Komplexe Matrix
Da sich die drei Archetypen und die vier Dimensionen in ihrem Umsetzungsaufwand deutlich unterscheiden, leistet eine Matrix Entscheidungshilfe. Ein Schattenpreis könnte beispielsweise vergleichsweise einfach sein, wenn die Tiefe flach gehalten wird, während ein konzernweiter Emissionshandel erheblich komplexer ist. Zusätzlich zu diesen grundlegenden Entscheidungen müssen die Ansichten und Anliegen zahlreicher Stakeholder sorgfältig eingepflegt werden, was eine komplexe Koordination erfordert.
Steuerliche Fragen
Die Auswahl eines geeigneten ICP-Typs und das Design der vier Dimensionen erfordern nicht nur eine sorgfältige Abwägung der ökologischen Ziele, sondern auch eine genaue Berücksichtigung der Auswirkungen auf Besteuerung, Rechnungslegung und Berichterstattung.
Wenn ein Unternehmen Klimaschutzzertifikate oder -Credits erwirbt, um seine Kohlenstoffemissionen zu kompensieren, kann dies Auswirkungen auf die Verrechnungspreise der verkauften Produkte oder der erbrachten Dienstleistungen haben. Die interne Festlegung eines CO2-Preises kann in diesem Zusammenhang eine Art Referenzpreis darstellen, der bei der Preisbildung von den Unternehmen berücksichtigt wird. Wenn also beispielsweise ein Unternehmen Kohlenstoffzertifikate zu einem Preis von 10 Euro pro Tonne CO2 erwirbt, sollte es diesen Preis im Rahmen seiner Verrechnungspreisermittlung berücksichtigen, um sicherzustellen, dass die Geschäfte fremdüblich, d. h. zum Marktpreis, abgewickelt werden. Dadurch würde sich der Preis für das Endprodukt insgesamt erhöhen, was wiederum Auswirkungen auf den Verkauf und letztlich auf den Gewinn hätte.
Insgesamt sind die Herausforderungen vielschichtig und erfordern eine schrittweise Überprüfung. Unternehmen müssen möglicherweise ihre Modelle über einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren hinweg überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass die gewählten Dimensionen und der Kohlenstoffreduktionsansatz effektiv sind und den sich laufend ändernden Anforderungen gerecht werden.
Verrechnungspreise zu Emissionsgutschriften
Die Vereinten Nationen haben im Frühjahr 2023 ein Papier mit dem Titel Transfer Pricing of Carbon Offsets and Carbon Credits veröffentlicht. Es geht um die Frage, wie sich Einkommen und Kosten aus dem CO2-Zertifikatehandel in einem Unternehmen gerecht verteilen lassen, basierend auf den jeweiligen Funktionen, Risiken und der erzielten Wertschöpfung und nach Ländern aufgeteilt. Zu den empfohlenen Maßnahmen zählt vor allem eine tiefgreifende Wertschöpfungsanalyse, die auch eine genaue DEMPE-Zuordnung (Development, Enhancement, Maintenance, Protection, Exploitation) einschließt. Die sachgerechte Zuordnung der entstandenen Kosten zu den Verrechnungspreisen bedingt eine differenzierte Betrachtung verschiedener Aspekte. Dazu zählen die Kosten für Materialien und Dienstleistungen, die im Zuge der Zertifikatserstellung aufgewendet werden, ebenso wie die Ausgaben für Arbeitnehmerleistungen und die Gebühren für die rechtliche Eintragung der Ansprüche.
DEMPE-Analyse
Auch die Abschreibung von Patenten und Lizenzen, die für die Generierung der Zertifikate genutzt werden, sowie die damit verknüpften Fremdkapitalkosten, die den Aktivierungskriterien genügen, müssen angemessen im Verrechnungspreissystem verankert werden. Parallel dazu ist die sachgerechte Zuordnung der Erlöse aus CO2-Zertifikaten von erheblicher Bedeutung, um Transparenz und eine ethisch fundierte Buchführung sicherzustellen. Das Papier der Vereinten Nationen befasst sich auch mit der Frage, wie Konzerne, die Zertifikate erwerben, im Vergleich zu jenen, die Emissionen verursachen, ihre Verrechnungspreise festlegen sollten. Der DEMPE-Analyse, die darauf abzielt, die volle Dimension von Funktionen, Risiken und Vermögenswerten zu verstehen, kommt hierbei eine zentrale Position zu.