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Versorgungssicherheit der deutschen Wirtschaft mit mineralischen Rohstoffen

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Bei den für wichtige Zukunftstechnologien essenziellen Industriemineralen ist Deutschland vom Import abhängig – dieser wird jedoch schwieriger.


Überblick

  • Bei den für Zukunftstechnologien wichtigen Energierohstoffen, Metallen und Industriemineralen ist Deutschland von Importen abhängig.
  • Da die globale Nachfrage nach diesen „kritischen“ Rohstoffen so groß ist, antworten rohstoffreiche Länder immer öfter mit protektionistischen Tendenzen.
  • Mithilfe staatlicher Instrumente und Maßnahmen aktiver Rohstoffpolitik lässt sich jedoch eine größere Versorgungssicherheit herstellen.

Wir benutzen sie täglich in der ein oder anderen Form: Rohstoffe. Ob als Werkzeug, Toilettenpapier oder Salz – Rohstoffe begleiten unseren Alltag. Als Grundlage der industriellen Wertschöpfung sind sie auch für das Funktionieren einer Volkswirtschaft unverzichtbar. Gerade für eine Exportnation wie Deutschland, in der das produzierende Gewerbe noch immer ein zentraler Wirtschaftszweig ist, ist eine zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen daher essenziell. Während etwa Baurohstoffe wie Sand, Kies und Kalkstein oder auch verschiedene Salze in Deutschland noch immer ausreichend vorhanden sind, sieht das bei Energierohstoffen, Metallen und Industriemineralen schon anders aus. Hier ist Deutschland stark von Importen, vor allem aus China, abhängig.

 

Gerade diese „kritischen Rohstoffe“ sind jedoch jene, die beim Fahrzeugbau oder der Herstellung elektronischer Geräte zum Einsatz kommen und die daher für den Industrie- und Technologiestandort Deutschland so wichtig sind. Ein Ersetzen durch andere Stoffe ist meist gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Da fehlende Rohstoffe außerdem nicht nur zu Ausfällen in der jeweiligen Produktionsstufe führen, sondern sich durch Behinderungen der Lieferkette auch auf alle folgenden Verarbeitungsprozesse auswirken – und damit sogenannte Kaskadeneffekte auslösen –, ist eine durchdachte und verantwortungsvolle Rohstoffpolitik von äußerster Wichtigkeit. Im Januar 2020 hat das Bundeskabinett daher die Rohstoffstrategie der Bundesregierung beschlossen, um die Verfügbarkeit dieser Rohstoffe für Unternehmen sicherzustellen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu stärken.

 

Neue Herausforderungen durch Rohstoffnationalismus

Dabei sind eine hohe Importabhängigkeit, Preis- und Verfügbarkeitsrisiken sowie Lieferunterbrechungen grundsätzlich nicht neu und werden von Unternehmen durch Maßnahmen wie Hedging, langfristige Lieferverträge und Einkaufgemeinschaften sowie Lieferantendiversifizierung und Lagerhaltung aufgefangen. Was jedoch neu ist, ist die hohe Bedeutung kritischer Rohstoffe als Enabler für Zukunftstechnologien und die damit einhergehende steigende globale Nachfrage nach diesen Rohstoffen.

 

Da sich somit für jene Länder, die im Besitz dieser kritischen Minerale sind, die Chance ergibt, in der Energiewende voranzukommen und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, und sich darüber hinaus durch eine künstliche Verknappung dieser Rohstoffe höhere Gewinne erzielen lassen, sind geopolitisch seit einiger Zeit Tendenzen in Richtung eines Rohstoffnationalismus zu erkennen. Weitere Ursachen hierfür sind Machtverschiebungen im internationalen System, die zunehmende Gefährdung der internationalen Sicherheitsarchitektur, staatliche Eingriffe in Lieferketten sowie höhere Anforderungen und Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit. Für rohstoffreiche Länder steht die eigene Versorgung mittlerweile oft im Zentrum. Da solche protektionistischen Tendenzen durch Unterbrechungen von Lieferketten unter Umständen ganze Wirtschaftszweige eines importabhängigen Landes lahmlegen können, sind sie volkswirtschaftlich relevant und erfordern staatliche Maßnahmen.

 

Staatliche Maßnahmen

In Deutschland sind diese Maßnahmen in der bereits erwähnten Rohstoffstrategie der Bundesregierung festgehalten. Wie in fast allen Ländern umfassen sie zum einen die Förderung von Effizienz, Recycling und Substituten. Bereits 2012 hat die Bundesregierung etwa das deutsche Ressourceneffizienzprogramm ProgRess verabschiedet und jeweils 2016 und 2020 fortgeschrieben. Weitere Instrumente sind die Vertiefung und Erweiterung bestehender Allianzen mit anderen Ländern, eine verstärkte Einbindung von Unternehmen und der Aufbau von Technologieclustern wie etwa der Europäischen Batterie-Allianz. Eine weitere, ebenfalls sehr wichtige Maßnahme ist die Schaffung von Transparenz. Hier geht es darum, etwa über das DERA-Rohstoffmonitoring kontinuierlich den Bedarf an kritischen Rohstoffen für Zukunfts- und Transformationstechnologien zu überwachen und das Versorgungsrisiko rohstoffintensiver Branchen und Unternehmen zu quantifizieren – bestenfalls auf EU-Ebene. Weitere – in Anbetracht der Situation sehr naheliegende – Werkzeuge sind die Sicherung der europäischen Rohstoffvorkommen, die Förderung ihres Abbaus und der Ausbau der Raffineriekapazitäten. Der letzte Schritt ist dann die Absicherung politischer und wirtschaftlicher Risiken bei Investitionen in den Rohstoffabbau oder die Raffinerieproduktion aus Übersee durch UFK-Garantien (Garantien für ungebundene Finanzkredite).

Fazit

Während Deutschland mit Baurohstoffen wie Sand oder Kies gut versorgt ist, sieht das bei den „kritischen“ Energierohstoffen, Metallen und Industriemineralen anders aus: Hier ist Deutschland von Importen abhängig. Da diese jedoch für die im Hinblick auf Digitalisierung und Energiewende immer wichtiger werdenden Zukunftstechnologien benötigt werden, ist die globale Nachfrage groß. Länder, die diese Rohstoffe besitzen, antworten immer öfter mit protektionistischen Tendenzen bis hin zu einem regelrechten Rohstoffnationalismus. Es gibt jedoch Maßnahmen, mithilfe derer sich eine größere Versorgungssicherheit herstellen lässt.

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