Die Zukunft der Schuhindustrie in Deutschland und auch in Pirmasens hängt wesentlich vom Nachwuchs ab, der sich für den Beruf des Schuhmachers entscheidet. Was tun Sie, um die notwendigen Fachkräfte zu gewinnen?
Klautzsch: Das ist eine sehr große Herausforderung. Es geht darum, das Know-how, das wir hier in Pirmasens aufgebaut haben, auch zu behalten und an die nächste Generation weiterzugeben. Wenn uns das nicht gelingt, geht die Produktion hier verloren. Deshalb versuchen wir über Tage der offenen Tür oder den Besuch in Realschulen, junge Menschen für den Beruf des Schuhfertigers zu begeistern. Ebenso kooperieren wir auch mit der Schuhfachschule hier in Pirmasens. Mit unserem Produktionsstandort in der Stadt, unserer familiären Unternehmenskultur und unseren ausgefallenen Modellen haben wir es in den letzten Jahren wirklich geschafft, Menschen aus anderen Städten für unser Handwerk zu begeistern und zu uns zu holen – so, wie mich seinerzeit Klaus Kennel aus Bayern nach Rheinland-Pfalz geholt hat.
Was können andere mittelständische Unternehmen insbesondere aus der Schuh-, Leder- und Textilbranche, die mit der scheinbar übermächtigen Konkurrenz aus Osteuropa und Asien zu kämpfen haben, von Ihnen lernen?
Klautzsch: Man braucht eine große Vision, ein klares Konzept und muss genau wissen, wohin man will. Es kommt darauf an, seine Nische zu finden und sein ganz unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal, seine nicht kopierbare DNA herauszustellen. Bloßer Durchschnitt reicht nicht aus. Darüber hinaus halte ich es für wichtig, kontinuierlich in neue Produkte zu investieren, sparsam, aber kein Sparfuchs zu sein, und langfristig zu denken und zu handeln. Ich glaube, dass gerade viele junge Kunden nicht nur großen Wert auf modischen Chic und unverwechselbares Design legen, sondern auch auf Qualität, Nachhaltigkeit und eine transparente und faire Produktion, die ohne globale Lieferketten auskommt.