So geht die Implementierung eines neuen ERP-Systems oft mit Unterbrechungen im Geschäftsbetrieb, Dateninkonsistenzen, Integrationsproblemen von verschiedenen Quellsystemen und nicht zuletzt mit Akzeptanzproblemen bei Mitarbeitenden einher. Diese Risiken können zu Verzögerungen, erhöhten Kosten und Frustration führen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, einen Ansatz zu wählen, der diese Risiken minimiert und einen reibungslosen Übergang sicherstellt.
Im Rahmen des Finance-First-Ansatzes kann SAP Central Finance (CFIN) eine interessante Option sein, um solche Disruptionsrisiken weiter zu reduzieren.
Ein zentrales Merkmal von CFIN ist die Möglichkeit, Finanzdaten aus verschiedenen digitalen Quellsystemen zu konsolidieren und einheitlich darzustellen. Dies gewährleistet die Datenharmonisierung und ermöglicht eine nahtlose Integration in das neue ERP-System. Durch die kontinuierliche Erfassung und Aktualisierung der Finanzdaten in Echtzeit können Unternehmen eine genaue und vollständige Sicht auf ihre finanzielle Leistung erhalten.
Der entscheidende Vorteil liegt dabei in der Kontinuität des Geschäftsbetriebs. Während der Umstellung auf S/4HANA können Unternehmen ihre bestehenden ERP-Systeme weiterhin nutzen und parallel dazu das neue System einführen. Dies minimiert Unterbrechungen und Ausfallzeiten, da der Geschäftsbetrieb ohne größere Störungen fortgesetzt werden kann. Gerade bei einem Finance-First-Ansatz, bei dem die Finanzfunktion schnell mit der Transformation beginnen möchte, während andere Bereiche mehr Zeit benötigen, kann CFIN ein zentraler Wegbereiter für die schnelle Digitalisierung der Finanzfunktion sein.
Darüber hinaus ermöglicht CFIN eine flexible Skalierbarkeit. Unternehmen haben die Möglichkeit, nach Bedarf weitere Quellsysteme zu integrieren oder bestehende Systeme abzulösen. Dieser schrittweise Ansatz ermöglicht eine stufenweise Umstellung und reduziert das Risiko einer „Big Bang“-Implementierung, die mit größeren Herausforderungen verbunden sein kann. Dies kann insbesondere bei sehr heterogenen Systemlandschaften oder häufigen Integrationsbedarfen durch Unternehmenszukäufe ein interessanter Ansatz sein.
Zudem können mit CFIN auch Compliance-Anforderungen effektiver erfüllt werden. Durch die zentrale Erfassung und Harmonisierung von Finanzdaten können Unternehmen ihre Berichterstattung verbessern und interne Kontrollen stärken. Die Datenintegrität wird gewährleistet und Compliance-Risiken werden minimiert.
Für die Nutzung von CFIN im Rahmen von Finance First gibt es eine Vielzahl möglicher Szenarien, die im Folgenden etwas näher beleuchtet werden.
SAP Central Finance als reines Reporting-System
Im ersten Schritt kann SAP Central Finance als reines Reporting-System genutzt werden, um einen schnellen Mehrwert zu erzielen. Hierbei werden die Finanzdaten aus verschiedenen Quellsystemen in Echtzeit in CFIN integriert und konsolidiert. Das System fungiert als zentrale Plattform für die Darstellung und Analyse der Finanzdaten.
So ergeben sich eine erhöhte Transparenz und ein ganzheitlicher Blick auf die finanzielle Leistung. Der schnelle Zugriff auf Echtzeitdaten ermöglicht eine genaue Analyse und Bewertung. Die Berichterstattung wird vereinfacht und beschleunigt, da die Daten aus den verschiedenen Quellsystemen automatisch aggregiert und in einheitlichen Berichten dargestellt werden.
Darüber hinaus profitieren Unternehmen durch den Einsatz von CFIN als Reporting-System von einer einheitlichen Datenstruktur und -qualität. Die Datenharmonisierungsfunktionen des Systems stellen sicher, dass die Finanzdaten aus den Quellsystemen standardisiert und vereinheitlicht werden. Dies ermöglicht auch den Einsatz analytischer Tools wie beispielsweise der SAP Analytics Cloud (SAC).
Unternehmen haben ferner die Möglichkeit, schrittweise vorzugehen und den Umfang der Implementierung anzupassen. So können sie zunächst nur ausgewählte Quellsysteme in Central Finance integrieren und die Reporting-Funktionalitäten nutzen. Dies ermöglicht einen schnellen Mehrwert und eine schnelle Implementierung, ohne die Finanztransformation sofort komplett umsetzen zu müssen. Dabei bieten sich vor allem die Kernfinanzprozesse der Hauptbuchhaltung, der Anlagenbuchhaltung sowie der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung an.
Im nächsten Schritt kann dann eine weitere Zentralisierung und Optimierung von Finance-Prozessen erfolgen. Die Abbildung zeigt eine Übersicht über mögliche Use Cases mit unterschiedlichen Nutzenpotenzialen für die Bereiche Steuerungs-Support, Effizienz und Kosteneinsparung sowie Qualität und Compliance.