Mann springt über eine Felsengruppe

Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz 2023

Versicherer halten an Immobilien fest – Immobilienquote steigt weiter


Überblick

  • Erste Anzeichen einer Trendumkehr bei der zuletzt steigenden Immobilienquote – Renditeerwartungen deutlich gesunken
  • Europa und Deutschland verlieren deutlich an Attraktivität – USA und Asien als Investitionsziele beliebter als Europa
  • Nachhaltige Transformation gegenüber Portfoliobereinigung präferiert – fehlende valide Daten erschweren ESG-Strategien

Die Immobilienquote der Assekuranz ist auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Der Anteil von Immobilien in den Portfolios der Versicherungsunternehmen liegt nun bei 13 Prozent und somit 0,9 Prozentpunkte höher als 2022. Der Anstieg der Immobilienquote hält damit seit nun bereits 14 Jahren an, könnte allerdings vor einer Trendwende stehen: Derzeit wollen nur noch 14 Prozent der Versicherer ihre Immobilienquote weiter erhöhen. 2022 hatte das noch die Hälfte geplant. Mit 68 Prozent will die klare Mehrheit der Versicherungen ihre Immobilienquote nun stabil halten, während 26 Prozent ihre Immobilieninvestments reduzieren möchten. Das sind Ergebnisse des diesjährigen „Trendbarometers Immobilienanlagen der Assekuranz“, für das EY Real Estate eine Umfrage unter 32 Versicherungsunternehmen durchgeführt hat.

Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz 2023
beträgt die Immobilienquote der befragten Versicherungsunternehmen – erneut ein Rekordwert.

„Versicherungen haben mit Blick auf Immobilien einen sehr langfristigen Anlagehorizont und stützen mit ihrer Eigenkapitalstärke den derzeit fragilen Markt. Obwohl sie sinkende Gesamtrenditen antizipieren, sehen sie nach wie vor von Desinvestitionen im großen Stil ab und kaufen teils selektiv zu“, sagt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie.

Zwar spüren 65 Prozent der Befragten eine restriktivere Kreditvergabepraxis – für die qua Geschäftsmodell eigenkapitalstarken Versicherungen stellt dies jedoch selten eine größere Herausforderung dar, wie 60 Prozent angaben. Allerdings sind die Renditeerwartungen deutlich gesunken: bei direkten Anlagen von 4,5 Prozent im Vorjahr auf nun 3,8 Prozent und bei indirekten Anlagen von 5,5 auf 4,2 Prozent. Der Direktbestand bleibt dabei für 57 Prozent der Befragten die präferierte Anlageform. Im indirekten Bereich überholen geschlossene Fonds mit 72 Prozent (2022: 52 Prozent) nun die offenen Immobilienfonds mit 24 Prozent (2022: 53 Prozent). Beliebt bleiben auch alternative Immobilieninvestments wie Debt-Fonds (40 Prozent) oder Private-Equity-Gesellschaften (31 Prozent). Projektentwicklungen nehmen hingegen deutlich ab: von 45 Prozent im Vorjahr auf nun nur noch 14 Prozent.

Aufgrund ihrer Eigenkapitalstärke stützen Versicherungen den derzeit fragilen Markt.

Nun auch Asien und Ozeanien beliebter als Europa – Wohnimmobilien büßen an Attraktivität ein

Die Verschiebung des regionalen Investmentfokus setzt sich fort: Nordamerika wird von den Versicherungen bereits seit dem vergangenen Jahr präferiert und steht nun bei 59 Prozent der Befragten im Investmentfokus (2022: 55 Prozent). Europa hingegen büßt weiter an Attraktivität ein – und zwar spürbar: Wollte 2022 immerhin noch jede zweite Versicherung hier investieren, so sind es in diesem Jahr nur noch 39 Prozent. Sogar Asien und Ozeanien erfahren mit 41 Prozent derzeit mehr Zuspruch. Auch wenn Deutschland für hiesige Versicherungen der beliebteste Investitionsstandort innerhalb Europas bleibt, so nimmt auch die Attraktivität der Bundesrepublik ab: 2022 hatten noch 90 Prozent der Versicherer ihren Fokus hierzulande gesetzt – heute sind es nur noch 77 Prozent.

 

Hinsichtlich der Nutzungsarten büßen insbesondere Wohnimmobilien an Attraktivität ein: Im Vorjahr standen sie bei 95 Prozent der Befragten im Fokus, nun lediglich noch bei 68 Prozent. Logistikimmobilien sind somit die momentan beliebteste Nutzungsart bei Versicherern: 77 Prozent der Befragten legen ihren Investmentfokus darauf. Besonders attraktiv sind auch Investitionen in Infrastruktur (64 Prozent) und erneuerbare Energien (70 Prozent). Büroimmobilien sind immerhin noch für knapp mehr als die Hälfte der Versicherer attraktiv (52 Prozent). Einzelhandelsimmobilien gewinnen etwas in der Gunst der Assekuranz: Mehr als jedes dritte Versicherungsunternehmen (34 Prozent) nimmt sich nun wieder entsprechende Investitionen vor (2022: 20 Prozent). Hotelimmobilien hingegen spielen heute wie auch schon vor einem Jahr (2023: 18 Prozent, 2022: 26 Prozent) nur eine untergeordnete Rolle.

 

Versicherer präferieren die nachhaltige Transformation gegenüber der Portfoliobereinigung

Bei 95 Prozent der befragten Versicherer werden Klima- und transitorische Risiken bereits in der Portfoliostrategie berücksichtigt. 90 Prozent sehen eine stärkere Handlungsnotwendigkeit zur energetischen Ertüchtigung ihrer Immobilienbestände. Kein Wunder, denn laut 89 Prozent der Versicherer zahlen sich nachhaltige Immobilieninvestments nicht nur hinsichtlich der ökologischen Effekte aus, sondern auch finanziell, beim Wiederverkauf.

Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz 2023
der befragten Versicherer berücksichtigen Klima- und transitorische Risiken bereits in der Portfoliostrategie.

„Das Gros der Versicherer hat die Notwendigkeit der nachhaltigen Transformation erkannt. Dafür wollen viele selbst Hand anlegen und ihre Immobilien entsprechend sanieren. Nur rund jedes fünfte befragte Unternehmen fasst Portfoliobereinigungen ins Auge“, sagt Ohligs.

Fehlende valide Daten stellen für die Umsetzung von ESG-Strategien nach wie vor eine Herausforderung dar. Allerdings arbeiten die Versicherer auch vor diesem Hintergrund an ihrer Digitalisierung. So ist die Hälfte der Befragten gerade in der SAP-S/4HANA-Transformation, um ihre ERP-Systeme entsprechend zu transformieren.

Risikoneigung sinkt

Die Risikoneigung der Versicherungen hat im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Die besonders sichere Risikokategorie „Core“ steht nun bei 81 Prozent der Versicherungen besonders im Fokus – im Vorjahr war das nur bei 70 Prozent der Fall. Auch „Core+“-Immobilien kommen für 77 Prozent der Umfrageteilnehmer infrage (2022: 85 Prozent). Während die „Value Add“-Kategorie einen starken Zuwachs in der Gunst der Versicherer erfährt (2023: 38 Prozent, 2022: 20 Prozent), verliert das „Opportunistic“-Segment deutlich (2023: 10 Prozent, 2022: 40 Prozent).

Fazit

Mit erneut gestiegener Immobilienquote bewährt sich die Assekuranz auch in Krisenzeiten als stabilisierender Faktor für den Immobilienmarkt. Dennoch hat sich einiges verschoben, wie das 16. Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz zeigt. Gesunkene Renditeerwartungen spiegeln die verhaltenen Aussichten für die Wertänderungsrenditen wider. Deutschland bleibt zwar attraktiv, aber Europa gerät gegenüber Nordamerika und mittlerweile auch der APAC-Region ins Hintertreffen. Mit der energetischen Ertüchtigung ihrer Immobilien stehen die Versicherer zudem vor einer Mammutaufgabe.

Mehr zum Thema

    Über diesen Artikel