Ein Bauer, der einen Samen in einem kleinen Behälter in einer Gärtnerei pflanzt

Wie Nachhaltigkeit Unternehmensverkäufe bestimmt

Was ESG bei Transaktionen für Verkäufer bedeutet und wie diese Nachhaltigkeit für sich nutzen können.


Überblick

  • Bei Unternehmenstransaktionen und deren Finanzierung rücken ESG-Faktoren zunehmend in den Fokus.
  • Eine schwache Nachhaltigkeitsperformance kann selbst finanziell erfolgreiche Unternehmen unverkäuflich machen.
  • Verkäufer können sich mit dem Aufbau einer ESG-Organisation vorbereiten, um wichtige Lücken vor dem Verkauf zu schließen.

Getrieben durch hohe gesellschaftliche Erwartungen und rechtliche Anforderungen beeinflussen die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung auch die Bereiche Mergers & Acquisitions (M&A) und Corporate Finance. Immer mehr Unternehmen, Banken und vor allem institutionelle Investoren berücksichtigen die ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bei ihren Investitions- und Transaktionsentscheidungen. Wer eine gute Nachhaltigkeitsperformance vorzuweisen hat, kann den Wert seines Verkaufsobjekts steigern. Am anderen Ende wird eine schwache oder nicht vorhandene ESG-Performance mit Preisabschlägen bestraft oder kann einen Verkauf gänzlich scheitern lassen. Wir beleuchten, wie sich die Verkäuferseite im M&A-Prozess durch gute Vorbereitung den erhofften Kaufpreis sichert und warum der Wechsel zu grünem Strom allein nicht unbedingt zum erhofften Ziel führt.

ESG beeinflusst alle Schritte des Transaktionsprozesses

Aus Sicht eines Verkäufers von Unternehmensteilen oder Geschäftsbereichen lässt sich der Transaktionslebenszyklus in drei Schritte einteilen:

  1. Strategie definieren
  2. Verkaufsprozess planen
  3. Verkauf umsetzen

In allen Schritten spielen ESG-Kriterien eine Rolle. Bei der strategischen Entscheidung, wie der Transaktionsumfang umrissen wird, wurden traditionell vor allem finanzielle Indikatoren herangezogen. Mit Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bekommt der standardisierte Prozess der doppelten Wesentlichkeitsanalyse einen besonderen Stellenwert. Hierbei können zuvor unbekannte ESG-Risiken identifiziert werden und die Einordnung eines Unternehmens oder Unternehmensteils als Non-Core Asset beeinflussen. Dies führt zu einer größeren Bedeutung der ESG-Story, schließlich spielt es eine entscheidende Rolle, ob es sich um „grüne“ oder „graue“ Assets handelt. Soll ein Unternehmensteil mit negativen ESG-Merkmalen wie belasteten Böden an Chemiestandorten, Menschenrechtsproblemen bei Zulieferern oder unzureichenden Compliance-Strukturen verkauft werden, sind weitere Anstrengungen nötig, um den erwünschten Verkaufspreis zu erzielen. Alternativ kann ein Asset, das nach ESG-Kriterien sehr gut dasteht, leichter am Markt platziert werden und durch den Veräußerungserlös beispielsweise die Transformation der nicht veräußerten Unternehmensteile finanzieren.



Bei der strategischen Entscheidung, wie der Transaktionsumfang umrissen wird, spielt es eine entscheidende Rolle, ob es sich um „grüne“ oder „graue“ Assets handelt. Es liegt auf der Hand, dass sich Geschäftsbereiche mit guter ESG-Performance besser im Schaufenster machen.



Die Planung des Verkaufsprozesses übernehmen bei großen Deals vor allem Banken oder Investmenthäuser, im Mittelstand aber auch andere Beratungen. Hier geht es darum, potenzielle Käufer zu finden und deren Ansprüche auszuloten. Käufer prüfen ihrerseits vor einem Unternehmenskauf das Zielunternehmen im Rahmen einer Due Diligence. Standen hier früher vor allem die Finanzkennzahlen im Fokus, werden heute ESG-Themen angesichts ihrer Bedeutung für den künftigen Erfolg eines Unternehmens in gleichem Maße mit berücksichtigt. Schließlich könnten negative Umweltauswirkungen oder regulatorische Risiken dazu führen, dass ganze Märkte wegbrechen oder Produkte im Vergleich zum Wettbewerb teurer werden, etwa durch strengere Lieferkettengesetze oder fehlende Anstrengungen in Sachen Kreislaufwirtschaft. Kurz gesagt: Potenzielle Käufer wollen mit der ESG-Due-Diligence herausfinden, wo es etwaige Risiken gibt.

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Auf Verkäuferseite geht es vor allem darum, den Verkauf so gut vorzubereiten, dass der Übergang zum Käufer reibungslos abläuft und das Asset voll funktionstüchtig ist. Mit Blick auf den Bereich Nachhaltigkeit ergeben sich hier, je nach Reifegrad des Assets, unterschiedliche Möglichkeiten. Steht das Asset bereits gut dar, kann dies mittels einer ESG-Due-Diligence transparent gemacht und damit der Verkaufspreis erhöht oder zumindest ein Abschlag vermieden werden. Soll hingegen ein Geschäftsbereich abgestoßen werden, der nicht separat aufgestellt ist und über keine eigene Nachhaltigkeitsstrategie und -organisation verfügt, können hier vor Verkauf dennoch Quick Wins zur Wertoptimierung realisiert werden. Dazu gehört neben dem Aufbau einer ESG-Organisation mit klaren Zielen und Verantwortlichkeiten auch eine transparente Aufstellung der Risiken. Um die ESG-Performance transparent zu machen, müssen relevante Kennzahlen (KPI) definiert werden und entsprechende Daten wie Wassernutzung, Energieverbrauch oder Arbeitsunfälle separat erhoben werden. Verkäufer sollten dabei im Hinterkopf behalten, dass es ein halbes Jahr dauern kann, einen ESG-Reporting-Prozess aufzusetzen.



Eine schlechte ESG-Performance zu verschweigen würde Käufer erst recht abschrecken.



Es mag aus Verkäufersicht verführerisch erscheinen, mit ein paar kosmetischen Eingriffen die ESG-Performance aufzuhübschen: Zu einem Anbieter von Ökostrom zu wechseln, das Dach der Zentrale zu begrünen oder eine Solaranlage auf die Firmengarage zu montieren, diese Maßnahmen leisten zwar einen sinnvollen Beitrag, sind aber nicht der große Hebel, um wirklich negative Auswirkungen abzumildern. Wichtiger hingegen ist die Einbettung von Nachhaltigkeit in die gesamte Unternehmensstruktur, von der Strategie bis hin zu den Unternehmensprozessen. Dies ist die Basis für eine ESG-konforme Berichterstattung und vereinfacht den Transaktionsprozess enorm.

 

Auf der anderen Seite ist es keine Option, eine schlechte ESG-Performance zu verschweigen. Das würde potenzielle Käufer erst recht abschrecken. Denn es ist besser, die White Spots zu benennen, als Kaufinteressierte völlig im Unklaren zu lassen. Bei wenig nachhaltigen Geschäftsfeldern sollten Unternehmen zumindest über ihre Ziele oder Kompensationsmaßnahmen berichten.

 

Die Verkaufsumsetzung zielt darauf ab, neben der ESG-Due-Diligence und der ESG-Story mit definierten Zielen und Maßnahmen am Tag des Übergangs vom Verkäufer auf den Käufer eine Geschäftseinheit mit einer funktionsfähigen ESG-Organisation und einer den regulatorischen Vorgaben wie der CSRD, der EU-Taxonomie oder dem deutschen Lieferkettengesetz entsprechenden Berichterstattung übergeben zu können.

Fazit

Bei Unternehmenstransaktionen spielen Nachhaltigkeitsaspekte neben den Finanzkennzahlen eine immer größere Rolle. Eine schlechte oder fehlende ESG-Performance stellt ein Risiko dar, denn sie kann den Preis erheblich drücken, potenzielle Käufer abschrecken oder die Finanzierung erschweren. Dagegen können eine gut aufgestellte ESG-Organisation und durchdachte Nachhaltigkeitskonzepte dem Verkäufer eine bessere Position bei den Verhandlungen sichern.

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