ESRS E5 untergliedert sich neben dem auf ESRS 2 basierenden Abschnitt zur Risiko- und Chancenbewertung in sechs Schwerpunktthemen, die sich mit konkreten Maßnahmen und Metriken beschäftigen und wiederum jeweils bis zu sechs konkrete Indikatoren erfordern.
E5-1: Richtlinien im Zusammenhang mit der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft
Im ersten Abschnitt der ESRS E5-Berichterstattung müssen Unternehmensrichtlinien dargestellt werden, die sich mit den aus der Ressourcennutzung entstehenden Folgen, Risiken und Chancen beschäftigen. Inhaltlich sollten diese Richtlinien behandeln, ob und wie das Unternehmen den Übergang von der Verwendung von primären Ressourcen hin zu einer verstärkten Nutzung von sekundären (recycelten) Ressourcen gestaltet und die nachhaltige Beschaffung und Nutzung erneuerbarer Ressourcen fördert. Mit 70 Prozent hat bereits ein Großteil der analysierten DAX-Unternehmen damit angefangen, diesen Punkt in Form von allgemeinen Überlegungen sowie strategischen Ausrichtungen in ihre die aktuellen Nachhaltigkeitsberichte aufzunehmen. Nichtsdestotrotz ist eine Konkretisierung der Richtlinien notwendig, um den Bezug zu Materialflüssen aufzuzeigen und den neuen Standards vollumfänglich zu entsprechen.
E5-2: Maßnahmen im Zusammenhang mit der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft
Der zweite Abschnitt der E5-Anforderungen soll konkrete Aktionen und Maßnahmen benennen, die zur Umsetzung der Richtlinien beitragen. Zusätzlich sollen die Beziehungen zwischen den Maßnahmen und der Abfallhierarchie aufgezeigt werden, um ihren Beitrag zur Circular Economy klar zu definieren. Knapp die Hälfte der DAX-Unternehmen erfüllt die Grundanforderung des Standards bereits, indem zirkuläre Initiativen aufgezeigt werden. Bei über vier von fünf Konzernen fehlt allerdings noch der Bezug zur Abfallhierarchie. Die Berichterstattung muss also künftig angepasst werden, um die detaillierteren ESRS-Anforderungen zu erfüllen.
E5-3: Ziele im Zusammenhang mit der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft
Im dritten Abschnitt werden Unternehmen aufgefordert, ihre Ziele in Bezug auf Circular Economy offenzulegen. Konkret geht es um Zielsetzungen in fünf Kategorien:
- die Steigerung des zirkulären Produktdesigns (beispielsweise in den Bereichen des Designs für Langlebigkeit, der Demontage, der Reparierbarkeit oder der Wiederverwertbarkeit)
- die Steigerung der Verwendungsrate zirkulärer Materialien
- die Minimierung der Nutzung primärer Rohstoffe
- die nachhaltige Beschaffung und Nutzung erneuerbarer Ressourcen gemäß dem Kaskadenprinzip
- die nachhaltige Gestaltung des Abfallmanagements, einschließlich der Vorbereitung auf eine sachgemäße Behandlung
Zusätzlich enthält dieser Abschnitt weitere Zielsetzungen im Kontext der Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. So können Unternehmen beispielsweise angeben, welche Ziele sie sich in den Bereichen Wiederverwendung und -aufbereitung setzen, welche Rückgewinnungsquote sie am Produktlebensende anstreben oder welche Richtwerte sie bei der Festlegung ihrer Ziele berücksichtigen, und ob diese Richtwerte durch gesetzliche Vorschriften vorgeschrieben sind oder freiwillig berichtet werden. Ambitionen in Bezug auf Circular Economy und Ressourcennutzung stellen die erste große Lücke in der Berichterstattung dar: Lässt man Ziele im Rahmen des Abfallmanagements außer Acht, kommuniziert derzeit nur knapp ein Viertel der DAX-Unternehmen für ESRS E5 relevante Zielsetzungen in ihren Nachhaltigkeitsberichten.
E5-4: Ressourcenzuflüsse
Der vierte Abschnitt der ESRS E5-Standards thematisiert die Ressourcen- und Materialzuflüsse des Unternehmens. Ziel ist es, eine Quantifizierung des generellen Zuflusses sowie des Anteils an erneuerbaren, recycelten und gebrauchten Materialen zu erarbeiten und diese offenzulegen.
Im Zusammenhang mit E5-4 sind folgende KPIs zu berichten:
- das Gesamtgewicht der Produkte sowie aller technischen und biologischen Materialien, die während des Berichtszeitraums verwendet wurden
- der Prozentsatz der biologischen Materialien, die nachhaltig beschafft wurden, um die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens herzustellen
- das Gewicht, sowohl in absoluten Werten als auch in Prozent, von wiederverwendeten oder recycelten Komponenten, Zwischenprodukten und Materialien, die zur Herstellung der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens verwendet wurden
Mit Blick auf die aktuelle Datenlage lässt sich auch hier feststellen, dass die Unternehmen Nachbesserungsbedarf haben: Lediglich ein Viertel der DAX-Unternehmen erwähnt Materialflüsse in ihren aktuellen Berichten. Bisher haben wir festgestellt, dass in vielen Unternehmen erhebliche Informationslücken bezüglich der Ressourcenströme bestehen. Diese Lücken sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die erforderlichen Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette anfallen. Dadurch fehlende Informationen müssen daher nicht nur im eigenen Betrieb, sondern entlang der gesamten vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette generiert werden.
E5-5: Ressourcenabflüsse
Der fünfte Abschnitt der ESRS E5 Standards knüpft an Materialzuflüsse an und beschäftigt sich mit dem durch das Unternehmen erzeugten Materialabflüsse. Neben Angaben zu zirkulären Produkten steht das Abfallaufkommen innerhalb des Unternehmens im Vordergrund. Zusätzlich zur Abfallmenge ist auch über Zusammensetzung und Abfallbehandlungsoptionen zu berichten. Im Gegensatz zu den Materialzuflüssen schneiden die aktuellen Nachhaltigkeitsberichte bei den Outputs deutlich besser ab. Dies dürfte daran liegen, dass Unternehmen derzeit bessere Informationen über ihre Produktionsprozesse haben als über ihre Abfallströme. Letztere sind oft ungenau definiert, wobei einige Indikatoren, darunter etwa die Gesamtmenge nicht recycelter Abfälle und gefährlicher sowie radioaktiver Abfälle, bereits in früheren EU-Verordnungen erfasst wurden.
Über 85 Prozent der analysierten Unternehmen berichten über allgemeine Abfallkennzahlen. Knapp die Hälfte erfüllen die Anforderungen an Zusammensetzung und Behandlungsoptionen. Mit etwas über 10 Prozent ist die Berichterstattung über den Anteil der Produkte, die im Sinne der Circular Economy produziert wurden, jedoch noch klar ausbaufähig. Handlungsbedarf besteht außerdem, wenn es darum geht, die Lebensdauer und Reparabilität von Produkten einzuordnen sowie das Abfallaufkommen zu spezifizieren und einzelnen Produktionsschritten zuzuordnen.
E5-6: Mögliche finanzielle Auswirkungen
Der letzte Abschnitt der ESRS E5-Standards beschäftigt sich mit den finanziellen Auswirkungen der Chancen und Risiken der Kreislaufwirtschaft. Es soll ermittelt werden, inwieweit diese kurz-, mittel- und langfristig einen wesentlichen Einfluss auf den Cashflow, die Leistung, die Entwicklung, die Kapitalkosten oder den Zugang zu Finanzmitteln des Unternehmens haben. Da diese Einschätzung zum aktuellen Zeitpunkt noch eine große Hürde darstellen, können Unternehmen die von ESRS E5-6 vorgeschriebenen Informationen für das erste Jahr der Erstellung der Nachhaltigkeitserklärung auslassen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in den ersten drei Jahren der Erstellung der Nachhaltigkeitserklärung den Anforderungen zu entsprechen, indem nur qualitative Angaben gemacht werden. Trotz dieses Entgegenkommens stellt ESRS E5-6 die größte Lücke der aktuellen Nachhaltigkeitsberichtserstattung dar: In keinem der aktuellen DAX-40-Berichte wird es ausreichend abgedeckt.