„Künstliche Intelligenz stellt einen gewaltigen Trend dar, der die Strukturen der globalen Wirtschaft rasant verändert und schon jetzt einen markanten Einfluss auf Aktienkurse hat“, erläutert Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich, die Studienergebnisse. „In den nächsten zehn Jahren wird der Einsatz von KI-Technologien in sämtlichen Industriezweigen sowie im Privatleben weit verbreitet sein und tiefgreifende Umwälzungen mit sich bringen. Das wird eine starke Wertschöpfung generieren.“
Europa kann vom KI-Boom kaum profitieren
Es sind allerdings vor allem US-Unternehmen, die von der Begeisterung vieler Investoren für Künstliche Intelligenz profitieren – nur wenige europäische börsennotierte Unternehmen spielen im Zusammenhang mit KI derzeit eine bedeutende Rolle. Neben dem niederländischen Chipausrüster ASML, der sich im Halbjahresvergleich von Platz 28 auf Platz 21 verbessern konnte und der deutschen SAP (von Platz 62 auf 52) ist dies der britische Chipdesigner Arm, der im Ranking von Platz 193 auf Platz 74 stieg. Diesen drei europäischen Unternehmen mit einem Börsenwert von insgesamt 790 Milliarden US-Dollar stehen im Top-100-Ranking 17 nordamerikanische Technologiekonzerne gegenüber, die zusammen 13,4 Billionen US-Dollar wert sind.
„Europa hat in punkto KI erheblichen Nachholbedarf – die Technologie entwickelt sich aber so rasch, dass darauf achten müssen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Zwar gibt es in Europa einige vielversprechende und hochbewertete Startups, die an KI-Technologien arbeiten – diese sind aber noch nicht börsennotiert und liegen beim Umsatz weit hinter den USA“, sagt Reimoser.
Europas Top Unternehmen sind mehrheitlich nicht in der Technologiebranche tätig, sie profitieren also kaum vom KI-Boom. Damit vertieft sich die Kluft zwischen Europa und den USA weiter. Während die US-Unternehmen, die sich in den Top 100 platzieren können, ihren Börsenwert im ersten Halbjahr um 22 Prozent steigern konnten, lag das Plus bei den europäischen Unternehmen im Ranking nur bei sieben Prozent.
Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Während sich derzeit 20 europäische Konzerne unter den Top 100 platzieren können, lag ihre Zahl vor zehn Jahren bei 28 und im Jahr 2007, vor der weltweiten Finanzkrise, bei 46. Damals hatten nur 32 der Top-100-Unternehmen ihren Sitz in den USA. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten Europa an Bedeutung verloren, während die USA weiter zugelegt hat. Angesichts des KI-Booms und der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation sieht es nicht so aus, dass Europa diese Entwicklung in den kommenden Jahren entgegenwirken kann“, stellt Reimoser fest.