Eine Innovation ist der Bio-Joghurt mit exotischen Früchten aus Fairtrade-Anbau wahrhaftig nicht mehr. Aber als Beispiel dafür, wie die Prinzipien von Umweltschutz, sozialen Standards und Corporate Governance (nach den englischen Begriffen kurz ESG genannt) dazu beitragen können, den Wert eines Unternehmens zu steigern, kann er immer noch dienen. Verbraucher schätzen solche Produkte, was unter anderem in der Bereitschaft deutlich wird, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Im Unternehmen kann das oft die Margen verbessern. Zusätzlich lassen sich mit der Portfolioerweiterung Marktanteile gewinnen; das neue Produkt erschließt neue Kundengruppen und verschafft der Marke zusätzliche Attraktivität. Kurzum: Diese Fokussierung auf nachhaltige Produkte schafft Wachstumspotenzial.
Jede Branche hat dabei ihre eigenen Hebel. Bei einem Hersteller von Aufzügen kann zum Beispiel die Umstellung der Fahrzeugflotte für den Service auf Elektroautos nicht nur den Kohlendioxidausstoß reduzieren, sondern auch dank eines geringeren Wartungsbedarfs und einer längeren Lebensdauer der Autos die Kosten deutlich reduzieren.
Von Leverage zu operationeller und strategischer Wertsteigerung
Auch für Private-Equity-Investoren spielt ESG mittlerweile eine essenzielle Rolle. Die Schwerpunkte, auf die Gesellschaften setzen, um bei den Beteiligungen Renditen zu erwirtschaften, haben sich über die Jahre immer weiterentwickelt. Zählte in den 1980er- und 1990er-Jahren in erster Linie der Leverage-Effekt, waren es später Multiple-Arbitrage-Modelle, bevor der Themenkomplex Value Creation die größten Wertsteigerungen ermöglichte.
Diese Wertsteigerungsansätze sind heute der Treiber für fast drei Viertel der Erträge, die Beteiligungsunternehmen erwirtschaften. Sowohl operationelle als auch strategische Anpassungen rücken dabei in den Fokus. Zu Letzteren zählen auch die konsequente Ausrichtung auf ESG-Werte und das Erkennen und Umsetzen der damit verbundenen Chancen. Natürlich müssen sie überdies sicherstellen, dass auch die Beteiligungsgesellschaften selbst möglichst nachhaltig wirtschaften, sämtliche relevanten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und die regelmäßigen Anpassungen der Regulatorik aufmerksam verfolgen.
Sehr gute ESG-Profile versprechen deutlich bessere Renditen
Wie sehr sich der ESG-Schwerpunkt bezahlt macht, zeigen Daten einer wissenschaftlichen Untersuchung von EY-Parthenon gemeinsam mit der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, in die umfangreiche Daten aus Beteiligungsgesellschaften weltweit eingeflossen sind. Damit konnten die positiven Auswirkungen auf die Renditen erstmals quantitativ belegt werden. Für die Studie wurde der Zusammenhang zwischen den Renditen und den ESG-Profilen der Portfoliounternehmen der jeweiligen Fonds gemessen. Die ESG-Profile der Portfoliounternehmen wurden dabei über RepRisk-Ratings gemessen, die das ESG-Reputationsrisiko durch öffentliche ESG-Zwischenfälle von Unternehmen quantifizieren. RepRisk ist somit kein klassisches „ESG-Rating“, bei dem sich die Methodiken zwischen einzelnen Ratinghäusern stark unterscheiden, sondern zeigt direkt auf, wo Unternehmen im Zusammenhang mit ESG-kritischen Zwischenfällen assoziiert sind. Im Schnitt erzielen PE-Investoren mit einem sehr guten ESG-Profil von AAA demnach IRR-Renditen von 25,4 Prozent. Sie liegen damit um 7,8 Prozentpunkte besser als Investoren, die lediglich ein ESG-Profil von BBB schaffen, und 7,4 Prozentpunkte über jenen mit einem ESG-Profil von A.