- Fast jede bzw. jeder zweite Top-Managerin und -Manager (46 Prozent) macht sich Sorgen, dass der eigene Job infolge technologischer Entwicklung gefährdet ist
- Jobsorgen wegen KI bei Männern höher als bei Frauen
- Angestellte sehen bei Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen der eigenen Unternehmen Luft nach oben
Je höher die Position und das Einkommen, desto größer ist die Befürchtung, von Künstlicher Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von EY. So fürchtet fast jeder vierte Befragte (24 Prozent) mit einem Brutto-Jahreseinkommen von mehr als 100.000 Euro, das sein oder ihr Job durch Anwendungen aus dem Bereich KI in Gefahr sein könnte. Zum Vergleich: Bei den Angestellten mit einem Brutto-Jahreseinkommen von bis zu 40.000 Euro ist es weniger als einer von acht Befragten (zwölf Prozent).
Dementsprechend ist die Arbeitsplatzsorge unter Top-Managern am höchsten: Fast jeder Zweite (46 Prozent) macht sich Sorgen, dass die eigenen Fähigkeiten infolge technologischer Entwicklungen nicht mehr benötigt werden. Unter Angestellten in leitender Stellung (18 Prozent), angelernten Angestellten (15 Prozent) und Fachangestellten (13 Prozent) sind diese Befürchtungen deutlich weniger stark ausgeprägt. Über alle Hierarchieebenen hinweg liegt der Anteil der Angestellten, die sich vor KI-Anwendungen in Bezug auf ihre Tätigkeit sorgen, bei 15 Prozent. Unter männlichen Mitarbeitern (18 Prozent) ist die Arbeitsplatzangst dabei verbreiterter als bei den Mitarbeiterinnen (zwölf Prozent).
Im Branchenblick zeigt sich, dass vor allem Angestellte aus dem Banken- und Versicherungswesen negative Auswirkungen befürchten: So gut wie jede und jeder zweite Befragte (49 Prozent) sorgt sich wegen Anwendungen mit Bezug zu Künstlicher Intelligenz um den eigenen Job. Deutlich geringer ist der Anteil im Maschinen- und Anlagenbau (25 Prozent), der Automobilbranche (22 Prozent) und im Handel (16 Prozent). Am wenigsten Sorgen machen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gesundheitsbranche (vier Prozent), der Bauwirtschaft (acht Prozent) sowie der Konsumgüterindustrie (neun Prozent).
Das sind Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten EY-Jobstudie, für die 1.555 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland repräsentativ befragt wurden.
Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Personal und Arbeitsdirektor bei EY: „Künstliche Intelligenz ist eines der drängendsten Themen auf dem Arbeitsmarkt. Jedes Unternehmen, das am Markt bestehen will, muss sich Gedanken über die Möglichkeiten und Folgen dieser Technologie für das eigene Geschäftsmodell machen.“ Dies sei aber nur die eine Seite der Medaille, so Hinz weiter: „Unsere Umfrage zeigt, dass sich auch die Angestellten mit Blick auf den technologischen Fortschritt Gedanken um ihre berufliche Zukunft machen. Angst ist dabei ein schlechter Ratgeber. Nachvollziehbar sind Unsicherheiten aber durchaus, wenn man die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung betrachtet. Ehrliche Kommunikation, bei der Befürchtungen der Belegschaft ernst genommen und gleichzeitig auch Lösungen, wie Weiter- und Fortbildungen angeboten werden, können Vertrauen schaffen.“
Große Branchenunterschiede bei Weiterbildungsangeboten
Angebote dieser Art sind allerdings nicht in allen Branchen gleichermaßen stark verbreitet: Angestellte in den Bereichen Kommunikation/IT, Banken und Versicherungswesen (beide 51 Prozent) sowie Unternehmensdienstleistungen (49 Prozent) geben am häufigsten an, dass es in ihren Unternehmen Angebote zur Fort- und Weiterbildung mit Bezug zur Digitalisierung gibt. Umgekehrt sagen Angestellte in der Bauwirtschaft (58 Prozent), im Handel (57 Prozent) sowie im Maschinen- und Anlagenbau (54 Prozent), dass es in ihren Firmen solche Qualifizierungsangebote nicht gibt.
Nathalie Mielke, Partner & Talent Leader Assurance bei EY: „Natürlich sind nicht alle Branchen gleichermaßen von der Digitalisierung betroffen. Fakt ist allerdings, dass niemand – weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – die Augen vor diesem Thema verschließen sollte. Denn auch vermeintlich technologieferne Branchen können durch bisher nicht absehbare KI-Entwicklungen oder daraus folgenden Anwendungen schneller von der technologischen Realität eingeholt werden, als so manchem lieb ist.“
Mehrheit sieht Veränderungen im Jobprofil
Denn eines steht fest: Die Veränderungen im Aufgabenspektrum der Angestellten werden im Zuge der Digitalisierung weiter zunehmen. Zwei von drei Befragten (66 Prozent) sind davon überzeugt. Von einer erheblichen Veränderung gehen vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Banken- und Versicherungsbranche (40 Prozent) aus. Hoch ist der Anteil auch in der Kommunikationsbranche (31 Prozent) und im Maschinen- und Anlagenbau (21 Prozent). Am geringsten digitale Veränderung erwarten Angestellte in der Bauwirtschaft (neun Prozent).
Geht es um die Veränderung der Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung sagen vor allem Männer (25 Prozent), dass sich diese erhöht hat. Bei Frauen ist der Anteil (22 Prozent) geringer. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Kommunikation (33 Prozent), Energiewirtschaft (32 Prozent) sowie im Banken- und Versicherungswesen (31 Prozent) hat sich die Arbeitsbelastung nach eigenen Angaben am stärksten erhöht. Mielke: „Es gibt unbestritten Branchen und Jobprofile, in denen die Digitalisierung die Arbeitsbelastung in gewissen Bereichen erhöht hat. Auf der anderen Seite führt die Beschleunigung, oder gar die komplette Automatisierung, von Prozessen im Zuge des technologischen Fortschritts aber an anderer Stelle auch zu verringerter Arbeitsbelastung für die Angestellten.“ Dies gehe auch nicht zwangsläufig mit einem Minderbedarf an Arbeitskräften einher, so Mielke – im Gegenteil: „Dadurch entstehen wiederum an anderer Stelle neue Aufgaben und Arbeitsfelder für die Beschäftigten.“ Allerdings hält Mielke auch fest: „Arbeitgeber müssen darauf achten, dass sich ihre Angestellten nicht durch die technologischen Entwicklungen überfordert fühlen.“
Längst nicht jeder fühlt sich der Digitalisierung gewachsen
Denn den Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, fühlt sich nur etwas mehr als jede und jeder vierte Befragte (26 Prozent) immer gewachsen. Auch hier liegt der Anteil bei den Männern (31 Prozent) höher als bei den Frauen (23 Prozent). Hinz: „Digitale Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter ist das A und O. Dies setzt aber Interesse voraus und den Willen, sich als Firma ehrlich mit Themen in diesem Bereich – wie aktuell KI – auseinanderzusetzen. Ziehen die Entscheider – ob mit oder ohne externe Hilfe – daraus die richtigen Schlüsse für den Kurs des eigenen Unternehmens und kommunizieren diese Ergebnisse mit der eigenen Belegschaft, schafft dies Vertrauen, dass sich in Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation auszahlt.“