Bautrupp, der durch einen Korridor geht

Wie die Baubranche ihre Potenziale entfalten kann

Der Hochbau steht unter Druck – auch dem, sich verändern zu müssen. Welche Chancen es hierfür gibt, zeigt die Studie „Ausbaufähig“.


Überblick

  • Komplexität und Kleinteiligkeit bremsen den Wandel in der Baubranche aus.
  • Drei Produktivitätshebel steigern im Hochbau die Effizienz in puncto Kosten und Zeit.

Die negativen Nachrichten reißen nicht ab, sie schaukeln sich derzeit sogar fast alarmierend hoch: 700.000 Wohnungen fehlen in Deutschland. 2022 sind nach bisherigen Schätzungen von Fachleuten rund 280.000 gebaut worden, 400.000 hätten es nach Zusage der Bundesregierung eigentlich werden sollen. Seit Mai 2022 sinkt die Zahl der Baugenehmigungen, insgesamt geht die Bautätigkeit zurück. Ursächlich dafür sind zum einen aktuelle äußere Einflüsse wie steigende Zinsen, Inflation und explodierende Baukosten, zum anderen aber eben auch Gründe, die schon lange bestehen.

Dazu gehören die komplexen, kleinteiligen Strukturen in der Baubranche. Jedes Projekt erfordert eine immense Koordination von Planung, Gewerken, ausufernden Normen und Vorschriften – und hier ist die Liste noch nicht am Ende. Auch wenn an einzelnen Punkten schon beachtliche Fortschritte sichtbar sind, klemmt die Produktivität in der Baubranche insgesamt seit Jahren weit unter dem Durchschnitt. Auch Verbände fordern inzwischen eine Verschlankung von Bauprozessen.

Studie „Ausbaufähig“

Wie der Hochbau in Zeiten steigender Zinsen, höherer Baukosten und des Handwerkermangels seine Produktivität steigern kann. Hier komplette Studie runterladen.

Bautrupp, der durch einen Korridor geht

In Zusammenarbeit mit der BayWa AG hat EY-Parthenon in der Studie „Ausbaufähig“ drei Produktivitätshebel erfasst, analysiert und inhaltlich ausgeführt, die den nötigen Wandel im Hochbau vorantreiben können.

 

Produktivitätshebel 1: industrielle Vorfertigung

 

Durch die industrielle Vorfertigung einzelner Bauteile oder sogar komplett ausgestatteter Raummodule werden Bereiche der Wertschöpfung von der Baustelle in die Produktionshalle vorverlagert. Das birgt viele Vorteile – angefangen von der Materialeffizienz über Wetterunabhängigkeit bis hin zur Zeitersparnis. Die industrielle Vorfertigung unterteilt sich in produktsystembasiertes, elementbasiertes und modulares Bauen. Alle drei werden in der Studie samt ihrer Auswirkungen und ihrer zu erwartenden Entwicklung vorgestellt.

 

Produktivitätshebel 2: digital gestützte Prozessoptimierung

 

Tools wie das Building Information Modeling (BIM) erfreuen sich nicht gerade großer Beliebtheit, aber hier sollte das Motto gelten: aufholen statt aufgeben. Gerade weil den Hochbau eine hohe Komplexität bestimmt, sollte die Digitalisierung genutzt werden, um Transparenz und eine durchgängige Struktur zu schaffen, die Arbeitsabläufe übersichtlicher und damit einfacher machen. Eine Analyse von EY-Parthenon zum Vergleich eines heutigen Bauprozesses mit der durch digitale Lean Construction gestützten Variante ergab eine Zeitersparnis von bis zu 15 Prozent.

Produktivitätshebel 2
Zeitersparnis können bei digital optimierten Bauprozessen erzielt werden.

Produktivitätshebel 3: serielles Bauen

Das Prinzip ist naheliegend und grundlegend in der Industrie: Was in Serie produziert werden kann, ist günstiger und schneller verfügbar. Für Wohnsiedlungen oder Logistik- und Rechenzentren beispielsweise ist dieses Modell übertragbar: Einmal geplant – vielfach gebaut. Dabei können von den Prototypen abweichende, individuelle Komponenten berücksichtigt werden, die kosteneffizient sind, Kundenwünsche einbeziehen und dem Vorurteil der Monotonie entgegenwirken. Der größte Produktivitätseffekt wird hierbei durch den geringeren Planungsaufwand erzielt. 

In der Krise den Wandel wagen

Dass sich die drei in der Studie vorgestellten Produktivitätshebel über unterschiedliche Zeiträume etablieren, gehört  ebenso zu den abschließenden Erkenntnissen wie die jeweilige Steigerung der Effizienz in Zeit und Kosten sowie ihre Wirkung in Kombination miteinander. Wichtig ist, die Hebel zur Steigerung der Produktivität im Hochbau zu erkennen und zu sehen: Diese ist nach wie vor ausbaufähig. Jetzt in der Krise ist der richtige Zeitpunkt, den Wandel zu wagen und auf mehr Produktivität zu bauen.

Fazit

Nach Jahrzehnten des Wachstums steckt die Baubranche in einer handfesten Krise, bedingt sowohl durch aktuelle, äußere Einflüsse als auch durch zu wenig Progressivität. Die Studie „Ausbaufähig“ erläutert drei Produktivitätshebel, die Bauprozesse verschlanken. Die Zeit für den Wandel ist jetzt.

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Perspektiven

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