- Autohersteller wirtschaften mit einer Lagerbestandsreichweite von 48 Tagen effizienter als Zulieferer mit 52 Tagen
- OEMs kommen schneller an ihr Geld: Rechnungen von Herstellern werden nach 23 Tagen beglichen, Zulieferer müssen 67 Tage auf Begleichung warten
- Weiterhin viel Geld in operativen Prozessen gebunden – Working Capital Management gewinnt angesichts hoher Kapitalkosten weiter an Bedeutung
Bei der deutschen Industriegüter- und Maschinenbauindustrie ist nach wie vor sehr viel Geld in operativen Wertschöpfungskettenprozessen gebunden – Geld, das für Investitionen in weiteres Geschäftswachstum, strategische Übernahmen oder die Digitalisierung verwendet werden könnte.
Im Jahr 2023 stieg das Nettoumlaufvermögen (Net Working Capital, kurz NWC) bei führenden Autoherstellern und -zulieferern weniger stark als der Umsatz, sodass der Anteil des Nettoumlaufvermögens am Umsatz von 9,1 auf 8,5 Prozent sank. Grundsätzlich gilt: Je weniger Liquidität durch interne Prozesse gebunden ist, desto besser. Die Working Capital Performance der Unternehmen hat sich also im Jahresvergleich verbessert – es bleibt aber genug Raum für die Freisetzung weiteren Kapitals. So lag der Anteil des Nettoumlaufvermögens am Umsatz im Jahr 2021 noch bei 8,2 Prozent.
Dabei scheinen die Hersteller ihr Working Capital Management besser im Griff zu haben als die Zulieferer: Zwar sank die Lagerbestandsreichweite (Days Inventory Outstanding, kurz DIO), also die Anzahl der Tage, nach denen die Bestände aufgebraucht sind, bei den Zulieferern im Jahr 2023 um sechs auf 52 Tage. Die Hersteller kamen hingegen (wie im Vorjahr) auf 48 Tage. Seit Ausbruch der Pandemie war der Wert der Hersteller an diesem Punkt teils deutlich besser als bei den Zulieferern – im Jahr 2019 lagen hingegen Hersteller und Zulieferer etwa gleichauf.
Bei der Anzahl der Tage zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang (Days Sales Outstanding, kurz DSO) ist die Kluft zwischen Herstellern und Zulieferern noch deutlich größer: Während die OEMs im Durchschnitt nur 23 Tage warten mussten, bis ihre Rechnungen beglichen wurden, dauerte dies bei Zulieferern fast dreimal so lang, nämlich 67 Tage. Immerhin: Sowohl Hersteller als auch Zulieferer verzeichneten in den vergangenen Jahren eine schrittweise Verbesserung des Zahlungsverhaltens von Kunden.
Sowohl Hersteller als auch Zulieferer begleichen ihre Rechnungen schneller
Gleichzeitig ging die Zahl der Tage zwischen Rechnungseingang und Zahlungsbegleichung durch das Unternehmen – Days Payables Outstanding (DPO) – sowohl bei Herstellern wie auch bei Zulieferern zurück: bei Herstellern von 53 auf 51 Tage, bei Zulieferern von 67 auf 63 Tage. 2019 hatten sowohl Hersteller als auch Zulieferer ihre Rechnungen allerdings deutlich rascher beglichen (58 bzw. 45 Tage). Das sind Ergebnisse der Studie „Cash to charge ahead – Automotive Industry Working Capital Report 2024 “ von EY-Parthenon. Basis der Studie sind Finanzkennzahlen von 595 Unternehmen aus der Automobilindustrie.
„Die schwierige Situation der Automobilindustrie – gesunkene Absatzzahlen, schrumpfende Margen und ein hoher Wettbewerbsdruck bei gleichzeitig gestiegenen Fremdkapitalkosten – veranlasst die Unternehmen, stärker auf ihr Working Capital Management zu achten. Mit Erfolg: Die Working Capital Performance hat sich in der Branche insgesamt leicht verbessert, weniger Liquidität ist in internen Prozessen gebunden“, beobachtet Rob Kortman, Partner bei EY-Parthenon.
Allerdings zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen Herstellern und Zulieferern, nicht zuletzt bei Kundenzahlungseingängen (DSO), so Rob Kortman: „Kundenzahlungen gehen bei OEMs deutlich früher ein als bei Zulieferern, was den OEMs zu einer insgesamt deutlich besseren Working Capital Performance verhilft.“ Die so freigesetzte Liquidität kann zu anderen Zwecken, etwa für notwendige Investitionen oder zur Transformation innerhalb der Branche genutzt werden.“
„Das Thema Liquiditätssteuerung und Working Capital Management nimmt weiter an Bedeutung zu, da es bei den externen Finanzierungskosten und Zinsniveaus zumindest kurz- und mittelfristig keine gravierende Verbessering der Lage geben wird und zudem die Kundennachfrage angesichts der schwachen Konjunktur auch weiterhin verhalten sein dürfte“, erwartet Kortmann.
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