Pressemitteilung
11 Jan. 2023 

Rekordjagd vorerst beendet: Weniger Groß-Deals führen zu Rückgang bei Startup-Finanzierungen

  • 9,9 Milliarden Euro Risikokapital für deutsche Startups im Jahr 2022: Rückgang um 43 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2021
  • Dennoch zweitstärkstes Ganzjahresergebnis
  • Zahl der Deals über 50 Millionen Euro fast halbiert, Zunahme bei mittelgroßen Abschlüssen
  • Berlin bleibt Startup-Hauptstadt des Landes – fast jeder zweite investierte Euro geht an die Spree
  • Vier Startup-Branchen mit Milliardenzuflüssen: Software-Unternehmen vorn

Steigende Zinsen, sinkende Bewertungen und zurückhaltende Investoren: Deutsche Jungunternehmen haben 2022 deutlich weniger frisches Kapital erhalten als im Jahr zuvor. Insgesamt flossen 9,9 Milliarden Euro an deutsche Startups – 43 Prozent weniger als 2021. In dem Rekordjahr wurden 17,4 Milliarden Euro investiert. Dies markiert aber den zweithöchsten Ganzjahreswert seit EY diese Daten seit 2015 erhebt. Auch die Anzahl der Deals war im vergangenen Jahr geringer als 2021, sank von 1160 Abschlüssen auf 1008. Damit wurde dennoch zum zweiten Mal in Folge die Marke von 1000 Deals innerhalb eines Jahres übertroffen.

Die aktuellen Zahlen erklären sich vor allem durch den Rückgang großer Deals von mehr als 50 Millionen Euro. Gab es im Jahr 2021 noch 72 Investitionen in dieser Größenordnung (33 davon über 100 Millionen Euro) waren es im vergangenen Jahr mit 37 (davon 19 über 100 Millionen Euro) nur noch etwa halb so viele. Positiv zu bemerken ist andererseits, dass die Deals im Bereich zwischen fünf und 50 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2021 zunahmen: von 228 auf 246.

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: „Mit Deals im Gesamtvolumen von fast 10 Milliarden Euro stellt 2022 das zweiterfolgreichste Jahr für die Startup-Branche in Deutschland überhaupt dar. Und das in einer von geopolitischen Herausforderungen, hohem Inflationsdruck und steigenden Zinsen geprägten Zeit. Es wird weiter investiert – wenn auch weniger und unter anderen Voraussetzungen. Denn was sich verändert hat, sind die Rahmenbedingungen: Angesichts steigender Kapitalkosten und sinkender Bewertungen achten Investoren mehr auf Rentabilität als auf langfristige Wachstumsversprechen. Jungunternehmen sind gefordert, sich darauf einzustellen und einen klaren Weg zur Profitabilität aufzuzeigen.“

Berlin ist weiter die Startup-Hauptstadt – fast jeder zweite investierte Euro geht an die Spree

Die Startups der Hauptstadt konnten erneut mit Abstand am meisten Risikokapital einsammeln: 4,9 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr in Berliner Jungunternehmen investiert. Im Jahr 2021 war mit 10,5 Milliarden mehr als doppelt so viel investiert worden. Ähnlich sieht es in Bayern aus, hier halbierte sich das investierte Kapital im Vergleich zum Vorjahr fast: 2,4 Milliarden im Jahr 2022 stehen 4,4 Milliarden Euro im Jahr 2021 gegenüber. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Baden-Württemberg (646 Millionen Euro) und Hamburg (547 Millionen Euro). Erfreulich: In diesen beiden Bundesländern nahm das Investitionsvolumen sogar leicht zu.

Auch bei der Anzahl der Deals belegt Berlin den ersten Platz: Der Hotspot der Startup-Szene zählte 390 Finanzierungsrunden, das sind 39 Prozent aller Deals insgesamt und fast genauso viele wie in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg – die auf der Deal-Rangliste direkt hinter Berlin liegen – zusammen. An den Topwert des Rekordjahres 2021, als 503 Abschlüsse erzielt wurde, reichten die Jungunternehmen der Hauptstadt nicht heran.

Prüver: „Berlin bleibt unangefochtener Hotspot für Jungunternehmer in diesem Land. Die Rückgänge bei Anzahl und Volumina der Deals zeigen aber auch, dass die Bäume auch hier nicht in den Himmel wachsen. Der Rückgang in Berlin ist auch darauf zurückzuführen, dass zwei Branchen, die in Berlin besonders stark vertreten sind, weniger Großdeals zu verzeichnen hatten als im Jahr zuvor: E-Commerce und Fintech.“

Software-Unternehmen relativ stabil

Der Bereich Software & Analytics sammelte 2022 am meisten Risikokapital ein – und das mit Abstand: 3,2 Milliarden Euro sind auch ein verhältnismäßig stabiler Wert gegenüber der Summe von 2021, als die Branche 3,6 Milliarden Euro erhielt. Deutlich stärker ist der Rückgang dagegen im Bereich FinTech/InsurTech (1,3 Milliarden Euro, minus 65 Prozent). Darüber hinaus gehören auch die Bereiche Mobility (1,4 Milliarden Euro) und Energy (1,1 Milliarden Euro) zum Milliarden-Zirkel der Startup-Branchen. 2021 war der Bereich E-Commerce noch Teil dieses Zirkels, 3,7 Milliarden Euro flossen in den Sektor. 2022 waren es dagegen nur noch 635 Millionen Euro – ein Minus von 83 Prozent.

Von den zehn größten Finanzierungsrunden gingen sechs nach Berlin, zwei nach Bayern und jeweils eine nach Hamburg und Hessen. Die höchste Summe – 399 Millionen Euro – floss zwei Mal: Zum einen an das Berliner InsurTech-Unternehmen wefox, zum anderen an das Software-Startup Celonis aus Bayern.

Prüver: „Es gab im vergangenen Jahr durchaus noch Großdeals – allerdings nicht mehr so viele wie im Boom-Jahr 2021. Für das Startup-Ökosystem ist aber noch wichtiger: Die Zahl der mittelgroßen Deals ist sogar gestiegen. Das zeigt, dass es für Jungunternehmen nach wie vor absolut möglich ist, auch hohe Summen zu erhalten, mit denen Wachstum finanziert werden kann.“

1,5 Milliarden für Startups mit Nachhaltigkeitsfokus

Und wie steht es um die Nachhaltigkeit bei Investitionen in deutsche Startups? 2022 wurden mehr als 1,5 Milliarden Euro in Startups mit Sustainability-Fokus investiert – 15 Prozent des Gesamtfinanzierungsvolumen. Am höchsten war der Anteil der Finanzierungsrunden, an denen Startups mit Nachhaltigkeitsaspekten beteiligt waren, in den Sektoren Energy (72 Prozent) und AgTech (57 Prozent).

Das aktuelle Startup-Barometer können Sie hier kostenlos bestellen.

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeitende an 20 Standorten. Gemeinsam mit den rund 365.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.


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