Im europäischen Vergleich wird Deutschland voraussichtlich auch 2025 eine bedeutende Rolle im Bereich der BESS-Kapazitäten spielen. Dies liegt an der starken politischen Unterstützung, etwa Anreizen durch Netzentgeltbefreiungen, und dem zunehmenden Interesse von Investoren3.
Die drei Marktsegmente Heimspeicher, industrielle Speicher und Großspeicher
Der Markt für Batteriespeichersysteme in Deutschland3 ist in verschiedene Segmente unterteilt:
1. Heimspeicher (≤ 30 kWh)
Heimspeicher sind das größte Teilsegment im BESS-Bereich in Deutschland; 2023 hat es rund 85 Prozent der Kapazität aller Neuinstallationen ausgemacht, bis 2032 wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (2023–2032) von rund 0,2 Prozent prognostiziert4. Die Größe des Segments wird durch folgende Faktoren getrieben:
- Hohe Adoptionsraten: Die beträchtliche Anzahl privater Solaranlagen in Deutschland wird durch einen wachsenden Trend unter Hausbesitzern ergänzt, Batteriespeicher zu integrieren, um die Rendite ihrer Solarinvestitionen zu maximieren.
- Kosteneinsparungen: Die Kombination von Dachsolaranlagen mit Batteriespeichern kann Hausbesitzern helfen, ihre Stromrechnungen zu senken, indem sie den Eigenverbrauch erhöhen. Dies ist vor allem in Deutschland interessant, da die Strompreise hierzulande zu den höchsten in Europa gehören. Dennoch sind die anfänglichen Investitionskosten hoch.
- Unterstützende Politik: Förderungen wie das „KfW 270“-Kreditprogramm bieten zinsgünstige Finanzierungen für Batterieinstallationen, regionale Zuschüsse senken die Anschaffungskosten. Diese Anreize fördern die Akzeptanz weiter.
Investitionspotenzial im Heimspeicherbereich: Es gibt zahlreiche Investitionsmöglichkeiten, unter anderem in Hersteller von Speichersystemen, Dienstleister und Aggregatoren, Installateure und Integratoren, Daten- und Softwareplattformen sowie Finanzierungs- und Leasingplattformen.
2. Industrielle Speicher (30–1.000 kWh)
Industrielle Batteriespeicher befriedigen die Energiespeicherbedürfnisse von Gewerbe- und Industrieunternehmen und sind ein wachsendes Segment auf dem deutschen Markt. Die industriellen Speicher machen im Jahr 2023 6 Prozent der neu installierten Kapazitäten aus und es wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (2023–2032) von rund 9 Prozent prognostiziert4. Das Wachstum dieses Segments wird durch die folgenden Faktoren getrieben:
- Kosteneinsparungen: Industrielle Speicher ermöglichen es Unternehmen, Lastspitzen abzufedern und so Netzanschlusskosten und Stromtarife, die in den letzten Jahren in Deutschland stark angestiegen sind, zu reduzieren.
- Energieunabhängigkeit: Speicher erhöhen die Versorgungssicherheit, insbesondere für Unternehmen in energieintensiven Branchen, indem sie vor Netzinstabilitäten und -ausfällen schützen.
- Integration erneuerbarer Energien: Viele Unternehmen kombinieren industrielle Speicher mit Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, um die Eigenverbrauchsquote zu erhöhen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
- Regulierungsanreize: Förderprogramme wie die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft sowie Steuervorteile für Investitionen in CO₂-arme Technologien fördern den Einsatz von Speichersystemen.
Investitionspotenzial im Bereich der industriellen Speicher: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um Unternehmen den Zugang zu Speichern zu erleichtern. Dazu zählen die Produktion leistungsfähiger und skalierbarer Speichersysteme, die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen durch Systemintegratoren und Installateure, die Bereitstellung von Energiedaten- und Optimierungssoftware sowie Investitionen in Betreibermodelle und Leasinglösungen.
3. Großspeicher (≥ 1.000 kWh)
Großspeicher spielen eine Schlüsselrolle in der Energiewende, da sie die Netzstabilität verbessern, erneuerbare Energien integrieren und systemkritische Dienstleistungen bereitstellen. Die neu installierten Kapazitäten machen zurzeit noch einen geringen Anteil der Gesamtinstallationen aus, im Jahr 2023 rund 0,5 GW, was 8 Prozent der Gesamtinstallationen entspricht. Bis zum Jahr 2032 wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Neuinstallationen (2023–2032) von rund 31 Prozent prognostiziert. Dieses Wachstum wird durch den steigenden Bedarf an Netzstabilisierung zur Bewältigung der intermittierenden Einspeisung erneuerbarer Energien und Deutschlands Engagement für den Fortschritt der Energiewende angetrieben. Das rasante Wachstum in dem Segment der Großspeicher wird durch folgende Faktoren getrieben:
- Netzstabilität und Systemdienstleistungen: Großspeicher werden zur Frequenzregelung, zur Spannungshaltung und zur Black Startfähigkeit eingesetzt, was sie zu unverzichtbaren Bausteinen für ein stabiles Netz macht.
- Integration erneuerbarer Energien: Mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie sind Großspeicher notwendig, um fluktuierende Einspeisungen auszugleichen und Überschüsse zwischenzuspeichern.
- Arbitrage: Speicher ermöglichen es Energieversorgern, günstig erzeugten Strom zwischenzuspeichern und zu Spitzenzeiten gewinnbringend zu verkaufen.
- Regulierungsanreize: Initiativen wie das EEG 2023 und Netzausbaupläne fördern die Integration von Großspeichern in das Energiesystem.
Investitionspotenzial im Großspeicherbereich: Es bestehen vielfältige Möglichkeiten, darunter die Herstellung und der Betrieb von Batteriefarmen und innovativen Energiespeichertechnologien, die Entwicklung von Hybridkraftwerken, neue Geschäftsmodelle für Systemdienstleister und Netzbetreiber, intelligente Softwarelösungen zur Betriebsoptimierung sowie Kapitalinvestitionen in Infrastruktur und Finanzierung durch institutionelle Anleger und Private-Equity-Fonds.
Abbildung 3: Entwicklung der jährlich neu installierten Leistung von BESS in Deutschland pro Segment (GW)