Pressemitteilung
02 Jan. 2025 

Sechs von zehn Bundesbürgern rechnen mit Verschlechterung der Wirtschaftslage

  • Nur einer von zehn Befragten (10 Prozent) erwarten Konjunkturaufschwung
  • 36 Prozent der Bundesbürger beklagen sinkenden Lebensstandard – nur 31 Prozent sehen positive Entwicklung
  • Aber: Fast neun von zehn Befragten (87 Prozent) schätzen ihren Arbeitsplatz als sicher ein
  • Henrik Ahlers: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht dringend neue Impulse“

Die Stimmung bleibt gedrückt: Nur etwas mehr als jede und jeder Vierte (26 Prozent) in Deutschland ist mit der Lage der eigenen Finanzen zufrieden. Damit bleibt dieser Wert so niedrig wie in den vergangenen beiden Jahren – und während er weltweiten Finanzkrise 2008. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren bewerteten noch 41 Prozent der Befragten die eigene Finanzlage positiv, 2016 war es sogar die Hälfte der Menschen (50 Prozent) hierzulande. Und Besserung scheint nicht in Sicht: Nur 17 Prozent der Befragten glauben, dass sich die eigene Finanzsituation im Jahr 2025 verbessern wird – 29 Prozent sind der gegenteiligen Meinung.

Dabei ist zu beobachten: In den jüngeren Altersgruppen der so genannten Millennials (49 Prozent) und der GenZ (32 Prozent) überwiegt der Anteil der zuversichtlich gestimmten Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber den Pessimisten. Der negative Blick in die Zukunft ist dagegen in der älteren Generation, bei den „Baby Boomern“, besonders ausgeprägt: Von ihnen erwartet jeder dritte (34 Prozent) im kommenden Jahr eine Verschlechterung der eigenen finanziellen Situation – gerade einmal acht Prozent setzen auf eine Verbesserung.

Die Konjunkturaussichten bleiben aus Sicht der Menschen in Deutschland trüb. So rechnen fast sechs von zehn Befragten (59 Prozent) mit einer Verschlechterung der Wirtschaftslage, nur zehn Prozent erwarten einen Aufschwung. Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Basis der Studie ist eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland.

Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY: „Obwohl die Inflationswelle gebrochen scheint und beispielsweise die Heiz- und Energiekosten wieder gesunken sind, beurteilen die Bundesbürger ihre private Finanzlage äußerst kritisch. Dazu dürften auch die trüben Konjunkturaussichten und die unsichere politische Lage im In- und Ausland beitragen. Viele Menschen in Deutschland blicken sorgenvoll in die Zukunft.“

Auch im Rückblick zeigen sich viele Menschen enttäuscht von der Entwicklung in den vergangenen Jahren: Über alle Altersgruppen hinweg sagen zwar 31 Prozent der Befragten, dass sich ihr Lebensstandard in den vergangenen zehn Jahren verbessert habe – aber 36 Prozent sehen eine Verschlechterung. Im Vorjahr lag der Anteil nur bei 26 Prozent. Seit dem Jahr 2016, als gerade einmal 18 Prozent einen sinkenden Lebensstandard beklagten, hat sich die Einschätzung der Bundesbürger fast kontinuierlich eingetrübt.

Ahlers: „Wirtschaftsstandort Deutschland braucht dringend neue Impulse“

Die Stimmung bei den Menschen, aber auch in der Wirtschaft, sei gedrückt, zudem drohe der Glaube an die Zukunft des Standorts Deutschland verloren zu gehen, sagt Ahlers: „Es wird immer deutlicher, dass wir in diesem Land vor enormen Herausforderungen stehen. Viele Menschen machen sich Sorgen, dass der Standort Deutschland seine besten Jahre hinter sich hat und sich nun auf einem Abstiegsplatz befindet. Vor allem Beurteilung der Konjunkturaussichten trübt sich immer weiter ein. Wir brauchen dringend neue Impulse, die den Menschen das Vertrauen in die Zukunft des Landes wieder geben. Denn so düster wie die Lage aktuell scheint, ist sie beileibe nicht. Im Gegenteil: Wir haben es noch selbst in der Hand, das Ruder herumzureißen.“

Jetzt den Mut zu verlieren wäre ein großer Fehler, so Ahlers: „Deutsche Produkte sind weltweit weiterhin hoch angesehen, Made in Germany steht für herausragende Produktqualität, Präzision, Zuverlässigkeit und Innovationskraft. Dieses hohe Ansehen ist jedoch nicht selbstverständlich. Deutsche Unternehmen müssen kontinuierlich ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen. Dafür müssen sie aber auch in der Lage sein, exzellente Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen auch in Deutschland zu produzieren.“ Ahlers fordert daher dringend eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland. „Dazu gehört auch, dass Menschen Veränderungen und neue Technologien als Chancen begreifen, unternehmerisch denken und zuversichtlich in die Zukunft schauen.“

Immerhin: Unter den jüngeren Befragten, also den bis-35-jährigen, herrscht tatsächlich Optimismus vor. In dieser Altersgruppe geht jeder Zweite (49 Prozent) davon aus, dass sich die eigene wirtschaftliche Situation im Jahr 2025 verbessern wird – nur 17 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Und 68 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe blicken insgesamt optimistisch in die Zukunft, nur 32 Prozent sind eher pessimistisch.

Neun von zehn Angestellten bewerten Arbeitsplatz als sicher

Ein weiteres positives Ergebnis, der aktuellen Krisenstimmung zum Trotz: Die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit unter Deutschlands Angestellten ist mit 87 Prozent nach wie vor sehr hoch, fast jede und jeder Zweite (49 Prozent) bezeichnet den eigenen Job sogar als sehr sicher. Der Anteil derer, die sich Sorgen um den eigenen Job machen, ist im Vergleich zum Vorjahr nur minimal – um zwei Prozentpunkte – auf 13 Prozent gestiegen. Ahlers: „Obwohl die Menschen in Deutschland sehen, dass viele Unternehmen mit konjunkturellem Gegenwind und wachsender internationaler Konkurrenz kämpfen, und trotz der Meldungen über einen Stellenabbau in der Industrie lassen sich die Bundesbürger nicht verrückt machen. Dies ist ein starkes Signal in schwierigen Zeiten: Die Angestellten glauben an sich selbst und an die Unternehmen, bei denen sie beschäftigt sind.“

Bei den eigenen Konsumausgaben setzen die Menschen allerdings trotzdem den Rotstift an: Sparen wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher – mit der Ausnahme von Lebensmitteln – in allen untersuchten Produktkategorien. Besonders bei größeren Einzelanschaffungen (54 Prozent) wie Auto, Küche oder Sofa, Unterhaltungselektronik (48 Prozent) wie Smartphones, Tablets und Co., Renovierungsarbeiten rund um Haus oder Wohnung (40 Prozent) und Restaurantbesuchen (37 Prozent) planen die Menschen hierzulande im Jahr 2025 weniger Geld auszugeben als bisher.

Besonders große Sorgen machen sich die Menschen in Deutschland derzeit um die Flüchtlingskrise in Europa (59 Prozent), Kriege im Ausland (58 Prozent), steigende Lebenshaltungskosten (53 Prozent) sowie hohe Energiepreise (44 Prozent). Ein möglicher Arbeitsplatzverlust (8 Prozent) und ein möglicher Einkommensrückgang (18 Prozent) sind für die Befragten hingegen deutlich seltener Anlass zur Sorge. Allerdings: Die Abschwächung der Konjunktur sehen immer mehr Menschen mit Sorge. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dieser Wert um neun Prozentpunkte auf 42 Prozent. Auch in Bezug auf steigende Lebenshaltungskosten und die Schuldenkrise in Europa wuchsen die Sorgen der Befragten (jeweils plus vier Prozentpunkte). In den Hintergrund rückt dagegen das Thema Umwelt: Der Anteil derer, denen die zunehmende Umweltverschmutzung große Sorge bereitet, sank um zwei Prozentpunkte auf 35 Prozent.

Hier können Sie die Studie kostenlos bestellen.

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.100 Mitarbeitende an 18 Standorten. Gemeinsam mit den rund 395.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

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