Pressemitteilung
30 Jan. 2023  | Stuttgart, DE

2022: Doppelt so viele Gewinnwarnungen wie im Vorjahr

  • Zahl der Gewinn- und Umsatzwarnungen stiegen gegenüber Vorjahreszeitraum von 35 auf 70
  • Trotz hoher Unsicherheiten und drohender Rezession: Zahl der positiven Prognosekorrekturen mit 157 weiter deutlich höher
  • Nur 27 Prozent der Unternehmen haben ihre Prognose unangetastet gelassen
  • Warnungen lassen Aktienkurse im Durchschnitt um 6,1 Prozent einbrechen

Die drohende Rezession, steigende Energiepreise und eine nachlassende Kaufkraft in der Bevölkerung lassen immer mehr Unternehmen vorsichtiger in die Zukunft blicken: Die Zahl der Gewinn- oder Umsatzwarnungen von Unternehmen aus dem DAX, dem MDAX und dem SDAX stieg im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr 35 auf 70.

Der stärkste Anstieg der Warnungen wurde im DAX verzeichnet: Nach sieben negativen Prognosekorrekturen im Vorjahr wurden 2022 insgesamt 18 derartige Warnungen gezählt. Im MDAX stieg die Zahl von acht auf 15, im SDAX von 20 auf 37.

Trotz des deutlichen Anstiegs im Jahr 2022 liegt die Zahl der Warnungen damit aber weiterhin deutlich unter dem bisherigen Rekordwert von 108, der im Jahr 2020 erreicht wurde, als der Ausbruch der Corona-Pandemie dazu führte, dass Unternehmen reihenweise ihre Prognosen einkassieren mussten.

Es gab im vergangenen Jahr aber längst nicht nur schlechte Nachrichten von den Unternehmen – im Gegenteil: Die Zahl der Aufwärtskorrekturen von Prognosen lag mit 157 deutlich höher als die Zahl der Warnungen und damit auf dem zweithöchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011. Gerade einmal 43 der 160 untersuchten Unternehmen haben ihre Prognose im Jahresverlauf unangetastet gelassen.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die veröffentlichungspflichtigen Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis Ende 2022 untersucht. Für die Analyse wurden alle 160 Unternehmen aus dem DAX, SDAX und MDAX betrachtet.

„Viele Unternehmen haben in den vergangenen Monaten sehr gut verdient und sich sogar besser entwickelt als erwartet“, sagt Milan Knarse, Partner bei EY Parthenon in der Restrukturierungsberatung und Leiter Reshaping Results in der Region Europe West. „Ein hoher Auftragsbestand, anhaltend hohe Preise und eine bis zuletzt bemerkenswert starke Nachfrage hatten etliche positive Prognosekorrekturen zur Folge.“

Dr. Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services Europe West bei EY, ergänzt: „Die Zahl der ad-hoc Meldungen blieb 2022 nach einem deutlichen Anstieg im Krisenjahr 2021 mit insgesamt 226 Prognoseänderungen auf hohem Niveau. Die 157 positiven Gewinn- und Umsatzkorrekturen zeigen, dass Unternehmen nach den letzten Krisenjahren in ihren Prognosen weiterhin vorsichtig sind. Allerdings haben sich die Konjunktur und vielfach auch die Umsätze und Unternehmensgewinne zuletzt besser entwickelt als von vielen erwartet, die meisten düsteren Szenarien wurden nicht Realität.“

Dies erkläre die hohe Zahl an Aufwärtskorrekturen in der zweiten Jahreshälfte, so Knarse. „Aber der Gegenwind ist eindeutig stärker geworden. Immer mehr Unternehmen haben zu kämpfen und schauen pessimistisch in die Zukunft. Und es ist schwer zu prognostizieren, wie sich die geopolitische und wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird. Letztlich sollten sich die Unternehmen auf alle Szenarien vorbereiten – von anhaltender Krise bis Aufschwung schon in der zweiten Jahreshälfte.“

Zahl der Warnungen steigt im Jahresverlauf

Im Jahresverlauf zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg bei der Zahl der Warnungen – von sieben im ersten Quartal auf 24 im vierten Quartal, während die Zahl der positiven Korrekturen tendenziell rückläufig war: von 47 im ersten Quartal auf 40 im letzten Quartal des Jahres.

Tendenziell zeige sich aber doch eine Eintrübung der Lage, so Knarse: „Die Zahl der positiven Überraschungen nimmt ab, gleichzeitig sehen wir einen Anstieg bei den Gewinn- und Umsatzwarnungen.“

Besser als erwartet lief es im vergangenen Jahr bei den deutschen Technologieunternehmen, von denen 80 Prozent ihre Prognosen nach oben korrigierten, gefolgt von Konsumgüterherstellern (71 Prozent) und Telekommunikationsunternehmen (67 Prozent).

Die meisten Warnungen mussten Groß- und Einzelhändler veröffentlichen (60 Prozent), gefolgt von Industrieunternehmen (44 Prozent).

Prognosen für 2023 äußerst schwierig

Auch wenn es bislang nicht zur befürchteten Rezession gekommen sei, sollten sich die Unternehmen auf einen Abschwung einstellen, mahnt Knarse: „Für die Unternehmen geht es in derart volatilen Zeiten darum, flexibel zu bleiben. Nur so können sie das Risiko begrenzen, Opfer geopolitischer Turbulenzen, neuer Handelskonflikten, pandemiebedingter Lieferkettenstörungen und ähnlicher Krisen zu werden.“

Für die Geschäftsleitungen und Investor Relations-Abteilungen der Konzerne sei diese unklare Situation eine große Herausforderung, ergänzt Steinbach: „Wir leben in äußerst volatilen Zeiten mit multiplen Krisen, die sich gegenseitig verstärken. Trotzdem müssen die Unternehmen Investoren und Analysten eine bestmögliche Prognose und Guidance für das laufende Geschäftsjahr geben. Dabei geht es auch um Erwartungsmanagement gegenüber Analysten und Investoren. Das ist derzeit schwieriger denn je – aber auch eine Chance, Vertrauen auszubauen durch eine glaubwürdige und transparente Finanzkommunikation, etwa in Bezug auf die Ertrags- und Liquiditätslage und die Auswirkungen auf das Bilanzbild.“

Vor allem Warnungen beeinflussen den Aktienkurs

Im vergangenen Jahr haben Anleger erneut deutlich stärker auf negative Unternehmensnachrichten als auf positive Prognosekorrekturen reagiert: Am Tag der Gewinn- oder Umsatzwarnung sank der Aktienkurs des jeweiligen Unternehmens um durchschnittlich 6,1 Prozent. Bei einer Gewinn- oder Umsatzerwartung hingegen, also bei einer Aufwärtskorrektur, stieg der Aktienkurs am Tag der Meldung nur um 2,0 Prozent. „Negative Überraschungen bewegen den Markt deutlich stärker als positive. Für Unternehmen heißt das, treffsichere Prognosespannen zu kommunizieren, denn es lohnt sich nicht, bei der Prognose tief zu stapeln – die Anleger danken den Unternehmen Aufwärtskorrekturen kaum. Umgekehrt führen Gewinnwarnungen durchaus zu kräftigen Kursabschlägen – das gilt es also zu vermeiden und Vertrauen zu stärken“, folgert Steinbach. 

Die aktuelle Studie können Sie hier kostenlos bestellen.

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeitende an 20 Standorten. Gemeinsam mit den rund 365.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

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