Silhouette eines Mannes auf dem Gipfel einer Klippe mit Blick auf den Horizont mit Windkraftanlagen

Grün, sicher, günstig: Wo die Energie künftig herkommt

Die Energie von morgen soll ökologisch, krisenfest und bezahlbar zugleich sein. Wie Versorger und Industrie das erreichen wollen.


Überblick

  • Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die energiepolitischen Ziele in Europa verschoben.
  • Statt auf Umweltverträglichkeit liegt der Fokus auf Versorgungssicherheit.
  • Erzeuger wollen bis 2030 die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben – und mit eigenen Anlagen die Versorgung sicherstellen.

Die Energiewirtschaft in Europa befindet sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im verschärften Krisenmodus. Plötzliche Preisexplosionen an den Energiemärkten mit dem Ende der russischen Erdgaslieferung stürzten etablierte Versorger in Liquiditätsengpässe. Energieintensiven Betrieben drohte ein Produktionsstopp, Haushalte ächzten unter dramatisch gestiegenen Preisen. Der russische Einmarsch in die Ukraine markierte damit nicht nur einen geopolitischen Wendepunkt, sondern verschob die energiepolitischen Ziele in Europa. Statt auf Umweltverträglichkeit lag der Fokus auf Versorgungssicherheit. Preisbremsen und Erlösobergrenzen sollten Energie bezahlbar halten und eine mögliche Deindustrialisierung verhindern. Folgt diesem Umbruch nun der Aufbruch in eine krisensichere Energiebeschaffung, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt und gleichzeitig die Energiewende meistert? Eine Umfrage des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und von EY zeigt die Trends und die Strategien der Energieversorger und Industrieunternehmen bis 2030.

Energiebeschaffung zwischen Evolution und Revolution

Wie Energiekrise, Dekarbonisierung und Digitalisierung die Energiebeschaffung bis 2030 verändern

Markttrends: Dekarbonisierung, Versorgungssicherheit und Digitalisierung

Dekarbonisierung ist weiterhin das zentrale Thema in der Energiebeschaffung. Im Zuge der Krise ist für die 112 befragten europäischen Unternehmen jedoch die Sicherheit der Versorgung stärker in den Fokus gerückt. Während sie für Energieversorger immer noch bedeutend ist, ist die Digitalisierung für Industrieunternehmen weniger wichtig.

Sorge bereiten den Unternehmen die stark schwankenden Preise. Staatliche Eingriffe in die Energiepreise sehen jedoch sowohl Erzeuger als auch die Industrie wegen der befürchteten Wettbewerbsverzerrungen kritisch. Während die Befragten Anreize für den Ausbau der erneuerbaren Energien befürworten, würde ein gedeckelter Industriestrompreis aus ihrer Sicht die Ambitionen der Unternehmen für den Ausbau eigener Anlagen und einen flexibleren Stromverbrauch bremsen.

Megatrend Dekarbonisierung
der europäischen Industrieunternehmen sehen die Senkung des CO2-Ausstoßes als wichtigstes Thema bei der Energiebeschaffung.

Strategie: grüner Strom und Wasserstoff als Energieträger der Zukunft

Regulatorischer Druck und die Nachfrage zwingen Unternehmen, ihre Strategie so auszurichten, dass sie gleichzeitig den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen und die Emissionen reduzieren. Derzeit nutzt etwa jedes fünfte Industrieunternehmen zum Großteil Strom aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 will die Mehrheit über 80  Prozent ihres Strombedarfs aus regenerativen Kapazitäten decken. Große Hoffnungen setzen die befragten Unternehmen in den Ausbau der Infrastruktur für grünen Wasserstoff als Ersatz für Erdgas.

Umsetzung: langfristige Verträge und eigene Anlagen

Eine krisenfeste und nachhaltigere Energieversorgung fußt auf verschiedenen Quellen und Kanälen, um die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Energieträgern zu reduzieren. Bedingt durch die steigende Nachfrage nach grünem Strom setzen Industrieunternehmen vermehrt auf langfristige Bezugsverträge mit Erzeugern (Power Purchase Agreements, PPAs) und Herkunftsnachweise. Daneben steigt der Anteil selbst produzierter Energie. Eigene Anlagen tragen wesentlich zur sicheren Versorgung bei und punkten zugleich bei Umweltaspekten.

Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmen trotz und gerade wegen der Krise den Aufbruch in eine resiliente und nachhaltige Energiebeschaffung bis 2030 planen. Energieerzeuger und Industrie wollen dabei gleichzeitig die Energiewende vorantreiben, die Versorgung sicherstellen und Energie bezahlbar halten. So viel ist sicher: Es wird weitreichende Veränderungen und erhebliche Investitionen brauchen, um die richtige Balance zu finden.

Co-Autoren: Fabian Bierdel, Dr. Anna Kutovaya, Justus Nowak, Pankhuri Verma, Peter Horak

Fazit

Der russische Angriff auf die Ukraine hat für Industrie und Verbraucher einen schmerzhaften Preisanstieg ausgelöst und Abhängigkeiten aufgezeigt. Für die Energiewirtschaft in Europa geht es jetzt neben Dekarbonisierung vor allem um Versorgungssicherheit. Die Umfrage von BDEW und EY zeigt, mit welchen Strategien Erzeuger und Industrie bis 2030 die Energiewende vorantreiben, die Versorgung sicherstellen und Energie bezahlbar halten wollen.

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