Dunkle Wolken ueber der Europaeischen Zentralbank in Frankfurt am Main

Wie die Inflation den Zinsdruck erhöht

Wir haben gut 10 Jahre mit extremen Niedrigzinsen gelebt. Nun erleben wir eine rasante Zeitenwende. 

Überblick

  • In Deutschland dürften sich die Lebenshaltungskosten 2022 um sieben bis acht Prozent erhöhen. 
  • Die Europäische Zentralbank zögerte mit Rücksicht auf die Lage in einigen Mitgliedstaaten und erhöht angesichts der Rekordinflation erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum. 
  • Der Leitzins steigt von null auf 0,50 Prozent.

Viele haben von den extremen Niedrigzinsen profitiert – Unternehmen, Häuslebauer, der Staat, weil sie billig Geld aufnehmen und investieren konnten. Andere haben Geld verloren, weil es keine Zinsen mehr abwarf: Sparer, Lebensversicherungen, Bausparkassen. Nun erleben wir eine rasante Zeitenwende.

Die Zins- und Inflationswende hebt viele Gewissheiten und Gewohnheiten der letzten Jahre auf. Sie wirkt sich auf alle  Lebensbereiche aus und stellt Bürgerinnen und Bürger, Politik und Wirtschaft vor Herausforderungen. Das TLM fragt Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, was nun zu tun ist.

Grafik: Zinssatz der EZB für das Hauptrefinanzierungsgeschaeft

Interview Dr. Rainer Kambeck

Was macht den aktuellen Zinsanstieg so brisant, wenn nicht gar gefährlich?

Steigende Leitzinsen verteuern die Kredite, die Banken an Unternehmen ausgeben. Das dürfte die wirtschaftliche Entwicklung nach dem Auslaufen der verschiedenen in der Krise auf den Weg gebrachten Programme zum Kauf von Staatsanleihen drosseln. Das Problem besteht allerdings derzeit darin, dass die Inflation zum großen Teil eine importierte Inflation ist. Hier muss nicht nur die EZB reagieren, sondern auch die Bundesregierung. Letztere sollte Maßnahmen ergreifen, die an den Ursachen der Inflation ansetzen.

Brisant könnte der Zinsanstieg werden, weil noch unklar ist, wie stark drosselnd sich die Verteuerung der Kreditvergabe an Unternehmen auswirkt. Fest steht, dass die Unternehmen in Deutschland vor enormen Investitionsherausforderungen stehen. Aktuell liegt dabei der Schwerpunkt auf der Sicherung der Energieversorgung. Parallel sind Investitionen in die Transformation zur Klimaneutralität und in die Digitalisierung von Produktionsprozessen zu bewerkstelligen.

Diese Herausforderung werden die Unternehmen nur dann bestehen, wenn sich die Finanzierungskonditionen nicht deutlich verschlechtern. Gefährlich wird es dann, wenn die Kreditversorgung der Unternehmen durch die Geschäftsbanken auch auf Grund der zunehmenden Kapitalmarkt – bzw. Bankenregulierung immer teurer wird, weil die Banken bei ihren Kreditvergaben tendenziell immer mehr Eigenkapital hinterlegen müssen. Dann können sich „Kreditklemmen“ ergeben, die den seit einiger Zeit erhofften und dringend notwendigen Aufschwung ausbremsen.

Wie helfen höhere Zinsen gegen die Inflation?

Die EZB hat die Leitzinsen mit einem halben Prozentpunkt deutlicher erhöht als erwartet. Dies ist ein weiterer Schritt hin zu einer wieder restriktiveren Geldpolitik, nachdem bereits die Aufkaufprogramme von Staatsschuldpapieren beendet wurden. Eine solche restriktivere Geldpolitik drosselt auch die Kreditvergabe an Unternehmen, was insgesamt zu einer Abkühlung bei den Investitionen führt. Die Erwartung ist jetzt, dass der Prozess stetig steigender allgemeiner Preise gestoppt werden kann. Die Herausforderung besteht derzeit aber darin, dass zumindest die Inflation in Deutschland zum großen Teil eine importierte Inflation ist. Hier helfen die klassischen Instrumente nur bedingt. Es ist also nicht nur die EZB gefordert, sondern auch die Bundesregierung, die sich für funktionierende Lieferketten, neue Handelsverträge, den Abbau von Zöllen und insgesamt für optimale Rahmenbedingungen für den internationalen Handel stark machen sollte.

Hüter der Zinsen sind die Notenbanken. Die US-Fed hat die Leitzinsen bereits kräftig erhöht, die europäische EZB reagierte zurückhaltender. Wer macht es richtig?

Beachtet werden muss, dass US-Fed und EZB unterschiedliche Aufgaben haben. Die US-amerikanische Notenbank hat nicht nur die Preisniveaustabilität im Blick, sondern auch das wirtschaftliche Wachstum. Das ist bei der EZB anders: Sie ist allein der Preisniveaustabilität verpflichtet. Allerdings wurde das Mandat der EZB im Zuge der Finanzmarkt- und nachfolgenden Staatsschuldenkrise ausgedehnt, sodass die EZB zum Beispiel bei ihren Zinsentscheidungen auch die Konsequenzen für hoch verschuldete EU-Mitgliedstaaten im Blick haben muss. Insofern ist es schwer zu beurteilen, welche Zentralbank besser agiert. Richtig ist sicherlich, dass die EZB ihre Ankündigung einer Leitzinserhöhung am 21. Juli umsetzt und zugleich weitere Schritte ankündigt. Hier kann die EZB sicherlich von der Vorgehensweise der US-Fed lernen, die versucht mit möglichst viel Transparenz Markterwartungen zu steuern. Mit der Ankündigung eines neuen „Notfallprogramms“ zugunsten von Euroländern, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, versucht die EZB, neue vertrauensstärkende Maßnahmen in der Währungsunion zu etablieren und so den Euro zu stärken.

Ist die Leitzzinserhöhung der EZB zu begrüßen?

Die EZB hat die Leitzinsen erhöht – und das sogar deutlicher als erwartet. Dies war sicherlich ein überfälliger Schritt, der schon vor Monaten fällig war. Hätte die EZB früher reagiert, wäre die sich jetzt verfestigende Inflationsrate im Euroraum sicherlich heute weniger hoch. Das wäre für Unternehmen besser. Insbesondere zum Mittelstand zählende kleine und mittelgroße Unternehmen werden von allgemein steigenden Preisen belastet, derzeit getrieben insbesondere von steigenden Energiepreisen. Denn diese Betriebe sind in vielen Fällen nicht in einer Marktposition, die es ihnen erlaubt, gestiegene Energie- und allgemein Produktionskosten über Preise an Endkunden weiterzugeben. 

Dr. Rainer Kambeck

Leiter des Bereichs Wirtschafts- und Finanzpolitik, Mittelstand DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.

Kinder spielen 1923 mit den wertlos gewordenen Geldscheinen

Interview Markus Herbrand 

Wie sollte der Steuergesetzgeber auf die hohe Inflation und steigende Zinsen reagieren?

Die Inflationsrate wird solange hoch bleiben, wie Knappheiten und Engpässe verhindern, dass die Produktion ausgeweitet wird. Hier kann der Steuergesetzgeber ansetzen: Der Abbau der kalten Progression, gezielte Steuerentlastungen, aber auch der Abbau unnötiger bürokratischer Hemmnisse im Steuer- und Zollbereich müssen stärker ins Scheinwerferlicht rücken. Jetzt müssen politische Entscheidungen mit kühlem Kopf und ökonomischem Weitblick umgesetzt werden, dazu gehört sowohl ein verantwortungsvoller Umgang mit Forderungen nach Lohnsteigerungen, ein vernünftiges Haushalten mit den Finanzmitteln des Staates sowie gezielte Maßnahmen der Zentralbanken, die letztlich das Zepter zur Inflationsbewältigung in der Hand halten.

Die von der EZB getroffene Entscheidung zur Anhebung der Leitzinsen ist richtig und war auch angesichts der z. B. in den USA bereits erfolgten Maßnahmen im Kampf gegen die Inflation überfällig. In den aktuellen Zeiten kann der erhöhte Leitzins allein zwar kein Allheilmittel sein, um die Inflation umgehend zu stoppen. Gemeinsam mit den Maßnahmen von Bundesregierung und Ampelkoalition sorgt der nun endlich durchbrochene Kreislauf aus billigem Geld und folgenlosen Schulden aber hoffentlich für sinkende Inflationsraten. Schon viel zu lange hängen Staaten, Unternehmen und Privatleute am Tropf der Notenpressen. Der höhere Leitzins mag einigen Betroffenen Probleme bereiten, unterm Strich bleibt es dennoch der einzig richtige Weg, um aus der Misere des Wertverfalls unserer Gemeinschaftswährung herauszukommen. Im weiteren Jahresverlauf oder zu Beginn des kommenden Jahres können die Leitzinsen auch noch weiter steigen, um die Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation noch weiter zu verdeutlichen.

Grafik: Inflationsrate in der Eurozone

Eine Frage zur Zinsschranke, mit der unter anderem der deutsche Fiskus nach eigenen Worten missbräuchliche Gestaltungen verhindern will. Muss die Zinsschranke bei steigenden Zinsen angepasst werden? Ist die geplante Zinshöhenschranke überhaupt noch zeitgemäß?

Die Zinsschranke ist seit langem, aber insbesondere im Moment, zu Recht Gegenstand von politischen Debatten. Im Hinblick auf die Reduzierung ungewollter Gewinnverschiebungen und dadurch entstehender möglicher Ungerechtigkeiten ist die geplante Mindeststeuer ein Ansatz, der uns über bestehende nationale Instrumente nachdenken lassen sollte. Da warne ich allerdings vor einem neuen bürokratischen Ungetüm, dass von sämtlichen Beteiligten überhaupt nicht rechtsstaatlich administrierbar ist. Zudem wird die Mindeststeuer ihren Sinn nicht erfüllen können, wenn nicht ein Weg für eine gemeinsame steuerliche Bemessungsgrundlage gefunden wird. Insofern sehe ich die Staatengemeinschaft hier noch nicht am Ziel. Bis zur Schaffung aller notwendigen Voraussetzungen werden und müssen die nationalen Instrumente weiter diskutiert werden. Das gilt sicher auch für die Auswirkungen im Hinblick auf die Veränderung des Zinsniveaus und die geplante Zinshöhenschranke.

Markus Herbrand

Steuerberater und finanzpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion

Bulle und Baer vor der Frankfurter Wertpapierboerse

Interview Anja Schulz 

Wer gehört zu den Verlierern oder Gewinnern der Zinswende im Privatsektor?

Die Zinswende ist ein weiterer Faktor, der – neben Corona, Ukrainekrieg und steigenden Energiekosten – zumindest für Teile des Privatsektors zu einer zusätzlichen Belastung werden kann. Die Baubranche zum Beispiel ist seit Langem von Liefer- und Materialengpässen betroffen, steigende Zinsen könnten jetzt dazu führen, dass von lang geplanten Bau- und Modernisierungsprojekten abgesehen wird. In einigen Kommunen geben Käufer bereits ihre erworbenen Grundstücke, aufgrund der gestiegenen Baukosten, zurück. Im Bankensektor wurde die Freude über die Zinswende ja bereits von einem möglichen Gaslieferstopp und bestehenden Rezessionssorgen getrübt – Kreditausfälle sind möglich, die weiteren Entwicklungen sind abzuwarten.

Wie wirken steigende Zinsen auf Erspartes, Depots und Altersvorsorge?

Es ist absehbar, dass die Weitergabe von Negativzinsen durch Banken an ihre Kunden aufhören wird. Vereinzelt ist bereits ein kleines Angebot des Festgeldes zu beobachten. Gleichwohl reicht der Zinsertrag bei Weitem nicht, um die aktuelle Inflation aufzufangen. Für die langfristige Vermögensbildung ist die Anlage in Wertpapiere daher nach wie vor unabdingbar.

Gibt es ein Comeback des Sparbuches?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Beim derzeitigen Inflationsniveau wird kein Sparbuchzins mithalten können. Die Anlage von Kapital auf dem Sparbuch, das mehr als den Notgroschen ausmacht, wäre daher effektive Geldvernichtung.

Könnte die Zinswende Kleinanleger trotzdem wieder dazu verleiten, vermehrt auf altbewährte Spar- und Festgeldkonten zu setzen?

Das mag insgeheim die Hoffnung vieler Bürger:innen sein. Denn leider ist Deutschland noch kein Land der Aktionäre. Doch die Zeit während der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass das Interesse an einer Wertpapieranlage auch hierzulande deutlich zugenommen hat. Daran wollen wir anknüpfen und mit dem Zukunftsmodernisierungsgesetz wichtige Impulse zur Stärkung der Aktienkultur setzen.

Inwiefern?

Wir wollen bestehende Hemmschwellen für private Aktieninvestitionen senken und die Anlage in Wertpapiere insgesamt attraktiver machen. Aktiengewinne sollen bis zu einer gewissen Höhe steuerfrei bleiben und Verluste einfacher mit Einkünften aus anderen Einkunftsarten verrechnet werden können. Mit dem erhöhten Freibetrag für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen wollen wir zudem zu anderen Ländern wie Großbritannien oder Italien aufschließen.

Was ist mit der Lebensversicherung, wo der Garantiezins in den vergangenen Jahren extrem gesunken ist und es zum Teil gar kein Zinsversprechen mehr gibt?

Ich gehe von keinem Comeback der klassischen Lebensversicherung aus. Nach wie vor steckt der Großteil der Kundengelder in langfristigen Anleihen. Auch hier hat sich bereits lange vor der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung ein Umdenken eingestellt und es wird vermehrt in Fondspolicen für das Alter gespart. Das ist gerade im Hinblick auf die in der Regel sehr langen Laufzeiten auch genau richtig. 

Anja Schulz

Finanzberaterin, seit 2021 im Bundestag für die FDP und dort Mitglied im Finanzausschuss sowie im Ausschuss für Arbeit und Soziales

Sparbuch fuer den Zeitraum 1967 bis 1968 einer Sparkasse in Deutschland

Interview Holger Schmieding

Wie würden Sie nach Ihrer langjährigen Erfahrung den weiteren Verlauf der Zinsen prognostizieren? Oder anders gefragt: Wie lange geht es mit den Zinsen noch rauf, bevor es wieder
runtergeht?

Jahrelang haben deutsche Sparer darüber geklagt, dass es keine Zinsen mehr gäbe. Diese Zeiten sind vorbei. Mit Null- und Negativzinsen müssen wir für absehbare Zeit nicht mehr rechnen. Aber der Grund dafür ist nicht unbedingt erfreulich. Denn auch die Zeiten, in denen die Inflation nahezu immer unter der international üblichen Zielmarke von 2 Prozent lag, dürften vorerst nicht zurückkehren. Über den kriegsbedingten Anstieg der Preise für Energie und Nahrungsmittel hinaus werden die zunehmende Knappheit an Arbeitskräften, der so ausgelöste Lohndruck, die Kosten der Energiewende sowie das krisenfestere Aufstellen von Lieferketten auf Dauer für einen etwas höheren Preisauftrieb sorgen, als es in den letzten 20 Jahren der Fall war.

Grafik: Effektivzins für Hypothekendarlehen in Deutschland

Wie sehr hängt der schwache Euro gegenüber dem Dollar mit der unterschiedlichen Leitzinspolitik der EZB und der Fed zusammen? Und droht hier ein Währungskonflikt?

Auch die Europäische Zentralbank hat mittlerweile die Zinswende eingeleitet. Da in der Eurozone – anders als in den USA – der hausgemachte Inflationsdruck erst langsam zunimmt, wird die EZB dabei weiterhin vorsichtiger vorgehen als die US Fed. Wir rechnen damit, dass der Hauptrefinanzierungssatz der EZB im Dezember 1,5 Prozent erreichen könnte, während der US-Leitzins bis dahin auf mindestens 3,5 Prozent gestiegen sein dürfte. Entsprechend könnte der US-Dollar vorerst stark bleiben, auch wenn er bereits jetzt weit oberhalb des langfristig angemessenen Wertes von etwa 1,30 Dollar pro Euro notiert.

Allerdings drohen die USA und Europa in eine Rezession abzugleiten. In den USA könnte die Fed ihren Leitzins ab Frühjahr 2023 wieder senken, während die EZB dann vermutlich auf ihrem immer noch recht niedrigen Zinsniveau bleiben dürfte. Wenn der Markt damit rechnet, dass der transatlantische Zinsabstand wieder abnimmt, dürfte dann auch der Euro sich gegenüber dem Dollar wieder erholen können, vielleicht auf 1,10 oder sogar 1,15 zum Dollar Ende nächsten Jahres.

Holger Schmieding

Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank, deren geschäftliche Wurzeln bis ins Jahr 1590 zurückreichen

Innenansicht eines Produktionswerks der Siemens AG in Berlin, Deutschland

Interview Mareike Röckendorf

Was bedeuten steigende Zinsen für die Unternehmen?

Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und unterbrochene Lieferketten haben dazu geführt, dass Investitionsprojekte aufgeschoben werden mussten. Nun wird auch noch das Fremdkapital für diese dringend notwendigen Investitionsprojekte teurer. Eine Entwicklung, die auch unsere Mitglieder nicht kalt lässt. Es ist deshalb wichtig, dass die Politik jetzt die richtigen ordnungspolitischen Impulse für Investitionen setzt – beispielsweise über die im Koalitionsvertrag angekündigte Superabschreibung.

Wie sollten Unternehmen nun ihren Kapitalbedarf decken?

Familienunternehmer stehen für den Einklang aus Risiko und Haftung und für eine durch Eigenkapital geprägte Finanzierungsstruktur. Unsere Mitglieder sind deshalb grundsätzlich gewappnet für die Zinswende. Die Politik sollte diese gesunde Finanzierungsstruktur unterstützen und die längst überfällige Reform zur Gewinnthesaurierung anstoßen – Eigenkapitalfinanzierung muss jetzt eine echte Alternative zum Fremdkapital werden.

Mareike Röckendorf

Leiterin Steuern und Finanzen beim Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V., dem 6000 mittelständische Mitglieder angehören

Grafik: Wechselkurs des Euro gegenueber dem US-Dollar

Interview Dr. Michael Meister

Warum ist die Leitzzinserhöhung richtig?

Aufgrund gestörter Lieferketten, explodierender Energiepreise und einer über viele Jahre expandierenden Geldmenge ist die Inflation im Euroraum zuletzt auf über acht Prozent gestiegen – und damit auf einen neuen Rekordwert. Die EZB muss die Geldwertstabilität in der Eurozone gewährleisten und deshalb bei den Marktteilnehmern die Erwartung einer Inflationsrate um zwei Prozent wecken. Hierfür sind zügige und deutliche Erhöhungen des Leitzinses ein notwendiges Signal.

Dr. Michael Meister

CDU-Politiker und Mitglied des Bundestages seit 1994, von 2013 bis 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium bzw. im Bundesforschungsministerium

Fazit

An Deutschland dürften sich die Lebenshaltungskosten 2022 um sieben bis acht Prozent erhöhen. Die Hypothekenzinsen kletterten binnen weniger Monate von knapp einem auf mehr als drei Prozent. In den USA und der Schweiz hoben die Notenbanken im ersten Halbjahr ihre Leitzinsen an. Die Europäische Zentralbank dagegen zögerte mit Rücksicht auf die Lage in einigen Mitgliedstaaten und zum Verdruss in Deutschland und erhöht angesichts der Rekordinflation erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum. Der Leitzins steigt von null auf 0,50 Prozent.

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