Pressemitteilung
06 Jan. 2025 

Vier von zehn Angestellten denken über Jobwechsel nach

  • Nicht einmal jede und jeder Zweite (48 Prozent) in Deutschland gibt im Job ihr bzw. sein Bestes
  • Mehr als vier von zehn Beschäftigen planen einen Jobwechsel
  • Homeoffice immer noch weit verbreitet: Jede und jeder Fünfte arbeitet ausschließlich von zuhause aus
  • Nur 25 Prozent der Befragten binden KI-Anwendungen umfangreich in ihren Arbeitsalltag ein – Frauen häufiger als Männer

Motivationsloch am Arbeitsplatz: Nicht einmal jede und jeder zweite Angestellte in Deutschland (48 Prozent) gibt aktuell an, auf der Arbeit sein Bestes zu geben. Damit liegen die Befragten hierzulande deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent. Während Angestellte in Großbritannien (47 Prozent) ein ähnliches Motivationsniveau haben wie die Befragten hierzulande, sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Frankreich (37 Prozent), den Niederlanden (36 Prozent) und Japan (19 Prozent) zum Teil noch deutlich unmotivierter am Arbeitsplatz als die Menschen in Deutschland. Mehr Motivation verspüren dagegen Angestellte in Indien (67 Prozent), China (59 Prozent) und den USA (57 Prozent).

Am motiviertesten sind hierzulande ältere Beschäftigte: Von den Baby-Boomern – also den ende 50-Jährigen beziehungsweise über 60-Jährigen – zeigen sich 63 Prozent besonders motiviert. Bei den jüngeren Arbeitnehmern aus der sogenannten GenZ, die bis 29 Jahre alt sind, liegt der Anteil bei gerade einmal 43 Prozent. Und ihren aktuellen Arbeitgeber einem Bekannten empfehlen? Dies würden in Deutschland nur etwas mehr als vier von zehn Befragten (44 Prozent) – ein im weltweiten Vergleich (50 Prozent) unterdurchschnittlicher Wert. In Indien (70 Prozent) und China (56 Prozent) finden sich Mehrheiten für eine solche Empfehlung. Das sind Ergebnisse der diesjährigen Studie „Work Reimagined“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Umfrage wurden mehr als 17.000 Menschen weltweit befragt, 1.000 davon in Deutschland.

Nelson Taapken, EY-Partner People Consulting: „Deutschland konnte im internationalen Standortwettbewerb immer mit seinen hervorragend ausgebildeten und hoch motivierten Beschäftigten, die für eine hohe Produktivität sorgten, punkten. Wenn nun die Menschen in Ländern wie Indien und China – unter teils deutlich schlechteren Bedingungen, ihrer Arbeit mit mehr Motivation nachgehen als Angestellte hierzulande, sollte das uns als Gesellschaft, aber vor allem den Arbeitgebern, zu denken geben.“ Dass man nicht jeden Tag gleich motiviert und bereit sein kann, an seine Grenzen zu gehen, sei laut Taapken nachvollziehbar, aber: „Problematisch wird es aus Sicht der Chefetage und der Führungskräfte, wenn das unmotivierte Arbeiten zum Dauerzustand bei der Belegschaft wird.“ Dies komme jedoch nie von ungefähr, erklärt Taapken: „Es gibt immer Gründe, warum die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine solche Einstellung entwickeln – und gegen einige Faktoren gibt es kein Allheilmittel seitens des Managements. Allerdings: An der großen Mehrheit der Ursachen, beispielsweise dürftige Führung, eine schlechte Firmenkultur sowie mangelnde Kommunikation oder Stress durch zu viel Arbeit, können Unternehmen arbeiten und diese im Zweifel mithilfe externer Experten beheben. Denn Fakt ist: Unzufriedene und unmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich, wenn sich an negativen Faktoren in ihrem Arbeitsumfeld nichts ändert, nach alternativen Arbeitgebern umsehen.“

Home Office ist ein enorm wichtiger Faktor für die Angestellten

Dies zeigt sich in den Zahlen: Mehr als jede und jeder Vierte (42 Prozent) hierzulande denkt über einen Jobwechsel nach – Männer (45 Prozent) häufiger als Frauen (41 Prozent). Nur in Indien (50 Prozent) und Frankreich (43 Prozent) liegt dieser Wert höher. Deutlich treuer sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in China (29 Prozent Wechselwillige), Großbritannien (35 Prozent) und Japan (36 Prozent). Die Gründe für den geplanten Wechsel des Arbeitgebers sind aus Sicht der Befragten zahlreich, am schwersten wiegt die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten (50 Prozent). Auch bessere Karrierechancen, mehr Flexibilität und das Verhalten beziehungsweise die Qualität der Führungskräfte (jeweils 49 Prozent) spielen eine große Rolle. Gehaltssteigerungen geben 47 Prozent als Grund an.

Nach wie vor arbeiten sehr viele Menschen in Deutschland ganz oder großenteils von zuhause aus: Ein Fünftel der Befragten (21 Prozent) arbeitet komplett in den eigenen vier Wänden, ein weiteres Drittel arbeitet mehrheitlich im Home Office (36 Prozent). 15 Prozent geben dagegen an, gar nicht von zuhause aus zu arbeiten. Und das hat Folgen: So sagen 59 Prozent der Befragten, dass die Arbeit von zuhause es erschwert, soziale Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen aufrecht zu erhalten. Fast ebenso viele Angestellte (58 Prozent) geben an, dass es im Home Office schwierig ist, die Grenze zwischen Privatleben und Arbeit zu ziehen und die Zusammenarbeit mit dem eigenen Team schwierig ist (57 Prozent). Umgekehrt sagen dagegen knapp drei von vier Befragten (74 Prozent), dass das soziale Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen ein klarer Pluspunkt bei der Arbeit in der Firma ist. Der Meinung, dass die Zusammenarbeit mit dem Team im Büro besser funktioniert, sind fast ebenso viele (72 Prozent).

Taapken: „Das Home Office hat sich während der Pandemie in zahlreichen Branchen als eine Möglichkeit des Arbeitens etabliert. Die Arbeit von zuhause ist offensichtlich gekommen, um zu bleiben, wenn es nach den Angestellten geht – allerdings mit Einschränkungen. Denn Fünf Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten, will nur ein geringer Teil.“ Und das habe gute Gründe: „Räumliche Nähe etwa kann für eine optimale Zusammenarbeit im Team ein entscheidender Faktor sein.“ Eine komplette Abkehr vom Home Office sei trotzdem nicht ratsam, so Taapken: „Unternehmen schränken sich in Bezug auf den Pool an Talenten – der vielfach durch den Fachkräftemangel zusätzlich begrenzt ist – nur unnötig ein, wenn sie auf eine hundertprozentige Büropflicht bestehen. Das Management muss oftmals von Fall zu Fall, von Abteilung zu Abteilung entscheiden. Eine einheitliche Lösung für ganze Unternehmen ist schwer vermittelbar.“ Zudem werfe die aktuelle Diskussion um die Rückkehr ins Büro eine ganz grundlegende Frage auf, so Taapken: „Was genau spricht aus Sicht des Managements gegen die Arbeit aus dem Home Office? Ist es mangelndes Vertrauen der Chefetage und der Führungskräfte in den Arbeitseifer der Angestellten in deren eigenen vier Wänden – die sogenannte Produktivitäts-Paranoia – sollte dies den Managerinnen und Managern zu denken geben.“

Herausforderung Künstliche Intelligenz

Produktivitäts-Steigerungen (55 Prozent) erwarten die Befragten der aktuellen EY-Studie durch die Möglichkeiten, die mittels Künstlicher Intelligenz (KI) entstehen. Auch bei der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen (50 Prozent) und wenn es um neue Karrierechancen (49 Prozent) geht, erwarten die Angestellten hierzulande Verbesserungen in ihrem Arbeitsleben durch die neue Technologie. Deren Implementierung ist aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allerdings mit Herausforderungen verbunden. So sagen 83 Prozent der Angestellten, dass sich ihr Unternehmen stark verändern muss, um KI effektiv und effizient zu nutzen. Dafür müssen allerdings auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr tun: Nur ein Viertel (25 Prozent) bindet aktuell KI-Anwendungen umfangreich in den eigenen Arbeitsalltag ein – Frauen (28 Prozent) dabei etwas häufiger als Männer (23 Prozent).

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.100 Mitarbeitende an 18 Standorten. Gemeinsam mit den rund 395.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

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