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ESG-Organisation in Unternehmen: Welche Probleme und Lösungen gibt es?

Wer, was, wie und mit wem? Eine aktuelle EY-Studie zeigt auf, wie Unternehmen ESG aktiv in ihre Organisation integrieren.


Überblick

  • ESG beschäftigt im Unternehmen viele Abteilungen.
  • Das Thema muss so organisiert sein, dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen ebenso gewährleistet ist wie eine übergeordnete Koordination.
  • Eine hauptverantwortliche Person ist für den Erfolg der ESG-Integration zwingend erforderlich.

Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird in vielen Unternehmen immer mehr als strategischer Faktor erkannt. Eine aktuelle Studie von EY zeigt, wie Unternehmen ESG (Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren) erfolgreich in ihre Organisation einbinden können und welche Hürden sie dabei meistern müssen. Die umfassende Analyse deutscher MDAX- und DAX40-Unternehmen gewährt einen Blick hinter die Kulissen auf bewährte Praktiken und Erfolgsfaktoren. Damit Unternehmen das Beste aus ihren ESG-Bemühungen herausholen, teilen die EY-Expertinnen ihre Erfahrungen, etwa warum es einen Verantwortlichen für ESG-Themen geben muss, der Vorstandsvorsitzende (CEO) aber nicht unbedingt die erste Wahl ist.

Komplexe Vorgaben als Katalysator für ESG-Integration

Die Fülle regulatorischer ESG-Anforderungen – von der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bis hin zur EU-Taxonomie – stellt Unternehmen vor immense Herausforderungen. In der Europäischen Union (EU) werden bis 2028 rund 50.000 Unternehmen von der CSRD betroffen sein, davon allein 15.000 in Deutschland. Die Standards einzuhalten erfordert einen beträchtlichen organisatorischen und finanziellen Aufwand. So schätzt das Bundesministerium der Justiz die jährlichen Kosten für die deutsche Wirtschaft auf fast 1,4 Milliarden Euro. Dabei sind die direkten Kosten nur die Spitze des Eisbergs: Indirekte Kosten durch die Umstrukturierung interner Prozesse und IT-Systeme könnten sogar noch höher ausfallen.

Angesichts dieser komplexen Anforderungen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ESG nicht nur in bestehende Prozesse zu integrieren, sondern auch strategisch zu verankern. Dabei ist eine enge Abstimmung zwischen ESG- und Finanzabteilungen essenziell, um Transparenz- und Berichtsanforderungen umzusetzen und die langfristigen Ziele zu erreichen.

Wer ist verantwortlich? ESG-Rollen und Berichtslinien im Unternehmen

Auf den ersten Blick sind die deutschen Unternehmen bei der Integration von ESG-Themen in ihre Organisation schon sehr weit gekommen: 97 Prozent der befragten Unternehmen übertragen die Verantwortung für ESG auf ihren Vorstand. Die Hälfte gibt jedoch nicht konkret an, wer im Vorstand die Hauptverantwortung trägt. Bei den Unternehmen, die Zuständigkeiten benennen, wird am häufigsten der CEO genannt. Optimistisch betrachtet spiegelt das die strategische Bedeutung von ESG-Themen wider und signalisiert, dass sie für das gesamte Unternehmen oberste Priorität haben. Pessimistisch betrachtet könnte das als Notlösung interpretiert werden: Da ESG-Themen das gesamte Unternehmen betreffen, wird die Verantwortung mangels anderer übergreifender Positionen dem CEO übertragen. Dieser ist jedoch nicht immer die ideale Besetzung, da er nicht operativ tätig ist. Am zweithäufigsten wird der Finanzvorstand (CFO) als Verantwortlicher genannt – ein Ausdruck der neuen Berichts- und Transparenzpflichten, die eng mit der Finanzabteilung verbunden sind.

Wie trägt die Verantwortung von ESG innerhalb des Vorstands?

Ein weiteres interessantes Ergebnis: Obwohl 90 Prozent der Unternehmen eine zentrale ESG-Abteilung als Kompetenzzentrum, Beratungs- und Koordinationsstelle für Nachhaltigkeitsthemen eingerichtet haben, verfügt nur gut die Hälfte über einen Chief Sustainability Officer (CSO). Offensichtlich werden ESG-Themen vielfach von anderen Funktionsleitungen verantwortet. Zusätzlich zu den zentralen ESG-Abteilungen haben 90 Prozent der Unternehmen weitere nachhaltigkeitsbezogene Gremien wie ESG-Ausschüsse, -Kreise oder -Gemeinschaften eingerichtet. Sie fördern den Austausch, die Steuerung und die Verankerung von ESG-Themen über verschiedene Organisationsebenen hinweg. Diese Gremien können eine übergreifende Integration von ESG sicherstellen und alle Beteiligten – von der operativen Ebene bis hin zur Unternehmensleitung – in den Veränderungsprozess einbinden.

ESG in deutschen DAX- und MDAX-Unternehmen
der Unternehmen haben eine zentrale ESG-Abteilung.

Erfolgsfaktoren für die ESG-Integration
 

Die Studie identifiziert wesentliche Erfolgsfaktoren, um ESG organisatorisch effektiv im Unternehmen zu verankern:

  1. Klare Verantwortlichkeiten: Unabhängig davon, ob sich ein Unternehmen für die Beauftragung eines CSO entscheidet oder nicht, braucht jede Organisation einen zentralen Ansprechpartner für Nachhaltigkeit. Diese Rolle dient als Kompetenzzentrum, stimmt Initiativen im Unternehmen ab und sorgt für eine konsistente Berichterstattung. Die fachliche Verantwortung für ESG kann unterhalb des Vorstands angesiedelt werden, etwa auf Abteilungsleitungsebene oder bei einem ESG-Manager. Bericht sollte dann direkt an die Geschäftsführung erstattet werden.
  2. Volle Unterstützung des Managements: Ohne die Zustimmung des Top-Managements laufen ESG-Initiativen Gefahr, als zweitrangige Aktivitäten betrachtet zu werden.
  3. Strukturierte, funktionsübergreifende Zusammenarbeit: Synergien entstehen vor allem dann, wenn bestehende Prozesse und Verantwortlichkeiten genutzt und strategisch abgestimmt werden. Besonders wichtig sind die enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Finanz- und ESG-Abteilungen.
     

Nahtlose ESG-Integration als Hebel für langfristigen Erfolg
 

Die EY-Studie zeigt deutlich, dass die Integration von ESG weit mehr ist als eine regulatorische Pflicht. Unternehmen, die ESG umfassend in ihre Strukturen einbinden, profitieren von effizienteren Abläufen, einem erhöhten Unternehmenswert, mehr Transparenz und einer stärkeren Attraktivität für Investoren. Klar verankerte ESG-Rollen, zentrale und funktionsübergreifende Gremien sowie die Unterstützung des Managements sind dabei die Schlüssel zum Erfolg.


Verantwortlichkeiten, Berichtslinien, Informationswege oder Schnittstellen: Die Studie verdeutlicht auch die Schwierigkeiten, ESG in die eigene Organisation zu integrieren. Die detaillierten Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen der EY-Expertinnen sollen Unternehmer und Entscheider dabei unterstützen.

EY-Studie: Wie man eine Organisation für ESG fit macht

Nachhaltigkeit betrifft verschiedene Abteilungen im Unternehmen. Für einen reibungslosen Ablauf der Prozesse ist eine durchdachte Organisation mit klaren Verantwortlichkeiten und Schnittstellen notwendig. Eine neue EY-Studie analysiert die Best Practices und Hindernisse deutscher MDAX- und DAX40-Unternehmen und zeigt auf, wie klare Verantwortlichkeiten, funktionsübergreifende Zusammenarbeit und Managementunterstützung die ESG-Integration fördern können.

Luftaufnahme eines Gletscherflusses in Island. Naturkunst von Mutter Natur, ideal als hochwertiges Wallpaper-Hintergrundbild.

Fazit

Nachhaltigkeit ist weit mehr als nur eine Compliance-Pflicht – bei richtiger Umsetzung bietet sie auch klare geschäftliche Vorteile. Dafür ist neben einer strategischen Ausrichtung auch eine starke organisatorische Verankerung im Unternehmen notwendig. Eine neue EY-Studie beleuchtet ESG-Verantwortlichkeiten, Berichtslinien, Informationswege, Schnittstellen und die Zusammenarbeit in deutschen Unternehmen. Der Blick hinter die Kulissen offenbart praktikable Ansätze, aber auch Schwierigkeiten. Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen der Studie können Unternehmer und Entscheider dabei unterstützen, die organisatorische Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen zu verbessern.

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