- Umsatz und Gewinn der größten Autokonzerne der Welt erreichten 2023 neue Rekordwerte: Umsatz stieg um 14 Prozent, Gewinn um 15 Prozent
- Allerdings: Gewinnrückgang im vierten Quartal um 5 Prozent
- Währungseffekte führen zu starkem Gewinnplus bei japanischen Herstellern
- Mercedes-Benz vor Stellantis und BMW profitabelster Autokonzern – Tesla fällt deutlich zurück
Dank hoher Neuwagenpreise und eines Absatzwachstums von sieben Prozent konnten die weltgrößten Autokonzerne im vergangenen Jahr erneut Rekordumsätze und -gewinne einfahren: Der Gesamtumsatz stieg um 14 Prozent auf 2,05 Billionen Euro, der Gewinn kletterte sogar um 15 Prozent und erreichte 176 Milliarden Euro. Die Marge lag mit 8,6 Prozent leicht über dem Vorjahreswert von 8,5 Prozent. Zum Vergleich: In den fünf Jahren vor Ausbruch der Pandemie hatte die Gewinnmarge der Unternehmen nur durchschnittlich 5,5 Prozent betragen.
Allerdings trübte sich das Bild im vierten Quartal ein: Der Umsatz stieg nur noch um neun Prozent, der Gewinn schrumpfte sogar um fünf Prozent.
Ein wichtiger Grund für das deutliche Umsatz- und Gewinnwachstum im vergangenen Jahr war zudem ein Sondereffekt: Der schwache Yen verhalf den japanischen Autokonzernen zu einem Gewinnplus von 65 Prozent und einem Umsatzwachstum von 22 Prozent. Die übrigen Unternehmen entwickelten sich deutlich weniger dynamisch: Die deutschen Hersteller verzeichneten zusammen ein Gewinnwachstum von sieben Prozent, die US-Konzerne mussten sogar einen Gewinnrückgang von 29 Prozent vermelden.
Bei der Gewinnmarge konnte sich dennoch ein deutscher Autokonzern vor den Wettbewerbern platzieren: Mercedes-Benz führt mit einer Marge von 12,8 Prozent vor Stellantis (12,1 Prozent) und BMW (11,9 Prozent) das Ranking der profitabelsten Autokonzerne an. Den stärksten Rückgang verzeichnete Tesla: Die Marge des Elektroautoherstellers sank im Vergleich zum Vorjahr von 16,8 auf 9,2 Prozent, womit sich das Unternehmen im Mittelfeld platzierte.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
„Im vergangenen Jahr konnte die Branche noch von hohen Neuwagenpreisen und der wiederhergestellten Lieferfähigkeit profitieren. Allerdings wurden auch die Probleme, vor denen die Branche steht, immer deutlicher“, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. Problem Nummer eins: Die Konjunktur schwächelt, der Neuwagenabsatz liegt nach wie vor weit unter den Vor-Pandemie-Niveau. Im Jahr 2019 hatten die Hersteller noch knapp 76 Millionen Pkw verkauft, im vergangenen Jahr waren es nur etwa 66 Millionen. Die Folge, so Gall: „Überkapazitäten sind aktuell ein echtes Problem für die Hersteller, aber auch für die Zulieferer. Und von einer Konjunkturaufhellung, die zu einem echten Nachfrageschub führen könnte, ist derzeit nichts zu sehen.“
Problem Nummer zwei: Die Elektromobilität kommt nicht in Gang. „Im Vertrauen auf einen rasanten Anstieg der Nachfrage nach Elektroautos wurden Milliardeninvestitionen getätigt, und nun wachsen die Zweifel – in der Politik, in der Branche und bei den Kunden“, sagt Gall. Die aktuellen Milliardengewinne seien fast ausschließlich Verbrennermodellen zu verdanken. „Es wird noch lang dauern, bis die Branche mit Elektroautos echtes Geld verdient.“
Problem Nummer drei: Der Absatz in China stockt. Bis auf Volkswagen und BMW verzeichneten alle untersuchten Hersteller Rückgänge auf dem chinesischen Markt. Im Durchschnitt schrumpfte der Absatz dort um fünf Prozent, die deutschen Konzerne verzeichneten zusammen ein leichtes Absatzplus von 1,4 Prozent. Damit setzte sich der Bedeutungsverlust Chinas im vergangenen Jahr fort: Im Jahr 2020 wurden noch 39 Prozent aller Neuwagen der deutschen Autokonzerne an Kunden in China übergeben – im vergangenen Jahr waren es nur noch 34 Prozent. „Auf dem chinesischen Markt wachsen die Bäume längst nicht mehr in den Himmel. Zudem greifen chinesische Elektroautohersteller zunehmend die etablierten Hersteller auf den Heimatmärkten an. Auch diese Herausforderung wird in den kommenden Jahren noch größer werden“, sagt Gall.
Ausblick: Rabattaktionen kosten Marge
Immer mehr Hersteller versuchen aktuell, die Kunden mit Preissenkungen, Rabattaktionen, günstigen Finanzierungsangeboten und Sondermodellen zurück in die Autohäuser zu locken, beobachtet Gall: „Der Wettbewerb wird wieder stark über den Preis ausgetragen – auch im Elektrosegment. Die aktuellen Rekordmargen werden daher nicht zu halten sein.“
Immer wichtiger werden vor diesem Hintergrund Kostensenkungsprogramme, so Gall: „Viele Autokonzerne leiden immer noch unter einer überbordenden internen Bürokratie und zu komplexen Abläufen – was hohe Summen verschlingt und die Wettbewerbsfähigkeit gerade gegenüber den jungen Elektroautoherstellern beeinträchtigt. Da bleibt noch viel zu tun.“