Zurückhaltung bei neuen Krediten
Bei vielen Banken drücken die unsicheren Aussichten auf die Risikotoleranz. Gleichzeitig sinkt auch die Nachfrage nach Darlehen. Deren Finanzierung ist durch die höheren Zinsen kostspieliger geworden, zudem zögern Unternehmen im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld mit hohen Anlageinvestitionen.
Da ist es nur konsequent, dass 89 Prozent der Befragten von einem schrumpfenden Volumen neu ausgereichter Kredite in den kommenden zwölf Monaten ausgehen. 31 Prozent erwarten sogar einen starken Rückgang, 58 Prozent ein leichtes Minus. Vor einem Jahr hatten 75 Prozent der Befragten eine rückläufige Entwicklung prognostiziert.
Als besonders gefährdet gelten inzwischen Projektfinanzierungen. Mittlerweile halten 60 Prozent der Bankmanager Ausfälle für wahrscheinlich. 2021 hatte hier nur ein Viertel der Fachleute Risiken gesehen. Immer deutlicher schlagen dabei die gestiegenen Zinsen durch, Investitionsvorhaben werden teurer, die Rentabilität der Projekte wird schwieriger. Als wackligste Kategorien werden Gewerbeimmobilienfinanzierungen und Unternehmensfinanzierungen wahrgenommen, bei denen jeweils rund 72 Prozent der Befragten mit Ausfällen rechnen.
NPL-Transaktionen für Liquidität und Portfolio-Optimierung
Um Liquidität, Kapital und Ressourcen freizusetzen, werden NPL-Transaktionen wichtiger. Oder sie dienen der Portfolio-Optimierung. 82 Prozent der Befragten rechnen mit einer Zunahme dieser Aktivitäten. Vor sechs Monaten waren es noch 91 Prozent. Doch längst nicht alle Banker planen diese Transaktionen im eigenen Haus. Trotz der anhaltend wirtschaftlich schwierigen Lage sehen nur 42 Prozent das eigene Institut bei diesen Risikotransfers am Zug.
Wer den Schritt geht, nutzt am ehesten das eigene Work-out (30 Prozent), gefolgt vom Kreditverkauf (28 Prozent). Derivate, synthetische und True-Sale-Verbriefungen kommen dagegen nur selten zum Einsatz.
Für eine Übertragung von Kreditrisiken fühlt sich die Mehrzahl der Finanzexperten in puncto Prozesse und Personal gut aufgestellt. Einer genaueren Überprüfung haben aber nur wenige ihr Institut unterzogen: Nur 18 Prozent haben bisher eine Exit-Readiness-Analyse durchgeführt.
NPL-Backstop findet als zusätzlicher Risikopuffer Verbreitung
Seit Jahresmitte 2021 gelten innerhalb der Europäischen Union (EU) neue Regularien für die Kapitalanforderungen. Die Capital Requirements Regulation (CRR) wurde um einen sogenannten NPL-Backstop erweitert, um die Altlasten in den Bilanzen vieler europäischer Banken anzugehen. Kreditinstitute, deren Risikovorsorge für notleidende Kredite die von der CRR vorgegebene Mindestdeckung unterschreitet, müssen den Differenzbetrag an die europäische Bankaufsichtsbehörde EBA melden. Die entsprechende Mitteilung muss alle drei Monate erfolgen.