen für einen begrenzten Zeitraum dazubuchen, etwa spezielle Lichtlösungen für eine lange Nachtfahrt, die Lenkradheizung für kalte Wintermonate oder ein Klimapaket für einen besonders heißen Sommer. Die Nutzer wählen diese Dienstleistung rund um das Ursprungsprodukt digital aus, abgerechnet wird tages- oder sogar stundengenau nach Nutzungsdauer. 

Künftig lässt sich das noch deutlich ausbauen. Wird ein Fahrzeug hauptsächlich für kurze Strecken in der Stadt genutzt, sind Reichweite, Funktionen und mehr in einem geleasten City-Paket darauf zugeschnitten. Für einen Wochenendbesuch und die damit verbundene lange Fahrt über Land lässt sich unkompliziert ein Langstreckenpaket dazu buchen, das perfekt dafür passt.

Daten und Digitalisierung gewinnen weiter rasch an Bedeutung 

Wie in diesen Beispielen aus der Mobilitätsbranche werden auch in anderen Sektoren – wie beispielsweise Gesundheit, Banken und Versicherungen – die Geschäftsmodelle immer digitaler und nutzen dabei das schnell wachsende Reservoir an Daten. Anders gesagt: Immer mehr Unternehmen machen sich Data-Driven Business Models (DDBM) zu eigen. 

Eine ganze Reihe Faktoren spielt hier eine Rolle. Verbraucher nutzen digitale Lösungen immer intensiver – entsprechend verändern sich ihre Erwartungen auch an Dienstleistungen rund um physische Produkte. Die noch immer anhaltenden Disruptionen der letzten Jahre durch Pandemie, Krieg in der Ukraine, hohe Inflation, Rezession sowie geopolitische Spannungen und die damit einhergehende Digitalisierung und Individualisierung des Kundenerlebnisses erfordern weitere Anstrengungen für neue Ansätze des Umsatzwachstums bzw. der Umsatzstabilisierung. Zudem sorgen die Maßnahmen gegen den Klimawandel für eine strengere Regulierung des Ressourcenverbrauchs. Hinzu kommt, dass von Kunden eine Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios erwartet wird. So lohnt es sich, die Nutzungsmöglichkeiten von Produkten zu erweitern, indem sie durch vielfältige digitale Dienstleistungen ergänzt werden. 

Architektur des Unternehmens und seiner IT anpassen

Die Potenziale digitaler Produkten und Geschäftsmodellen, die durch die Auswertung von Daten getrieben sind, sind bei Weitem nicht ausgeschöpft. Intern gesammelte Informationen, ergänzt um externe Daten, werden für erfolgreiche DDBM-Ansätze immer unabdingbarer – nicht zuletzt, um den Nutzern zum passenden Zeitpunkt die passenden Produkte anzubieten.

Für jeden Unternehmer lohnt sich daher die Frage, wie er sein Geschäftsmodell umstellen kann, um diese Potenziale abzuschöpfen. Zusätzlich helfen solche digitalen und von Daten getriebenen Ansätze dabei, schneller auf die Umwälzungen reagieren zu können, die die Wirtschaftswelt prägen.

Wachsende Bedeutung
der Umsätze großer Unternehmen werden in den nächsten Jahren durch digitale Produkte und Dienstleistungen generiert, prognostizieren Marktforschungsinstitute.

Dabei gilt es, die notwendigen Schritte rechtzeitig einzuleiten, wie auch Prognosen von Marktforschungsunternehmen unterstreichen. Die Experten rechnen damit, dass in den nächsten Jahren zwei Fünftel der Umsätze großer Unternehmen weltweit durch digitale Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse generiert werden. Organisationen mit hochentwickelten Wertschöpfungsketten, die auf einer ausgefeilten Netzwerkarchitektur basieren, wird eine um ein Viertel höhere Innovationskraft prognostiziert als ihren Wettbewerbern, die in herkömmlichen Mustern arbeiten. Wer zudem auf verantwortungsvolle Art Kundendaten sammelt, analysiert und einordnet, schafft die Voraussetzung, um den Wert der eigenen Produkte und Dienstleistungen über die gesamte Lebenszeit der Güter zu vervielfältigen (Quelle: EY Research).

Informationstechnologie ist nur selten reif für neue Herausforderungen

Aber auf die Nutzung der vorhandenen Daten, die Ergänzung um neue Dienstleistungen und die entsprechende Anpassung der Geschäftsmodelle sowie die Möglichkeiten zur nutzungsgenauen Abrechnung sind die Prozess-, Daten- und Anwendungsarchitekturen vieler Unternehmen nicht vorbereitet. Um Abhilfe zu schaffen, können unterschiedliche Schritte nötig werden. Manchmal helfen Ergänzungen der vorhandenen Informationsarchitektur. In anderen Fällen lohnt sich eine komplette Restrukturierung/Neuausrichtung der bestehenden IT.

Dabei geht es aber um deutlich mehr als um neue Netzwerke und Computer. Vielmehr wird die Transformation des Unternehmens zu einem DDBM durch die Enterprise-Architektur und die dazugehörige Informationstechnologie beschleunigt.

Transformation auf zahlreichen Ebenen

 

Wichtig ist dafür im ersten Schritt, das Geschäftsmodell digitalisiert weiterzuentwickeln. Unternehmen sollten sich fragen, wie sie die in der Organisation bereits vorhandenen Daten nutzen können, um zusätzlichen Wert zu schaffen, das aktuelle Geschäftsmodell zu erweitern und sich auf den Wettbewerb in einem sich verändernden Umfeld vorzubereiten. Dabei eröffnet die Nutzung von Daten auch die Möglichkeit, neue Geschäftsideen zu entwickeln. 

Folgende Aspekte sollten dabei berücksichtigt werden:

  • Identifizierung aller wichtigen Partner, die für die Gewinnung der Daten eine Rolle spielen (einschließlich der Kunden)
  • Durchführung entscheidender Aktivitäten, unter anderem Sammeln und Erzeugen von Daten und deren Aufbereitung und Analyse 
  • Einholung weiterer Informationen und weiteren Wissens, die sich sinnvoll mit den Daten kombinieren lassen
  • Ergänzungen, um den Wert der Produkte zu steigern, etwa Dienstleistungen rund um das Produkt oder denkbare Innovationen, um die Kunden zu unterstützen
  • Kundensegmente, dafür nutzbare Plattformen (B2B, B2C, C2C) und Vertriebskanäle
  • Kostenstrukturen und Nutzungsoptionen (Abo-Modelle, Abrechnung je Nutzung).

Auf der Grundlage dieser Informationen lässt sich eine passende IT-Architektur strukturieren und aufbauen. Sie sollte jeweils auf das individuelle datengetriebene Geschäftsmodell zugeschnitten sein. Ein Blick auf Referenzarchitekturen hilft beim schnellen Start. Hier ein Beispiel, wie eine entsprechende Plattform- oder Referenzarchitektur für DDBM strukturiert sein könnte:

Strategie, Vision und Geschäftsmodell im Blick

Zunächst werden die betroffenen Bereiche und relevanten Prozesse im Unternehmen daraufhin untersucht, wie gut sie mit der neuen Strategie zusammenpassen und welche internen und externen Faktoren möglicherweise auf sie Einfluss nehmen. Aufbauend auf Strategie, Vision und Geschäftsmodell wird ein Rahmen für die IT-Architektur festgelegt.  Unter Einbezug von aktueller Forschung und tiefgreifender Trendanalyse lässt sich ein breiterer Kontext herstellen und das System auch für künftige Entwicklungen wappnen. 

Das eigentliche IT-System sollte dann Module für Daten, Anwendungen, Technologie und Sicherheit enthalten. Steht dieses Rahmenwerk, kann im nächsten Schritt die Motivation für den Wandel und der dafür notwendige Fahrplan erstellt werden. Die Enterprise-Architektur des datengetriebenen Geschäftsmodells wird damit zu einem entscheidenden Auslöser der Transformation. 

EY ARCHITECTURE & AI TRANSFORMATION

Innovative Lösungsarchitektur

Dem Unternehmen ermöglicht das künftig eine schnellere Umsetzung neuer digitaler Dienstleistungen und Produkte. Bessere Erfahrungen binden die Kunden intensiver an den Anbieter. Dieser kann dank kürzerer Innovationszyklen und des erweiterten Ökosystems schneller auf veränderte Erwartungen der Kunden reagieren oder auf die Einführung neuer Technologien, zum Beispiel auf die schnell wachsende Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag, die von Generative AI wie ChatGPT zurzeit noch beschleunigt wird. So sind Unternehmen gut gerüstet für den Wettbewerb in einem sich ständig verändernden Umfeld.


Co-Autor: Christopher Schön

Fazit

Geschäftsmodelle werden in den kommenden Jahren noch stärker durch den Einsatz von Daten bestimmt sein als heute schon. Doch für deren bestmögliche Nutzung müssen Unternehmen vorbereitet sein. Sie sollten möglichst rasch ihre Enterprise-Architektur und die technischen Voraussetzungen überdenken. Denn die nötige Umstellung hilft dabei, eine tiefgehende Transformation umzusetzen.

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