Wie bist du aufgewachsen?
Bis zu meinem 13. Lebensjahr bin ich mit meiner alleinerziehenden Mutter und zwei Brüdern in einer Kleinstadt in Hessen aufgewachsen. Den Rest meiner Jugend verbrachte ich in Duisburg und besuchte eine Gesamtschule in Marxloh – einem Stadtteil von Duisburg, der bundesweit als Problemviertel gilt. Trotz einiger Schwierigkeiten und der Umstände war ich sehr glücklich, weil mir das multikulturelle Zusammenleben im Ruhrgebiet sehr gut gefiel. Ich hatte das Gefühl, dazuzugehören.
Wie würdest du deinen sozialen Hintergrund beschreiben? Und welchen Einfluss hat er auf deine Karriere?
Aus gesundheitlichen Gründen konnte meine Mutter schon sehr früh nicht mehr in ihrem Job als Einzelhandelskauffrau arbeiten. Aus diesem Grund habe ich seit der Schule im Einzelhandel gearbeitet, auch um Geld für mein Studium zu sparen. Zwei Jahre nach dem Abitur war ich die erste in meiner Familie, die studierte. Meine oberste Priorität war, das Studium so schnell wie möglich abzuschließen und dann einen sicheren Job zu finden.
Mein sozialer Hintergrund hatte nur am Anfang einen direkten Einfluss auf meine Karriere. Vor allem, wenn ich mir die Anforderungen in Stellenanzeigen anschaute, gab es oft Momente, in denen ich dachte, dass ich unterqualifiziert bin und sowieso keine Chance habe.
Wie geht es dir heute? Spürst du manchmal soziale Unterschiede bei der Arbeit?
Ich bin jetzt seit vier Jahren bei EY und habe mich sowohl beruflich als auch persönlich enorm weiterentwickeln können. Ich spüre kaum soziale Unterschiede in meinem Arbeitsleben.. Nur wenn Kolleg:innen z.B. über bestimmte Hobbys oder Interessen sprechen, merke ich manchmal, dass ich einen anderen sozialen Hintergrund habe. Bei EY ist Diversität fest in der Unternehmensstrategie verankert und ich bin ich stolz darauf diesen Prozess in der Umsetzung mitzugestalten.
Du bist Gründungsmitglied des Netzwerks für Social Climbers bei EY Deutschland. Warum ist dieses Thema für dich wichtig?
In Deutschland hängen Bildungserfolg und Beförderung immer noch von der sozialen Herkunft ab. Als mich eine Kollegin auf das Netzwerk aufmerksam gemacht hat, wollte ich sofort mitmachen, da ich mich mit diesem Thema voll und ganz identifizieren kann. Ich bin sicher, dass einige potenzielle Bewerber:innen einen ähnlich unkonventionellen Lebenslauf haben. Ich möchte einen Beitrag leisten, indem ich das Bewusstsein schärfe, um langfristig mehr Chancengleichheit zu schaffen.
Was willst du mit dem Netzwerk für Social Climbers bei EY erreichen?
Der erste Schritt ist mit der Einführung der neuen Diversitätsdimension „soziale Herkunft“ getan. Ich hoffe, dass wir nun im Rahmen dieses Netzwerks ein größeres Bewusstsein für die unterschiedliche soziale Herkunft schaffen werden. Wir sollten noch offener mit dem Thema umgehen und andere mit einem ähnlichen sozialen Hintergrund ermutigen. Im Bewerbungsprozess würde ich mir zum Beispiel wünschen, dass bestimmte Anforderungen an potenzielle Mitarbeitende neu definiert werden. Der Fokus sollte auf konkreten Fähigkeiten und Erfahrungen liegen und nicht auf formalen Qualifikationen.
Mehr Vielfalt in Teams führt zu besseren Ergebnissen und mehr Innovation. Dessen ist sich EY bereits bewusst und dieswird langfristig den Unternehmenserfolg von EY steigern.