Es ist wichtig, klein anzufangen, sich schrittweise Wissen in einem Training anhand von Modellprojekten anzueignen. Denn Wissen ist nicht nur Macht, sondern auch Voraussetzung dafür, etwas erfolgreich zu machen.
Ohne die Komplexität von CE zu erfassen, zu verstehen, was sie ist und kann und wie sie funktioniert, lässt sich keine Strategie definieren. Wenn sie effektiv wirken soll, erfordert das ein sehr weites Denken und Weiterdenken. Denn es geht schließlich darum, ein ganzes Produkt umzugestalten, das Geschäftsmodell, das komplette Ökosystem gegebenenfalls neu aufzustellen. Aus dem, was Unternehmen können und haben womöglich etwas ganz anderes hervorzubringen als bisher, übersteigt häufig die Vorstellungskraft der Verantwortlichen. Darum ist es wichtig, klein anzufangen, sich schrittweise Wissen in einem Training anhand von Modellprojekten anzueignen. Denn Wissen ist nicht nur Macht, sondern auch Voraussetzung dafür, etwas erfolgreich zu machen.
Schlüsselrollen für Chemie und Digitalisierung
Je multidimensionaler das Produkt, desto genauer sollten seine Komponenten und Materialien mit Blick auf CE abgeklopft werden. Für welche „Re-X“-Loops kommen sie einzeln betrachtet überhaupt in Frage und welche davon lohnen sich, welche nicht?
Eine Schlüsselfunktion in der Circular Economy kommt dabei der Chemie zu. Denn nur die Chemieindustrie ist in der Lage, Materialien umzuformen oder zurück in kleinste Einheiten zu teilen, vom Polymer zum Monomer beispielsweise. Diese Auflösung schafft Ausgangsmaterial für eine Neugestaltung. Entsprechend sauber und präzise wie die Produktion beispielsweise eines Kühlschranks sollte auch seine Rückumwandlung ablaufen. Das Know-how dafür ist bereits vorhanden.
Lösungen wurden zum Beispiel bei der Energieversorgung gefunden, denn auch eine Kreislaufwirtschaft benötigt viel Energie. Hydrothermale Karbonisierung (HTC) treibt einen der größten CE-Loops an: Es ist der Prozess zur Energiegewinnung aus Biomasse, bei dem aus CO2 und Gas am Ende Biokohle entsteht, die bei ihrer Verbrennung nicht mehr CO2 emittiert, als die Pflanze vorher mittels Photosynthese gebunden hat – und damit CO2-neutral ist. Auch das ist Chemie.
Ebenso notwendig für eine funktionale CE ist die Digitalisierung. Durch die Verschiebung von einer linearen Wirtschaft hin zu den „Re-X“-Loops verlagert sich auch die einfache Supply Chain vom Hersteller zum Kunden hin zu einem breitflächigen Netz von Standorten, die alle mit der Serviceleistung von Instandhaltung und Reparatur bedient werden wollen. Das wäre für die Fülle an Produkten mit Fachkräften schlicht nicht umsetzbar – es funktioniert jedoch mittels Digitalisierung. Sie ist in der CE ein Vehikel, um Mitarbeitern jederzeit und überall eine klare Anweisung zu geben, was in welchen Schritten für ein Produkt zu tun ist. Was heute ein Angestellter in einer Fabrik ausführt, muss in Zukunft an Tausenden Orten gleichzeitig prozesssicher erfüllt werden können. Auch das Monitoring, die Überwachung von Produkten und Prozessen, wird sich künftig bedeutend breiter und individueller ausdehnen und wäre ohne digitale Tools nicht denkbar.
Noch ist kein Leuchtturmunternehmen in Sicht, das hinsichtlich seiner Produkte und Lieferketten für vorbildliche Kreislaufwirtschaft strahlt. Das würde als Beispiel dem Grundverständnis von CE dienen. Doch es lässt sich auch theoretisch aufbauen und kann dann Motivation dafür sein, selbst eines der ersten Leuchtfeuer zu entzünden.
Beim Thema Elektromobilität ist die deutsche Wirtschaft auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, der längst in Gang gesetzt war. Beim Thema Circular Economy hätte sie mit einer gesunden Industrie und der Kompetenz in Maschinen- und Anlagenbau eine solide Basis und damit beste Chancen, Lokführer zu werden.
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Fazit
Circular Economy dient nicht allein der Reduktion von Emissionen und der Ersparnis von Rohstoffen. Sie kann für Unternehmen Vorteile über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bedeuten, Kosten einsparen und neue Umsatzpotenziale erschließen. Notwendig ist dafür eine holistische Unternehmenstransformation, die ein Grundverständnis von Kreislaufwirtschaft voraussetzt.