Wenn Bernd Edelmann mit seiner Familie von München nach Barcelona in den Urlaub fährt, dann im Elektroauto. Dass klimabewusstes Reisen ohne Stranden im Nirgendwo möglich ist, das liegt auch an der Arbeit des Ladenetzbetreibers IONITY – jenem Unternehmen, bei dem Edelmann als Chief Financial Officer (CFO) über die Geschäftszahlen wacht.
Nach mehreren Jahren im Geschäft hat IONITY eine weltweit einzigartige Erfolgsgeschichte zu erzählen: IONITY wurde im November 2017 als Joint Venture führender Automobilhersteller mit dem Zweck gegründet, ein Netzwerk an Schnellladesäulen entlang europäischer Autobahnen aufzubauen. Die Idee dahinter: Elektromobilität in Europa auch auf der Langstrecke zum Durchbruch zu verhelfen.
Für das junge Start-up: ein ehrgeiziges Ziel, für die Unternehmen hinter IONITY: ein Generationenprojekt, verbunden mit enormen Investitionen.
Zahlen einer europäischen Erfolgsgeschichte
Elektromobilität sei doch nur etwas für die Großstadt. Und das Aufladen von Elektroautos an der Autobahn dauere sowieso viel zu lang, als dass man daraus ein attraktives Geschäftsmodell bauen könne. So hieß es.
Danach gefragt, wo IONITY denn heute steht und ob die Bedenken berechtigt waren, lässt CFO und Zahlenmensch Edelmann gern genau diese Zahlen sprechen:
- Mittlerweile betreibt das Unternehmen in 24 Ländern zwischen Schweden und Gibraltar über 2.200 HPC-Stationen (High-Power-Charging), verteilt auf über 500 Ladeparks.
- Eine „Tankfüllung“ Ökostrom von 50 Kilowattstunden kann dort dem eigenen Elektromobil über die Dauer einer mehr oder minder hastig geschlürften Tasse Kaffee eingeflößt werden.
- Das heißt: Bei einer Ladeleistung von 350 kW lädt das Elektroauto zwischen 20 und 30 Minuten, abhängig vom Fahrzeug selbst und der Jahreszeit.
- Zum Vergleich: An der städtischen Ladesäule mit etwa 11 kW Leistung betrüge die Ladezeit für die gleiche Menge Strom viereinhalb Stunden.
Gemessen an der Nachfrage und dem eigenen Ehrgeiz ist das für IONITY aber nur der Anfang. Bis 2025 sollen über 7.000 Ladestationen an über 1.000 Standorten in Betrieb sein. Durch Kooperationen mit Cafés, Restaurants, Hotels und Einkaufsmöglichkeiten soll der Ladestopp zum Erlebnis werden. Im November 2021 hat IONITY in Unterschleißheim bei München das weltweit erste komplett auf Elektromobilität ausgerichtete Testareal eröffnet.
IONITY hat es den Skeptikern gezeigt und wächst weiter rasant
„IONITY wächst weiter rasant! Das Schönste daran ist: Wir leisten durch unser Wachstum einen Beitrag dazu, dass sich klimafreundliche Mobilität in Europa durchsetzt. Das hat uns in den letzten Jahren zunehmend interessant für weitere Investoren gemacht – selbst außerhalb der Automobilbranche“, sagt IONITY-CFO Bernd Edelmann.
Mit Kia und Hyundai sind im November 2020 weitere Automobilbauer bei IONITY eingestiegen. Ein Jahr später, im November 2021, dann der nächste Paukenschlag: Als erster Shareholder außerhalb der Automobilbranche stieg der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock bei IONITY ein und beteiligte sich zusammen mit den bisherigen Anteilseignern an Investitionen von bis zu 700 Millionen Euro.
Diese kurze Geschichte von IONITY zeigt: Ein normales Start-up bzw. ein gewöhnliches Joint Venture ist das Unternehmen nie gewesen. „Das fängt bei den Zahlen an, mit denen wir es zu tun haben, und geht nahtlos über in die hohen Ansprüche in Sachen Geschwindigkeit, Rechenschaft, Transparenz, Qualität, Effizienz und Effektivität. Das haben die meisten jungen Unternehmen nicht in diesem Maße.“
IONITY ist eine besondere Konstruktion – samt besonderer Herausforderungen für CFO Edelmann und sein Team
Denn auch wenn IONITY von Schwergewichten finanziert wird, schnell und agil bleiben muss das Unternehmen trotzdem, und mit den verfügbaren Ressourcen auf die Erreichung der ambitionierten Ziele in einem dynamischen Marktumfeld fokussieren. CFO Edelmann und sein Team absolvieren laufend einen Balanceakt.
Schließlich unterliegt IONITY denselben steuerlichen und bilanziellen Finanzmarktregeln wie jedes andere Unternehmen auch, und das in mittlerweile 24 Ländern Europas.
In der regulatorischen Realität haben es IONITY und CFO Edelmann mit ca. 330 verschiedenen Berichts- und Compliance-Pflichten zu tun, die im Regelbetrieb erfüllt werden müssen, und das mit einer möglichst schlanken Besetzung.
Jahresabschlüsse, Steuererklärungen, Transfer-Pricing-Dokumentationen, Meldungen nach der Außenwirtschaftsverordnung – für Unternehmen mit der Bandbreite von IONITY erledigen das normalerweise personell gut ausgestattete Finanz- und Controlling-Abteilungen.
Zwischen Leistung und Leichtigkeit
Diese kann und möchte CFO Edelmann aber nicht aufbauen: „Wir müssten personell stark wachsen, um eine klassische Finanzfunktion aufzubauen, die das alles selbst macht. Das ergibt ökonomisch keinen Sinn. Hinzu kommt, dass wir in einem Umfeld arbeiten, das sich permanent verändert. Wir würden viel Zeit damit verbringen, überhaupt alle Veränderungen im Blick und uns auf dem aktuellen Stand zu halten. Klassische Organisationsstrukturen sind für uns schlicht zu langsam und zu unflexibel“, erklärt Edelmann.
Es ist eine Herausforderung, der sich Edelmann mit vielen anderen CFO-Kollegen stellt: Märkte und Regulierungen verändern sich rasant, neue Technologien erfordern Investments. Gleichzeitig wächst der Kostendruck auf Backoffice-Prozesse enorm. Fachpersonal ist heiß begehrt, teuer und zunehmend schwer zu binden. Ein Konflikt zwischen Leistung und Leichtigkeit, den Edelmann und IONITY mit der Unterstützung von EY zu lösen imstande ist – seit nunmehr fünf Jahren.