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Digital Assets – Top oder Flop?

Bitcoin, Blockchain & Co. sind weiter auf dem Vormarsch und bringen etablierte Finanzmarktteilnehmer:innen unter Zugzwang.


Überblick

  • Das Phänomen der Digital Assets wird aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet.
  • Diese haben weitreichende Folgen für die Financial Services Branche.

Beflügelt durch einen weiteren Bullenmarkt-Zyklus hat die weltweite Marktkapitalisierung digitaler Assets einen Wert von rund 1,8 Trillionen Euro1 erreicht. Verglichen mit den wertvollsten Unternehmen nach Marktkapitalisierung haben diese somit auch Alphabet (Google) überholt und werden nur noch von Apple und Microsoft überboten. Derzeit macht die Gruppe der Kryptowährungen (z. B. Bitcoin) noch rund 75 Prozent2  des Marktes der digitalen Assets aus, jedoch wächst der Anteil der Security und Utility Tokens stark. (Die Definitionen finden Sie in der Infobox am Ende des Artikels.)

Kryptowährungen
des Marktes der digitalen Assets macht die Gruppe der Kryptowährungen aus.

Unserer Meinung nach wird der Markt der digitalen Assets, angetrieben vom zunehmenden Interesse der Investoren wie auch den fortschreitenden Regulierungsbemühungen seitens der Aufsicht, allein in Europa von einem aktuellen Marktwert von 450 Milliarden Euro bis 2025 auf 1,5 Trillionen Euro anwachsen.3 Das wären rund 6 Prozent der verwalteten „Assets under Management“ (AuM) der europäischen Asset-Management-Branche im Jahr 2020.4 

Ein Milliardenmarkt ist im Entstehen und etablierte Marktteilnehmer (Banken, Versicherungen, Asset-Manager, Börsen etc.) müssen dem zunehmenden Verlangen ihrer Kunden nach einem Angebot an digitalen Assets nachkommen, um sich im Wettbewerb mit neuen Marktteilnehmern zu behaupten, Revenue-Pools zu verteidigen und neue Ertragsmöglichkeiten zu erschließen. Andernfalls müssen sie, da Digital Assets nicht auf die traditionelle Bankinfrastruktur angewiesen sind und auch außerhalb gehandelt und in „Wallets“ verwahrt werden können, in den kommenden Jahren mit erheblichen Kapitalabflüssen und Ertragseinbußen rechnen. 

Der folgende Artikel ist der Startpunkt einer Artikelreihe, in der wir das Phänomen der Digital Assets und deren weitreichende Folgen für die Financial-Services-Branche aus mehreren Blickwinkeln beleuchten werden. 

Finanzinstitute müssen ihre Digital-Asset-Strategie definieren, um ihre Relevanz zu bewahren

Kryptowährungen haben sich als Asset-Klasse im Bereich der Retail-Investoren mittlerweile etabliert, und auch das Interesse von institutionellen Investoren, in diese Asset-Klasse zu investieren, nimmt stark zu. Wir sind der Meinung, dass die Tokenisierung traditioneller Wertpapiere und alternativer Vermögenswerte (z. B. Edelmetalle, Immobilien …) den Trend in den nächsten Jahren prägen und den Vormarsch der digitalen Assets weiter befeuern wird.

Digitale Assets bieten neue Chancen und Möglichkeiten, sowohl für etablierte Marktteilnehmer als auch für eine Masse an FinTechs und neuen Startups, und stellt gleichzeitig die Regulatoren vor neue Herausforderungen.

Durch die Tokenisierung ermöglicht es die Distributed-Ledger-Technologie (z. B. Blockchain), klassische Emissionsprodukte wie Aktien oder Anleihen schneller, effizienter und vor allem kostengünstiger anzubieten. Aufgrund dieser Aspekte sind wir der Überzeugung, dass eine Vielzahl von Unternehmen in Zukunft bei ihren Finanzierungsvorhaben von klassischen Emissionsprodukten absehen und auf das Angebot digitaler Assets zurückgreifen werden.

Darüber hinaus ermöglicht die Tokenisierung klein- und mittelständischen Unternehmen (KMUs), die aufgrund der damit einhergehenden Kosten bisher großenteils keinen Zugang zum Kapitalmarkt hatten, digitale Assets für Ihre Finanzierungsvorhaben zu nutzen. Gleichzeitig birgt auch die Tokenisierung von GmbH-Anteilen großes Potenzial, diese Assetklasse einer breiteren Anlegerschicht als Investment zugänglich zu machen.

Neben der Tokenisierung klassischer Produkte wird auch diejenige alternativer, nicht fungibler Vermögenswerte (z. B. Immobilien, Gemälde, Oldtimer, Weine, Musikrechte …) eine nicht minder wichtige Rolle spielen und bisher schwer zugängliche und tendenziell wenig transparente Märkte öffnen.

Digitale Assets bieten eine Vielzahl neuer Chancen und Möglichkeiten, sowohl für etablierte Marktteilnehmer als auch für eine Masse an FinTechs und neuen Startups, und stellt gleichzeitig die Regulatoren vor neue Herausforderungen.

Aufsichtsrechtliche Entwicklungen

Nachdem die Regulatoren den Bereich der digitalen Assets bisher weitestgehend ausgespart haben, hat die Europäische Kommission im September 2020 ihr „Digital Finance Package“ verabschiedet.

Dieses umfasst neben einer „Digital Finance Strategy“ diverse Legislativvorschläge. Ziel des Pakets ist die Schaffung eines wettbewerbsfähigen EU-Finanzsektors, der den Verbraucher:innen Zugang zu innovativen Finanzprodukten ermöglicht und gleichzeitig Verbraucherschutz und Finanzstabilität gewährleistet.5

Die Eckpfeiler der „Digital Finance Strategy“ sind die Beseitigung der Fragmentierung im „digitalen Binnenmarkt“, die Anpassung des EU-Rechtsrahmens zur Erleichterung der digitalen Innovation, die Förderung des datengesteuerten Finanzwesens und die Bewältigung der Herausforderungen und Risiken der digitalen Transformation.

Inhalte der Legislativvorschläge sind unter anderem die folgenden:

  • eine Ergänzung der MiFID-II-Richtlinie 2014/65/EU mit der Klarstellung, dass die derzeitige Definition von „Finanzinstrumenten“ auch auf solche anwendbar ist, die Distributed-Ledger-Technologie-Basis emittiert werden
  • eine Verordnung über Märkte für Krypto-Assets („Markets in Crypto-Assets [„MiCA-VO“]), die nicht unter das derzeitige EU-Regelwerk für Finanzdienstleistungen fallen, unter Einschluss von „Stablecoins“ und eMoney Tokens
  • eine Verordnung über ein Pilot-Regime für Marktinfrastrukturen auf Distributed-Ledger-Technologie-Basis
  • ein „EU Passport“ für Krypto-Assets

Neben den EU-Aufsichtsbehörden zeigen auch die US-Aufsichtsbehörden mit der erst kürzlich erfolgten Vorstellung des „Digital Asset Market Structure and Investor Protection Act“6 wachsendes Interesse für die Thematik. Der Gesetzentwurf zielt darauf ab, den Markt der digitalen Assets weitestgehend unter die Aufsicht der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zu stellen.

In welcher Form und in welchem Umfang die Gesetzesvorschläge umgesetzt werden, wird die Zukunft zeigen. Fest steht jedoch, dass die regulatorischen Initiativen zunehmen, was den Akteur:innen und Investor:innen weitere Sicherheit geben und die Barrieren für weitere Entwicklungen und Investments im Markt senken wird.

Technische Aspekte

Die Blockchain-Technologie bildet die Grundlage für die Schaffung digitaler Assets, wobei Bitcoin und Ethereum die bekanntesten Beispiele sind. Ein Vermögenswert wird als Code dargestellt und in den Blöcken auf der Blockchain mit seinen wichtigsten Eigenschaften gespeichert. Neue Blöcke werden so hinzugefügt, dass ein kryptografischer Hash des vorherigen Blocks verwendet wird, um die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.

Eigentümer eines digitalen Vermögenswerts auf einer Blockchain ist die Person, die den kryptografischen Schlüssel („private key“) zur Lösung eines Verschlüsselungsalgorithmus besitzt. Physische oder digitale „Wallets“ werden benutzt, um diese Schlüssel zu verwahren.

Um eine Transaktion durchzuführen, muss der Besitzer diese mit seinem in der „Wallet“ verwahrtem Schlüssel bestätigen. Jeder Rechner im Netzwerk kann die Transaktion verifizieren, und mithilfe eines Konsensalgorithmus werden die Transaktionsblöcke ausgeführt. Es gibt eine Vielzahl Konsensalgorithmen, wobei die größten Netzwerke (Bitcoin und Ethereum) Proof of Work verwenden. Die Rechner im Netzwerk arbeiten an einem kryptografischen Hash-Problem, und der Erste, der es löst, erhält das Recht, Blöcke an die Blockchain zu übertragen, sowie eine Entlohnung für den geleisteten Rechenaufwand. Diese Entlohnung ist es, die das Netzwerk am Laufen hält und in der Öffentlichkeit als Mining bekannt ist.

Einige Blockchains, allen voran Ethereum, haben eine Skriptsprache integriert, die die Erstellung von Smart Contracts ermöglicht. Die Schlüsselfunktionen eines Smart Contract werden bei der Erstellung des Vertrags festgelegt und sind in den auf der Blockchain gespeicherten Daten programmiert. Auf diese Weise ist es möglich, Finanzverträge in eine Blockchain einzubetten.

Die Blockchain-Technologie bildet die Grundlage für die Schaffung digitaler Assets, wobei Bitcoin und Ethereum die bekanntesten Beispiele sind.

Die technologische Entwicklung im Ökosystem der digitalen Vermögenswerte ist noch nicht abgeschlossen, doch die Ethereum-Gemeinschaft hat bereits einige Tokenisierungsstandards entwickelt. Diese Standards (ERC-20, ERC-721, ERC-777) helfen bei der Einführung von Blockchain/DLT und ermöglichen die Interoperabilität zwischen verschiedenen Initiativen.

Vergleich zwischen einem klassischen Vermögenswert (z. B. Aktie) und Digital Assets in mehreren Dimensionen:

Aktie

Digital Asset

Eigentümerschaft

Das Eigentum wird von einer Depotbank verwaltet und von einer zentralen Behörde (Zentralverwahrer) überprüft.

Das Eigentum wird durch einen kryptografischen Schlüssel gesichert, der in einer digitalen oder physischen „Wallet“ gespeichert ist.

Transaktionen

Eine Transaktion wird über einen Broker, eine Depotbank, einen Zentralverwahrer und eine Clearingstelle abgewickelt.

Transaktionen werden durchgeführt, indem neue Blöcke mit aktualisierten Eigentumsverhältnissen zur Blockchain hinzugefügt werden. 

Handelszeiten

während der Öffnungszeiten der Börse

24/7

Info Box

1https://coinmarketcap.com/
2https://coinmarketcap.com/
3Prognose für den EU-Markt basierend auf der aktuellen Marktkapitalisierung inkl. einer jährlichen Wachstumsrate von 35 Prozent. Der Anteil des EU-Marktes am globalen Markt wird auf 25 Prozent geschätzt.
4EY Research
5https://ec.europa.eu/info/publications/200924-digital-finance-proposals_en
6https://www.govtrack.us/congress/bills/117/hr4741/text

Fazit

Wir sind der Meinung, dass das Thema Digital Assets Top wichtig ist und daher auf der Agenda aller relevanten Finanzinstitute sein muss. Der Markt entsteht jetzt und die „First Mover“-Gewinne und -Marktanteile werden in den nächsten Monaten verteilt.

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