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Innovationen für ein umweltfreundlicheres Gesundheitswesen

Nachhaltigkeit ist überall – nur nicht im Gesundheitswesen? Statt Boom herrscht eher Stillstand. Warum der Eindruck täuscht.

Ob solarbetriebene Flugzeuge, ökologische Suchmaschinen oder vegane Tiernahrung – Nachhaltigkeit boomt wie nie zuvor. Allein im vergangenen Jahr ist die Zahl der Greentech-Startups um 144 Prozent gestiegen. Im Gesundheitswesen hingegen scheint Nachhaltigkeit eher als Belastung wahrgenommen zu werden. Einwegmaterialien oder zu hoher Strom- und Wasserverbrauch prägen den Alltag, Innovationen scheinen sich auf digitale Patienten-Apps oder pharmazeutische Wirkstoffe zu beschränken. 

Dabei gibt es vielfältige Chancen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. So ist es möglich, per Voraussage Krankheiten frühzeitig zu erkennen und damit den Behandlungsaufwand zu reduzieren, datenoptimierte Routenplanung für Krankentransporte anzubieten oder mittels digitalen Trackings und Monitorings stärker auf Re-Use- und Sharing-Konzepte bei Medikamenten und Hilfsmitteln zu setzen. In den Arztpraxen, Pflegeheimen und Krankenhäusern kann der Energieverbrauch durch intelligente Systeme exakt bestimmt und optimiert werden. Das Einsparpotenzial ist hoch. 

Die Bereitschaft für mehr Nachhaltigkeit ist da, es fehlt an der breiten Umsetzung

Dass es an der breiten Umsetzung von Nachhaltigkeitsüberlegungen fehlt, kann Falk Sommer, CEO des Start-ups GreenTec Dialysis, aus seiner Arbeit bestätigen. Sein Unternehmen bietet Dialysezentren verschiedenste Lösungen an, um Ressourcen und CO2 zu sparen. „Mit unseren digitalen Technologien verbinden wir die Medizintechnik mit der Haustechnik, um den Ressourcenverbrauch zu messen und zu optimieren“, sagt Sommer. Für die ca. 90.000 Dialysepatient:innen in Deutschland würde täglich so viel Strom wie für eine Stadt mit 60.000 Einwohner:innen sowie über 12 Millionen Liter Trinkwasser benötigt. Doch noch immer setzen die wenigsten Einrichtungen auf Nachhaltigkeit. „Die Führungskräfte sind aufgeschlossener als noch vor Jahren, gleichzeitig setzen weniger als fünf Prozent der Zentren auf Solaranlagen oder Wärmepumpen“, so Sommer.  Dabei lohnen sich grüne Innovationen nicht nur für das Klima, sondern auch für die eigenen Finanzen. 

Ökologie und Ökonomie gehen Hand in Hand 

Eine über zweistellige Rendite verspricht Oliver Riedel, Gründer der Biofabrik Group, die in Krankenhäusern Plastikmüll zu Rohöl verarbeiten und anschließend für die Stromversorgung der Einrichtungen zur Verfügung stellen möchte. „In fünf bis acht Jahren ist die Investition amortisiert“, sagt er. Lohnend sei dies für große Kliniken, die über 2.500 kg Plastikabfall am Tag produzieren. Aber auch der Zusammenschluss von kleineren Kliniken sei technisch möglich, um beinahe jeden Plastikabfall zu recyceln. „Bis auf die Arztkittel oder Katheterschläuche können wir alle Abfälle der Einrichtungen steril und keimfrei in Energie für die Versorgung umwandeln“, so Riedel.  

Sowohl Sommer als auch Riedel sind überzeugt, dass es am Ende darum geht, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden und auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Lösungen anzubieten. Dies sei ein wesentlicher Erfolgsfaktoren für Innovationen.

Fazit

Auch das Gesundheitssystem muss sich transformieren und nachhaltiger aufstellen. Beispiele zeigen, wie vielfältig der Innovationsgedanke ist. Dennoch liegt noch ein weiter Weg vor den Unternehmen. Dafür braucht es Strategien, die sich in der Realität umsetzen lassen.