Farbiger Faden

Mit Innovation am Markt bestehen: Ökosysteme als Ideengeber

Unternehmen streben nach Innovation, um am Markt zu bestehen. Ökosysteme können neue Anreize schaffen – und Umsatz.


Überblick

  • Der Markt und seine Entwicklungen werden für Unternehmen anspruchsvoller.
  • Wer sich behaupten möchte, braucht Innovationen, um seine Zielgruppen zu skalieren.
  • Dies gelingt, wenn sich Unternehmen in Ökosystemen (Business Ecosystems) zusammenschließen, um innovativer zu werden und Umsatz zu steigern.

Globalisierte Märkte werden immer komplexer und Kundenwünsche dominieren mehr und mehr die Strategien. So wird Innovation immer wichtiger und die schnelle Reaktion auf neue Kundenwünsche erfolgsentscheidend. Wer nur an sich denkt und versucht, intern Innovation anzuregen, stößt schnell an Grenzen. Schließen sich Unternehmen jedoch in einem Ökosystem (Business Ecosystem) zusammen, lässt sich Innovation intelligenter generieren, denn hier kommen oft komplementäre Kompetenzen und Marktsichten zusammen. Je besser sich ein solches Ökosystem dem Markt anpassen kann, desto höher die zu erwartende Umsatzsteigerung.

Ein gutes Ökosystem ist von Vertrauen auf Augenhöhe geprägt. Gerade weil häufig kleinere Unternehmen oder Startups mit großen Konzernen zusammenarbeiten, ist dieser gegenseitige Respekt wichtig: Transparenz und Vertrauen müssen an erster Stelle stehen. Außerdem braucht es ein agiles, offenes Mindset. Alle Seiten sollten bereit sein, ungewohnte Pfade zu beschreiten. Wer zu starr in eigenen Grenzen denkt, wird in einem Ökosystem keinen Mehrwert schaffen. Das Ökosystem sollten die Partner als Gemeinschaft begreifen, in der alle Seiten Wertschöpfung erzielen möchten. Während in vielen Bereichen Verträge über Regeln und Werte zum Einsatz kommen – gerade bei Industrie-Ökosystemen ist dies auch aus rechtlicher Sicht häufig notwendig – ist die eigentliche Währung der Wissensaustausch innerhalb der Interessengemeinschaft.

Gegenseitige Unterstützung – ökonomischer Mehrwert im Vordergrund

Business Ecosystems bieten allen beteiligten Parteien entscheidende Vorteile –  in erster Linie mehr Innovationskraft. Verschiedene Kollaborationsformate schaffen außerdem eine verbesserte Lernkultur. Häufig ist dies das Ziel der Schaffung eines Ökosystems – da Lernen am besten über soziale Interaktion im Alltag funktioniert, bringen die etablierten Trainings oft nicht den gewünschten Effekt. Die Zusammenarbeit mit Universitäten, Partnerunternehmen oder Startups hingegen ermöglicht Lernen im Alltag, setzt neue Reize und motiviert. So profitieren alle Seiten. 



Business Ecosystems bieten allen beteiligten Parteien entscheidende Vorteile – in erster Linie mehr Innovationskraft.



Letztendlich geht es jedoch um den ökonomischen Mehrwert. Ein Ökosystem kann eine oder mehrere beteiligte Parteien dabei unterstützen, den Markt zu durchdringen, indem Marktanteile erhöht und Produkte kommerzialisiert oder spezialisiert werden. Eine solche Zusammenarbeit kann einen Beitrag dazu leisten, die eigene Zielgruppe zu skalieren – denn am Ende geht es darum, Kunden zu gewinnen und Umsätze zu steigern.

Von traditionellen Unternehmensstrukturen unterscheidet sich die Konstellation des Ökosystems in mehreren Punkten. Zunächst ergibt sich ein entscheidender Unterschied aus dem Strukturparadoxon: Jedes Unternehmen am Markt ist gezwungen zu innovieren und schneller auf Kundenwünsche und -bedürfnisse zu reagieren – zum Beispiel in Form einer schnelleren Time-to-Market. Allerdings bedeutet Innovation stets auch ein hohes Risiko und geringe Sicherheit für die Unternehmen, etwa weil sie Pilotprojekte nicht dauerhaft durchsetzen können. Deshalb ist die Kultur häufig eher konservativ: Das Risiko bei der Produktentwicklung ist gering, die Sicherheit ist hoch – sowohl bei der Struktur und beim Reporting als auch bei der Mitarbeiterorganisation und beim Recruiting. Der Ansatz des Ökosystems funktioniert umgekehrt: Unternehmen gehen ein Risiko ein, gewinnen dadurch aber an Innovationskraft. Um die Strukturen zu durchbrechen, braucht es einen solch revolutionären Ansatz.

Insellösungen gefährden die Innovationskraft

Noch nutzen nicht alle Unternehmen das Potenzial von Business Ecosystems: Rund 80 Prozent der Innovationen sind Rekombinationen aus bestehendem Wissen und Technologien – und kein Produkt aus der Multiplikation neuer Ideen im Ökosystem. Man kann beobachten, dass sich Unternehmen abkapseln und vom Markt entfernen, wenn sie durchgehend nur interne Insellösungen entwickeln – gerade im Mittelstand ist dies weit verbreitet. Wer sein Unternehmen und seine Zielgruppen aber skalieren möchte, braucht oft einen Wandel des Geschäftsmodells. Die Strategie eines Ökosystems hilft, neue Werte und Kundengruppen zu erschließen. Schließen sich mehrere Partner zusammen, um gemeinsam ihre Märkte und Regionalstrategien zu überprüfen, erweitert das den Horizont aller und bietet großen Mehrwert.

Wie gelingt der Aufbau eines Ökosystems? Der Vorlauf für die gesamte Planung sollte etwa ein Jahr betragen. Es gilt, die Partner zu motivieren, alle kleinen und großen Fragen gründlich zu prüfen und zu klären: Die Rechtsabteilung muss eingebunden sein, um Vertraulichkeitserklärungen auszuarbeiten, Entscheider müssen strategische Fragen beantworten. Mit externer Beratung, die bereits Erfahrung im Bereich der Business Ecosystems gesammelt hat, kann dieser gegebenenfalls lange Prozess besser bewältigt werden. Innerhalb des ersten Jahres sollten die beteiligten Unternehmen definieren, welche Rollen und Zuständigkeiten entstehen und wer diese besetzt. Es ist wichtig, eindeutige Ansprechpartner zu haben und das Projektmanagement klar zu koordinieren. Es braucht den Einsatz der Chefetage und der zuständigen Business Units. Unternehmen einigen sich im besten Fall frühzeitig darauf, welche Ziele man mit der Zusammenarbeit verfolgt: Forschung und Entwicklung verbessern, das Marketing effektiver gestalten oder den Vertrieb verschlanken und beschleunigen.

Einbindung in den Alltag wichtig – Umkehr notfalls möglich

Als Zeithorizont werden in der Regel rund drei Jahre angepeilt, um dann Bilanz zu ziehen und zu prüfen, ob das Ökosystem so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat – oder nicht. Ein Business Ecosystem bedarf einer gründlichen Vorbereitung, damit alle Beteiligten stets den Überblick behalten und das Vorhaben erfolgreich ist. Es ist entscheidend, dass alle beteiligten Unternehmen die Bedeutung des gemeinsamen Ökosystems begreifen und die Arbeit entsprechend in ihren Arbeitsalltag einbinden. Wenn dem Ökosystem nicht die nötige Bedeutung zugeordnet wird und die Arbeit daran eine untergeordnete Rolle spielt, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.



Für den Erfolg ist es entscheidend, dass alle beteiligten Unternehmen die Bedeutung des gemeinsamen Ökosystems begreifen und die Arbeit entsprechend in ihren Arbeitsalltag einbinden.



Stellen die Unternehmen trotz aller Bemühungen fest, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert, ist eine Umkehr immer möglich. Es kommt darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um unnötiges Geldverbrennen zu vermeiden. Gelingt der Absprung frühzeitig, halten sich die Schäden in Grenzen. Ist es allerdings schon zu toxischen Beziehungen auf menschlicher Ebene und einer dysfunktionalen Arbeit innerhalb der Teams gekommen, braucht es möglicherweise Team-Coaching und Mediation, um sich aus der Zwickmühle lösen zu können.

 

Unternehmen, die auf der Höhe des Marktes und der Kundenwünsche bleiben möchten, brauchen Innovation und neue Ideen. Organisiert man die Wertschöpfung ausschließlich intern, droht man sich von der Marktrealität abzukapseln. Deshalb ist es wichtig, mit anderen Unternehmen zu kooperieren – um im Business Ecosystem gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und langfristig Umsatzziele zu erreichen.

Fazit

Um den Herausforderungen am Markt zu begegnen, brauchen Unternehmen Innovation. Dies gelingt jedoch selten, wenn die gesamte Wertschöpfung nur intern geschieht – und keine Kooperation mit anderen Spielern am Markt entsteht. Ein Ökosystem, das von Vertrauen geprägt ist, kann der Innovation aller Beteiligten einen Schub verpassen, sodass sich alle besser aufstellen können – und letztendlich am Markt bestehen. 

Über diesen Artikel