Ihr Ziel ist es, eine starke, innovative und inspirierte nächste Generation von Familienunternehmerinnen und -unternehmern zu entwickeln. Hat der Nachwuchs denn Startschwierigkeiten?
Rauschendorfer: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich meine sogar, dass das Verantwortungsgefühl der Next Gen gegenüber der Familie und dem Familienunternehmen sehr hoch ist. Aber ebenso hoch ist oft auch der Erwartungs- und Leistungsdruck, der auf ihr lastet. Hinzu kommen die eigenen Vorstellungen der Next Gen, was sie anders als die Now Gen machen will, und die daraus resultierenden Konflikte. Darüber hinaus spielen für viele Next Gens der eigene Gestaltungswille und die Selbstverwirklichung eine sehr große Rolle. Und hier kann es sein, dass die gegebene Familien- und Unternehmenskonstellation dafür keinen Raum lässt – zumindest nicht auf den ersten Blick. Früher stand es häufig fest, dass die nachfolgende Generation das elterliche Unternehmen übernimmt und weiterführt. Das hat die Komplexität reduziert und die Entscheidung viel einfacher gemacht.
Sie kommen beide selbst aus Unternehmerfamilien. Sind Sie von Ihren Eltern auf die Nachfolge vorbereitet worden? Und wenn ja, wie ist das abgelaufen? Gab es Konflikte?
Rauschendorfer: Weder mein Bruder noch ich sind auf die Nachfolge vorbereitet worden. Die Schreinerei meines Vaters war zwar immer präsent und wir sind mit ihr groß geworden, aber wir haben nie konkret darüber gesprochen, ob wir sie irgendwann einmal übernehmen und was dann unsere Rolle wäre. Falls einer von uns beiden die Nachfolge antreten würde, wäre dies aufgrund der Handwerksbranche allerdings mein Bruder gewesen. Leider haben wir nie darüber nachgedacht, das Unternehmen gemeinsam weiterzuführen. Das finde ich im Nachhinein sehr schade und ein großes Versäumnis. Umgekehrt war dies aber auch ein wesentlicher Grund dafür, warum ich zusammen mit Dinah Spitzley Haus Next gegründet habe. Wir beide halten es für sehr wichtig, dass sich Eltern und Kinder ganz früh zusammensetzen und überlegen, wie die Unternehmensnachfolge aussehen könnte, um dann aktiv Entscheidungen zu treffen. Nicht miteinander zu reden und die Dinge einfach laufen zu lassen sind die größten Fehler.
Spitzley: Bei mir war es genau andersherum. Als Einzelkind bin ich bereits früh auf die Nachfolge vorbereitet worden, aber diese Vorbereitung hat sich oft wie eine Schwarz-Weiß-Alternative angefühlt: Entweder trete ich die Nachfolge an oder das Familienunternehmen muss verkauft werden. Damit habe ich mich selbst unter Druck gesetzt. Um mir klar zu werden, was ich eigentlich will, bin ich zur Uni gegangen und habe promoviert. Das hat mir den notwendigen Abstand gegeben, um meinen eigenen Weg zu finden. Und über diese Schleife habe ich dann zurück ins elterliche Unternehmen gefunden. Mit der Gründung von Haus Next wollte ich anderen Next Gens, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war, helfen, die für sie richtige Entscheidung zu treffen.