Stapel Goldmünzen

Wie Unternehmen interne Finanzierungsquellen effizient nutzen können

Der Zugang zu Finanzierung wird zur Herausforderung – Performance, Kapitalallokation und interne Transformation gewinnen an Bedeutung.


Überblick

  • Finanzierung ist erheblich teurer geworden. Für Unternehmen wird es umso wichtiger, auch intern nach Einspar- und Finanzierungspotenzial zu suchen. 
  • Für eine Transformation müssen Kosten, Ressourcenallokation, Personaleinsatz, Lage der Geschäftsfelder etc. regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden. Diese Überprüfung hilft der eigenen Performance, macht aber auch den Zugang zur Finanzierung einfacher – und sichert so die Wettbewerbsfähigkeit.  

Das Geschäftsumfeld bleibt komplex. Weltweit hat sich das Wirtschaftswachstum deutlich abgekühlt. Im vergangenen Jahr lag der Zuwachs des globalen BIP mit 2,7 Prozent so niedrig wie seit 2001 nicht mehr, wenn man von den Sonderfällen der Finanzkrise und der Pandemie absieht. Die EY-Ökonomen gehen auch für das laufende Jahr mit 2,9 Prozent nur von einer leichten Verbesserung aus.

Gleichzeitig haben die Preisschübe der vergangenen Jahre bei Zentralbanken zu einem Umdenken geführt. Die Höchststände der vergangenen zwei Jahren haben die Inflationsraten zwar hinter sich gelassen, doch die Lage bleibt uneindeutig. Vielerorts steigen die Preise für Dienstleistungen weiter kräftig, die Arbeitsmärkte bleiben eng. Es gilt als ausgemacht, dass das Zinsniveau noch für eine Weile deutlich höher bleiben wird als vor 2021.

Kontinuierliche Transformation zur Leistungsverbesserung

In diesem herausfordernden Umfeld ist es für Unternehmen umso wichtiger, im Wettbewerb zu bestehen. Innovation, strategische Anpassungen und Transformation gehören weiter fest zum Programm. Doch die traditionelle Kreditfinanzierung für diese Schritte ist teurer und komplexer geworden. Zudem fordern Kreditgeber Belege dafür, dass Geschäftstransformationen die Rentabilität sichern.

Geschäftsleitung und Management müssen das eigene Unternehmen daher noch agiler und resilienter aufstellen und alle Stellschrauben nutzen, um Wachstumschancen zu verbessern, finanzielle Prozesse zu optimieren und Risiken zu reduzieren. Strategisches Kostenmanagement gehört dazu, aber auch Ansätze, um die Kapitalallokation zu optimieren, Leistung zu verbessern oder Investitionsausgaben neu zu bewerten. Diese Restrukturierungskonzepte können gleich doppelt zum Erfolg führen: Sie reduzieren die Kosten externer Finanzierung und verbessern zusätzlich die strategische Position des Unternehmens.

Transformation navigieren: interne Finanzierungsstrategien

Für seinen EY CEO Outlook befragt EY regelmäßig rund 1.200 Führungskräfte. Risiken für das Unternehmenswachstum gehören zu den zentralen Themen. Das Ergebnis der jüngsten Umfrage: Trotz Herausforderungen wie gestiegener Kosten und höherer Zinsen bleiben Geschäftsführer optimistisch. Sie legen dabei einen erheblichen Schwerpunkt auf die Anpassung des Geschäftsportfolios. 95 Prozent der Befragten wollen die begonnene Transformation im laufenden Jahr beibehalten oder beschleunigen, um durch eine Verbesserung der Performance oder Restrukturierung die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

EY CEO Outlook
der Befragten wollen die begonnene Transformation im laufenden Jahr beibehalten oder beschleunigen, um durch eine Verbesserung der Performance oder Restrukturierung die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

The International Insolvency & Restructuring Review 2024/25

Navigating financial challenges in a changing economic landscape

Financing the Transformation

Insbesondere geht es dabei darum, durch strategisches Kostenmanagement interne Finanzierungsquellen zu erschließen. 48 Prozent der Befragten geben an, dass sie mit dieser Strategie arbeiten und beispielsweise Kapital anders nutzen und Kosten strategisch managen.

Anpassung an die Marktdynamik

Angesichts der höheren Kapitalkosten und einer steigenden Risikoaversion bei Investoren lohnt es sich für Unternehmen, zu prüfen, was sie extern finanzieren wollen und welche Alternativen ihnen intern zur Verfügung stehen. Transformation und Restrukturierung aufzuschieben, bis sich die Lage entspannt, verspricht keinen Erfolg. Vielmehr sind alternative Finanzierungslösungen gefragt, um die Auswirkungen des schwächeren makroökonomischen Ausblicks auf Gewinne und Bilanzen abzumildern.

Die Ergebnisse des jüngsten EY CEO Outlook zeigen bereits einen bemerkenswerten Wandel. Nur fünf Prozent planen eine Pause oder Reduzierung bei den Transformationsbemühungen. Die große Mehrheit setzt auf Leistungsverbesserung. Wachstum um jeden Preis wird abgelöst von nachhaltigem Wachstum. Rentabilität und Wertschöpfung spielen durchgängig eine wichtige Rolle.

Verbessern, um zu investieren

Es sind anpassungsfähige Organisationen, die am besten in der Lage sind, die Situation zu meistern, sich weiterzuentwickeln und Veränderungen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Ein konsequenter Ansatz geht über die reine Optimierung bestehender Strukturen hinaus. Mit den richtigen Hebeln lassen sich finanzielle Ressourcen freisetzen, nicht länger gebundenes Kapital wird auf strategisch wichtige Ziele umgelenkt.

EY-Parthenon Grafik: Anpassungsfähige Organisationen

Dabei kommen unterschiedliche Hebel in Frage.
 

Optimierung der Herstellungskosten (COGS) für bessere Bruttomargen

Unternehmen sollten regelmäßig ihre Kosten bewerten und nach Optimierungspotenzialen suchen. Mehr Flexibilität bei den Personalkosten (etwa durch Kurzarbeit, Einstellungsstopps oder Beendigung befristeter Verträge) oder Maßnahmen zur Senkung der Herstellungskosten (englisch Cost of Goods Sold, kurz COGS). Strategische Beschaffung und eine passgenaue Auswahl von Zulieferern können die Kosten für Rohstoffe und Dienstleistungen reduzieren und gleichzeitig die Lieferkette sichern. Mögliche Schritte sind eine Konsolidierung der Lieferanten, die Nutzung von Mengenrabatten und der Ausbau der Lieferantenbeziehungen, um bessere Konditionen zu gewährleisten.
 

Die Portfoliooptimierung hilft dabei, Produkte mit niedrigen Margen zu identifizieren und solche einzustellen, die nicht zum Kernangebot zählen. Das senkt Komplexität und Kosten. Make-or-Buy-Entscheidungen vergleichen die interne Produktion von Waren oder Dienstleistungen mit einem Bezug von außen. Auch eine Überprüfung von Standorten ist nützlich. Veränderungen können die Effizienz verbessern, Vorlaufzeiten verkürzen, Kosten verringern, Umweltbelastung reduzieren und Wettbewerbsfähigkeit ausbauen.
 

Unter dem Strich steht eine Verbesserung der Bruttomarge, die wiederum Ressourcen für die strategische Transformation freimacht. Der Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz gehört ebenfalls zu den Stellschrauben für eine verbesserte Produktivität. Optimierungen im Vertrieb, etwa bei der Preisgestaltung oder beim Forderungsmanagement, bieten zusätzliches Potenzial.
 

Rationalisierung der strukturellen Kosten zur Verbesserung der Nettomarge

Vertriebs- und Verwaltungskosten (englisch Selling, General and Administrative, kurz SG&A) können ebenfalls bei der Finanzierung der Transformation helfen. Eine Prüfung des Betriebsmodells kann Ineffizienzen und Überschneidungen identifizieren, die sich beseitigen lassen. Automatisierung und Künstliche Intelligenz ersetzen viele manuelle administrative Aufgaben, so dass Ressourcen für Innovation und strategische Entscheidungen genutzt werden können.
 

Prozesse zu standardisieren und zu harmonisieren, spart Kosten, verbessert die Effizienz und macht viele Vorgänge transparent. Wichtig ist auch der Blick auf Liquidität, zum Beispiel indem eine mögliche Optimierung der Steuerbelastung oder Sparmaßnahmen wie Reisebeschränkungen und Ausgabenbegrenzungen geprüft werden.
 

Working Capital und strategischen CapEx im Blick

Ein effizientes Management des Working Capital ist entscheidend für die interne Finanzierung. Die Reduzierung von Lagerbeständen kann Kapital freisetzen, etwa durch verbesserte Supply-Chain-Strategien, Logistik und Beschaffungsmodelle. Ein robuster Forderungseinzug verbessert den Cashflow, genauso wie die Trennung von Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Alternative Investitionsmodelle, die Nutzung von Ausrüstung gemeinsam mit Partnern oder die Auslagerung von Funktionen können ebenfalls Kosten sparen und die Flexibilität verbessern.

Maßgeschneiderte Strategien für bessere Leistung

Nachhaltiges und transformatives Wachstum lässt sich mit einer maßgeschneiderten Strategie zur Leistungsverbesserung erreichen, die auf die eigene Branche zugeschnitten ist. Unternehmen, die sich auf die Verbesserung der Margen konzentrieren und ihre SG&A-Kosten optimieren, können Komplexität managen und Synergien freisetzen.

Dafür müssen Unternehmen operative Themen wie Durchlaufzeiten und Lagerbestände angehen. Compliance ist wichtig, um Qualität zu sichern und die nötigen Standards einzuhalten. Im Bereich Kapitalinvestitionen steckt ebenfalls Potenzial in Form von Vertragsmanagement, Mitarbeiterqualifizierung und Investitionen in Technologie zur Kostensenkung.

Neben Kosteneinsparungen, Umsatzwachstum und einer verbesserten finanziellen Leistungsfähigkeit hat der Fokus auf ein optimiertes Betriebsmodell einen weiteren Vorteil: Er schafft eine Kultur der Innovation und macht das Unternehmen damit deutlich anpassungsfähiger an die alltäglichen komplexen Herausforderungen.

Co-Autor: Nick Memminger

Fazit

Angesichts höherer Zinsen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, neue Konzepte für Investitionen zu entwickeln. Dabei sollten sie den Blick ganzheitlich auf Maßnahmen richten, die auf die eigene Situation zugeschnitten sind, um die Leistung des Unternehmens zu verbessern. Strategische Kostensenkungen, effizientes Working Capital Management und optimierte Liquidität sind Ansatzpunkte für Wachstumspotenzial, aber auch für mehr Resilienz. Eine ganzheitliche Transformationsstrategie hilft nicht nur, die aktuelle Komplexität zu bewältigen. Sie schafft auch die Voraussetzung für Wettbewerbsvorteile in der Zukunft.

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