Krankenhäuser, Arztpraxen, Rettungsdienste, Labore, Arzneimittelbehörden, Pharmaunternehmen, Universitäten oder Hersteller von Medizinprodukten – ein Cyberangriff kann jede Organisation treffen, wie Vorfälle der jüngsten Vergangenheit zeigen. Dabei sind die Motive der Kriminellen so verschieden wie ihre Methoden. Lösegelderpressung, Identitätsdiebstahl, Aktivisten, die ihrem Anliegen Gehör verschaffen wollen, aber auch Cyberspionage und gezielte – häufig staatlich geförderte – Angriffe auf kritische Infrastrukturen (KRITIS), um die Bevölkerung zu verunsichern, spielen eine Rolle.
Ein Hackerangriff kann für Patienten nicht nur gesundheitliche Folgen haben, sondern auch den Verlust sensibler Daten bedeuten. Das ist nicht unerheblich, denn die gesundheitsbezogenen Daten sind sehr persönlich und ein Missbrauch könnte sogar einen Identitätsdiebstahl ermöglichen. Zudem geht es für die betroffenen Unternehmen bei einem Cyberangriff um einen oft erheblichen Reputationsschaden und um viel Geld. Fallen die IT oder die Produktion für längere Zeit aus oder lassen sich betriebsnotwendige Daten und Systeme nicht schnell wieder herstellen, kann das existenzbedrohend sein. Wer das geforderte Lösegeld zahlt, in der Hoffnung, schnell wieder Zugriff auf seine Daten zu haben, macht sich zudem möglicherweise strafbar.
Schutzschilde hochfahren: Wie sich Medizintechnikunternehmen auf Cyberangriffe vorbereiten können
Auch wenn die Methoden der Cyberkriminellen immer perfider werden, ist Kapitulation keine Lösung. Gerade Anbieter von Medizinprodukten stehen hier in der Verantwortung, die im Übrigen auch der Gesetzgeber fordert. Cyberrisiken und Schwachstellen, die die Office-IT, Produktion oder die hergestellten Produkte betreffen können, müssen kontinuierlich analysiert und behoben werden. Das ist ungemütlich, aber im Vergleich zu einem Hackerangriff, der die Produktion oder ganze Einrichtungen lahmlegt, das deutlich kleinere Übel. Um mit den Methoden der Angreifer Schritt zu halten, greift jedoch ein alleiniger Blick auf die Technik zu kurz. Neben den Produkten müssen die Prozesse und die regulatorischen Anforderungen ebenfalls bedacht werden. Zur Vorbereitung gehört es daher auch – neben einem Krisenplan, der regelmäßig in Simulationen geübt werden sollte –, ein schlagkräftiges Cybersecurity-Team mit den erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen aufzubauen.