Ein Luftbild der Erde bei Nacht mit Lichtstrahlen, die wichtige Orte miteinander verbinden

Wie Firmen fit werden für allgegenwärtige Intelligenz

Die vernetzte Welt wird immer intelligenter. Für Unternehmen ist die richtige Vorbereitung darauf entscheidend.


Überblick

  • Spätestens mit dem Kommunikationsstandard 6G wird das Zeitalter der allgegenwärtigen Intelligenz Realität.
  • Neue Technologien ermöglichen die Erfassung immer neuer Daten, intelligente Systeme verknüpfen sie und leiten direkt Handlungsempfehlungen ab.
  • Unternehmen sollten nun mit den Vorbereitungen beginnen: Geschäftsmodelle anpassen, Datenstrukturen verbessern und die technologische Anbindung sichern.

Der Übergang ist längst im Gange. Doch spätestens 2030 wird die Welt tatsächlich im Zeitalter der Telekommunikationstechnologie 6G angekommen sein – in einer Welt, die physische, digitale und menschliche Systeme nahtlos kombiniert und in der über dezentrale Netzwerke intelligent sensorische Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen verknüpft werden, quasi eine „allgegenwärtige Intelligenz“, die alle Blickwinkel, Aspekte und Informationen zusammenführen kann und daraus schnell Handlungen ableitet und umsetzt.

Die Menge an Daten, die in dieser Welt ständig effizient verarbeitet werden, lässt sich heute noch kaum vorstellen – diese Informationen und Schlussfolgerungen werden sich auf unsere Formen der Zusammenarbeit auswirken, der menschlichen Kontakte, der Art und Weise, wie Dinge gestaltet und in Zusammenhang gebracht werden. 

Logistiker nutzen bereits Aspekte der intelligenten Vernetzung

Ein aktuelles Beispiel für Vernetzung sind (autonome) Fahrzeuge, die sich in Echtzeit mit benachbarten Fahrzeugen oder mit der umgebenen Infrastruktur (Car-to-x-Kommunikation) austauschen, um Steuerbefehle maximal abzusichern und das Fahrerlebnis für den Nutzer zu maximieren. 

Vernetzung in Echtzeit, bei der intelligente Algorithmen Aktionen auslösen, werden auch im B2B-Kontext bei der Optimierung von Lieferketten eingesetzt. Ein Container auf dem Weg von einem Hafen an der chinesischen Küste nach Nordeuropa kann vielfach schon zu jedem Zeitpunkt von den beteiligten Logistikern und den Unternehmen, die Ware verschicken oder darauf warten, lokalisiert werden. Möglich machen das eine Vielzahl von Sensoren, aber auch eine Reihe von verknüpften Technologien: terrestrische Netze, 5G, Cloud Computing und Satellitensysteme sind einige davon. „5G+“ ist eine häufige Bezeichnung für diese Kombination.

Daten nutzen und vielfältig kombinieren

Doch die Möglichkeiten reichen sehr viel weiter, als den genauen Standort und die wahrscheinliche Ankunftszeit am nächsten Umschlagplatz zu errechnen und auf dieser Grundlage schon die nächsten Arbeitsschritte vorzubereiten. Durch eine Vielzahl weiterer verbundener Informationen kann beispielsweise automatisch die Schifffahrtsroute angepasst werden, wenn ungünstiges Wetter droht oder Piraten einen Abschnitt unsicher machen. Zusätzlich werden Emissionsdaten gesammelt, um damit umweltfreundlichere Routen auszuarbeiten.

Schritt für Schritt bewegen wir uns weiter in Richtung dieses Systems allgegenwärtiger Intelligenz, in dem immer neue Daten erzeugt, ausgewertet, verknüpft und als Handlungsgrundlage genutzt werden. Produkte und Dienstleistungen werden dann nicht mehr wie heute in einem linearen Ablauf produziert, in dem von der Lieferung der Rohstoffe bis zur Auslieferung des Endprodukts der Weg vorgezeichnet ist. Stattdessen wird es ein vernetztes Ökosystem geben, in dem Zulieferer, Logistiker und Hersteller zusammenarbeiten, um den gesamten Prozess immer weiter zu optimieren.


Das System der allgegenwärtigen Intelligenz ist ein vernetztes Ökosystem, in dem Zulieferer, Logistiker und Hersteller auf der Basis vielfältiger Daten und unterstützt durch künstliche Intelligenz zusammenarbeiten, um den gesamten Prozess immer weiter zu optimieren.


Einsatzmöglichkeiten in allen Branchen


Das Modell funktioniert längst nicht nur für die Logistik. Medien, Mobilitätsdienstleistungen und Technologieanbieter nutzen bereits Aspekte davon, aber genauso hilft es Energieversorgern oder der Schwerindustrie. Verarbeitet werden die unterschiedlichsten Daten, von Umwelteinflüssen über den Arbeitsablauf in Fertigungshallen bis hin zu Verkehrsströmen. 

Zahlreiche technische Voraussetzungen sind längst vorhanden. Geräte werden immer smarter. Dank dem Einsatz von Chip-Technologie können sie Werte messen, Daten erfassen und Veränderungen feststellen. Die Fortschritte der künstlichen Intelligenz helfen, diese Datenpunkte immer zielgenauer auszuwerten und zu interpretieren. Schließlich ermöglicht ein vermehrter Austausch von Informationen Anwendungen, die ein einzelnes Gerät mit seinen eigenen gesammelten Daten nicht erfüllen könnte. 

 

Besserer Ausbau der Kommunikationsnetze schafft immer neue Gelegenheiten

 

Eine wichtige Voraussetzung, um die umfassenden Informationen bestmöglich nutzen zu können, ist ein weiterer Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur. Der Standard 5G ist längst weit verbreitet. Er hat nicht nur die Vernetzung verbessert, sondern auch die Voraussetzungen für den umfassenden Einsatz von Cloud Computing geschaffen, einer anderen wichtigen Grundlage für die Systeme der allgegenwärtigen Intelligenz.
 

Ein weiterer Ausbau der Kommunikationsnetzwerke wird zusätzliche Verknüpfungen von Mensch und Maschine ermöglichen. Die stetig steigende Zahl von Einzelinformationen lässt sich dann noch schneller sinnvoll auswerten und zusammenführen.


Doch auch wenn an der technologischen Landschaft noch gefeilt wird: Unternehmen sollten schon jetzt mit den Vorbereitungen beginnen, um künftig maximalen Nutzen aus der allgegenwärtigen Intelligenz ziehen zu können. Schließlich verspricht die neue Technologie eine Steigerung der Qualität, aber auch zahlreiche finanzielle Vorteile.

 

Geschäftsmodelle und Architektur an die neue Welt anpassen 

 

Im ersten Schritt sollten Manager ihre Geschäftsmodelle detailliert dahin gehend untersuchen, wie sie die neuen Möglichkeiten am besten einbinden können. In diesem Zusammenhang gilt: „Speed is King.“ Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, sollte dieser Schritt in den kommenden zwölf Monaten erfolgen. Im nächsten Schritt geht es dann darum, die Transformation vorzubereiten: die richtigen Partner finden und die Architektur anpassen, um für das neue System bereit zu sein. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die nötige Technologie angebunden werden kann.


Dieser Umbau für die neue, intelligente Umgebung ist kein punktueller Übergang, sondern ein langfristiger, fließender Prozess. Um ihn zu bewältigen und die intelligenten Systeme bestmöglich zu nutzen, sollte die gesamte Belegschaft von Anfang an eng in den Umbau eingeweiht und eingebunden sein.
 

Vertrauen in Daten aufbauen
 

Zu den wichtigsten Themen, die Manager anpacken müssen, gehört die Datenlage im eigenen Unternehmen. Seit Jahren wird hier viel investiert, dank immer genauerer Erfassung steigt die Granularität, werden die Einblicke umfassender, lassen sich die Daten mit zusätzlichen Informationen verbinden. 

Doch nicht jeder Manager hat das nötige Vertrauen in die eigenen Informationen. Die CEO Imperative Study von EY aus dem Jahr 2021 kam zu dem Ergebnis, dass nur ein Drittel der befragten Vorstandsmitglieder den im eigenen Haus gesammelten Daten uneingeschränkt Glauben schenkt und entsprechend darauf setzt, dass sie für künftige intelligente Technologien die richtige Basis bieten.

Erhebliches Misstrauen
der Vorstandsmitglieder, die EY in seiner CEO Imperative Study befragt hat, schenken den im eigenen Unternehmen gesammelten Daten nicht uneingeschränkt Glauben.

Entscheidend ist es daher, eine zukunftsgerichtete Datenstrategie zu entwickeln, die im Einklang mit den Unternehmenszielen steht, im gesamten Konzern Gültigkeit besitzt und auf allen Ebenen respektiert wird. Der Unterstützung durch die Unternehmensführung kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Ergänzt werden sollte diese Datenstrategie um klare Konzepte für die Governance von Daten. Die Perspektive verschiebt sich von Anwendungen auf Daten, die den sogenannten F.A.I.R.-Prinzipien folgen. „F.A.I.R.“ steht für „findability, accessibility, interoperability, reusability“ – Daten sollen einfach auffindbar und zugänglich sein, kompatibel und möglichst mehrfach verwendbar. Wer dazu noch die Datenkompetenz und -kultur der Belegschaft ausbaut und die richtigen Werkzeuge für die Nutzung von Daten bereitstellt, schafft das Fundament, um mithilfe von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz von den Methoden der allgegenwärtigen Intelligenz zu profitieren. 

Qualität, Geschwindigkeit und Finanzen

Klar machen müssen sich Firmenlenker auch, dass sich viele ihrer Ansprüche und Zielsetzungen in dieser neuen Welt schneller und eindeutiger überprüfen lassen. Die Vernetzung dürfte beispielsweise in Echtzeit Einblicke in die Kundenzufriedenheit, die Klimabilanz eines Unternehmens oder die Fortschritte in Fragen von Umweltschutz, sozialen Zielen und Corporate Governance (ESG) verschaffen. 

Über Nacht lassen sich die nötigen Maßnahmen nicht umsetzen. Umso wichtiger ist es, jetzt mit den Planungen zu beginnen und die Umsetzung nicht auf die lange Bank zu schieben – und dabei die Chancen für das eigene Unternehmen in den Vordergrund zu stellen: die Qualität verbessern, schneller werden und kostengünstiger arbeiten.

Fazit

Neue Technologien, zusätzliche Daten, intelligente Verknüpfungen dank vernetzter Systeme – Fortschritte in all diesen Bereichen sorgen dafür, dass wir auf eine Ära allgegenwärtiger Intelligenz zusteuern. Aus den gebündelten Informationen lassen sich direkt Handlungsempfehlungen ableiten. Doch zunächst müssen die Voraussetzungen stimmen. Vor allem die Datensammlung muss klar sein, dann lässt sich das Geschäftsmodell anpassen und die technische Anbindung sichern. Für Unternehmen bietet all das die Chance, schneller, besser und effizienter zu werden.

Über diesen Artikel

Autoren

Mehr zum Thema

KI treibt digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle an

Künstliche Intelligenz bietet großes Potenzial für die Branche der Maschinenbauer und Anlagenbetreiber. Wie man dieses heben kann, lesen Sie hier.