- Umsatz und Gewinn der größten Autokonzerne der Welt erreichen neue Höchstwerte: Umsatz steigt um 11 Prozent, Gewinn sogar um 35 Prozent
- Währungseffekte führen zu starkem Gewinnplus bei japanischen Herstellern
- Absatzwachstum verlangsamt sich: fünf Prozent mehr Neuwagen verkauft
Trotz des zunehmenden konjunkturellen Gegenwinds und eines zunehmenden Preiskampfes konnten die größten Autokonzerne der Welt im dritten Quartal weiter zulegen: Der Umsatz der Top-16-Autohersteller kletterte um 11 Prozent auf gut 504 Milliarden Euro und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der Gesamtgewinn stieg sogar um 35 Prozent auf knapp 39 Milliarden Euro – ebenfalls ein neuer Rekordwert.
Ein wichtiger Grund für das deutliche Umsatz- und Gewinnwachstum ist der schwache Yen, der den japanischen Autokonzernen zu einem Gewinnplus von 103 Prozent verhalf. Deutlich verhaltener war die Gewinnentwicklung bei den deutschen Autobauern, deren operativer Gewinn nur um sieben Prozent stieg. Die US-Autokonzerne verzeichneten sogar einen Gewinnrückgang von 18 Prozent.
Bei der Gewinnmarge hatte dennoch weiterhin ein deutscher Autokonzern die Nase vorn: Mercedes-Benz führt mit einer Marge von 13,0 Prozent vor Toyota (12,6 Prozent) und BMW (11,3 Prozent) das Ranking der profitabelsten Autokonzerne an. Stellantis und Renault haben für das dritte Quartal keine Zahlen zum Gewinn veröffentlicht.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
„Es läuft längst nicht mehr rund für die weltweite Autoindustrie“, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. „Die im dritten Quartal erzielten Umsatz- und Gewinnrekorde sind zum einen dem schwachen Yen zu verdanken, der den japanischen Herstellern zurzeit enorm hilft. Vor allem aber sind es Rekorde aus der Vergangenheit. Das kommende Jahr wird deutlich herausfordernder. Denn die Einschläge kommen näher: Die Nachfrage nach Neuwagen schwächelt, der Hochlauf der Elektromobilität stockt, und der Preisdruck nimmt zu.“ Probleme bei der Einführung neuer Modelle werden die Profitabilität belasten, da der Umsatz fehlt und die Entwicklungskosten höher sind als geplant.
Immer mehr Unternehmen reagieren laut Gall auf diese Probleme mit Rabattaktionen, günstigen Finanzierungsangeboten und Sondermodellen: „Im Kampf um eine bessere Auslastung und Marktanteile greifen immer mehr Unternehmen zu den altbekannten Mitteln – die aber oft auf Kosten der Marge gehen.“
Dem wollen viele Unternehmen nun mit Kostensenkungsprogrammen begegnen, beobachtet Gall: „Inzwischen regiert wieder der Rotstift, denn viele Autokonzerne leiden unter einer überbordenden internen Bürokratie und zu komplexen Abläufen – was hohe Summen verschlingt und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.“ Zumal die ganz großen Herausforderungen noch bevorstünden, so Gall: „Der Umstieg auf Elektromobilität wird zur entscheidenden Bewährungsprobe für die Branche. Aktuell nehmen allerdings die Sorgen zu, dass die Kunden den ambitionierten Umbau der Mobilität hin zu Elektromobilität nicht mitgehen. Der Markt wird zwar geflutet mit neuen E-Autos, aber die Kunden zeigen sich zurückhaltender als erwartet.“
Durchschnittsmarge auf hohem Niveau – noch
Im dritten Quartal lag die Profitabilität dennoch auf einem insgesamt hohen Niveau – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kletterte die Durchschnittsmarge sogar von 7,2 auf 8,6 Prozent. Die Mehrheit der Unternehmen konnte ihre Profitabilität steigern – den stärksten Rückgang verzeichnete hingegen Tesla: Der E-Auto-Konzern erzielte eine Marge von 7,6 Prozent – nach 17,2 Prozent im Vorjahr.
Der Neuwagenabsatz stieg zwar noch um 5,5 Prozent auf 16,5 Millionen Pkw – im zweiten Quartal war aber mit 11 Prozent ein doppelt so starkes Wachstum registriert worden. Zudem bleibt die Lücke zum Vorkrisenniveau groß: Im dritten Quartal 2019 hatte der Pkw-Absatz der Unternehmen bei 18,0 Millionen Fahrzeugen gelegen, ein Jahr zuvor waren sogar 18,5 Millionen Neuwagen an Kunden ausgeliefert worden – zwei Millionen mehr als aktuell.
Sinkende Autoverkäufe in China
Während der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im dritten Quartal in Europa um 14 Prozent und in den USA sogar um 17 Prozent stieg, ging es in China kräftig abwärts: um 11 Prozent brachen die Verkäufe im Reich der Mitte ein. Die deutschen Autobauer verzeichneten dort mit minus sechs Prozent einen etwas geringeren Rückgang.
„Die Situation in China bleibt schwierig“, sagt Gall. „Heimische Hersteller gewinnen Marktanteile, zudem tobt ein Preiskampf, der zu einem brutalen Ausleseprozess führen kann“, so Gall. Für die deutschen Autobauer bleibt China aber ein Schlüsselmarkt: Im dritten Quartal lag der Anteil Chinas am weltweiten Neuwagenabsatz der drei deutschen Autokonzerne bei immerhin 36 Prozent.
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