Wie kann IBM dabei helfen?
Adam Thompson: Wir bringen unsere Expertise aktiv ein, um einen nachhaltigen Impact zu erzielen. Gemeinsam mit EY haben wir unterschiedliche Offerings entwickelt, um Organisationen optimal zu unterstützen. Da gibt es beispielsweise unsere Industry Data Fabric, die ein Technologie-agnostisches Data Layer für komplexe Datenanalysen in Echtzeit verfügbar macht. Oder die Scalable Lifecycle Analysis, mit der Organisationen den Carbon Footprint ihrer Produkte sichtbar machen können, um auch kleinste Optimierungspotenziale offenzulegen. Unsere Carbon Off-Setting Platform hilft derweil dabei, die Möglichkeiten zum Co2-Ausgleich zu optimieren, und mit dem Green Compass lässt sich der CO2-Fußabdruck in Wertschöpfungsketten minimieren – bei weniger Risiko und bis zu 32 Prozent höherer Effizienz. Aber es geht uns nicht darum, eine Vielzahl einzelner Werkzeuge anzubieten. Unser Ziel ist es vielmehr, einen umfassenden Baukasten miteinander kompatibler und für die Zusammenarbeit optimierter Lösungen aus einer Hand zugänglich zu machen.
Wie ist die aktuelle Situation dazu auf dem Markt?
Florian Huber: Der Markt für Lösungen zu Nachhaltigkeit im Beratungs- und Technologiebereich ist noch sehr fragmentiert, sehr uneinheitlich. Die Erfahrung zeigt, dass Organisationen gezielt nach Lösungen aus einer Hand suchen. Sie wollen im Optimalfall einen einzelnen Anbieter, der dabei helfen kann, die gesamte grüne Transformation schlüssig, strategisch und strukturiert zu managen. Das liegt auch an der Komplexität des Ganzen. Es geht dabei um enorme Datenmengen, langfristige strategische Neuausrichtungen und die Konfrontation mit Sachverhalten, Risiken und regulatorischen Umfeldern, die heute kaum abzusehen sind, auf die aber unter Umständen schnell und konsequent reagiert werden muss. Deshalb geht es uns auch nicht lediglich um Carbon Offsetting. Das ist ein wichtiges Werkzeug, aber ein temporäres. Wichtig ist, Dekarbonisierung als einen umfassenden, integralen Bestandteil der langfristigen Strategie zu begreifen und entsprechend zu handeln. Dafür braucht es wieder Transparenz und Vertrauen in die gewählten Lösungen und die technischen Systeme.
Wie wird sich das absehbar entwickeln? Auf welche Trends sollten sich Organisationen einstellen?
Florian Huber: Grundlegend wird immer mehr das Reporting automatisiert werden, mit dem Ziel, umfassende Real-Time-Kapazitäten zur Verfügung zu haben. Zudem müssen belastbare Zukunftsszenarien berechnet und designt werden, die unter anderem regulatorische Entwicklungen sowie Klimarisiken, Technologie-, CO2-Preis- und Wettbewerbsentwicklungen antizipieren, um den Handlungsraum der Unternehmen abzustecken und die strategische Positionierung und Steuerung zu ermöglichen. Dazu wird künstliche Intelligenz immer umfangreicher interne und externe Daten zusammenbringen, analysieren und klar und verlässlich nutzbar machen. Das wird eine Qualität erreichen, die bis dato nicht denkbar war. Außerdem wird der Austausch von Informationen durch die gesamte Organisation und über das eigene Ökosystem hinweg essenziell werden, also auch über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinweg, entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Am Markt sehen wir darüber hinaus einen klaren Trend hin zu deutlich umfangreicheren und rigoroseren Nachhaltigkeitsbewertungen. So führen laut unserer weltweiten Umfrage unter institutionellen Anlegern 72 Prozent eine strukturierte, methodische Bewertung der nichtfinanziellen Offenlegungen durch – 2018 waren es lediglich 32 Prozent. Von diesen Trends zu profitieren setzt aber voraus, jetzt zu handeln. Wer zögert, verpasst möglicherweise die Chance, die eigene grüne Transformation maßgeblich zu gestalten.
Adam Thompson: Am Ende gilt, dass durch den Klimawandel entstehende Risiken genau wie die Corona-Pandemie einen klar globalen Charakter haben. Lösungen auf Länderbasis sind wichtig und sinnvoll, aber wir brauchen dennoch einen holistischen Ansatz. Klima- und Produktionsdaten, Infrastrukturinformationen, Risikoeinschätzungen, regulatorische Rahmenbedingungen und andere Perspektiven sind alles wichtige Teile, die zu einem umfassenden Bild möglicher Zukunftsszenarien zusammengefügt werden müssen. Dann erst können daraus sinnvolle, langfristige Handlungsoptionen abgeleitet werden. Die in unserer Kooperation entwickelten, optimal vernetzten Lösungen sind ein wichtiger Schritt dabei.