Wie nachhaltig sind Österreichs Städte und Gemeinden

Wie nachhaltig sind Österreichs Städte und Gemeinden?

Im Spannungsfeld zwischen Interesse und Umsetzung navigieren Österreichs Städte und Gemeinden hin zu mehr Nachhaltigkeit.


Überblick

  • Im Jahr 2021 wurde eine Studie zum Thema Nachhaltigkeit unter den Städten und Gemeinden in Österreich durchgeführt
  • Die Ergebnisse zeigen ein Bild zwischen starkem Interesse und teilweiser Umsetzung.

Klimawandel, Mobilität und Energie weiterhin Spitzenreiter in den Gemeinden

Städte und Gemeinden fokussieren weiterhin vor allem auf die Umweltaspekte der Nachhaltigkeit: Der Klimawandel mit den Themen Klimaschutz und Dekarbonisierung bleibt nach wie vor das wichtigste Handlungsfeld in der Stadt- bzw. Gemeindeentwicklung, genauso wie Mobilität und Verkehr - 85% der Städte und Gemeinden sehen diese Themenfelder als wichtig an, gefolgt vom Themenkomplex Energie. Soziale Themen wie Wohnen, Bildung und Betreuung werden immerhin noch durch mehr als 50% der Teilnehmer:innen als wichtig angesehen.

Konkrete Umsetzung und Monitoring

Während fast zwei Drittel der Städte und Gemeinden in den für sie relevanten Handlungsfeldern bereits messbare Indikatoren definiert haben, wurden von weniger als 50% Ziele dafür festgelegt, was eine Interpretation der Entwicklung deutlich erschwert.

Die Hälfte der Gemeinden gibt an, ein Projektteam ins Leben gerufen haben das sich um das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz kümmert, nur ein Drittel hat eine:n dezidierte:n Nachhaltigkeits- oder Klimaschutzveranwortliche:n. Weitere 15% planen eine Ernennung einer:s solchen Verantwortlichen, was die Umsetzung deutlich beschleunigen könnte.

Die Digitalisierung wird weiterhin von den meisten Gemeinden als wichtiges Instrument zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung gesehen.

Die wichtigsten Maßnahmen zur Implementation von Nachhaltigkeit sind der aktive Einbezug von Stakeholdern und der Einsatz eines Monitoringsystems. Bei vielen Gemeinden im Roll-Out befindlich oder geplant sind die Integration von Nachhaltigkeitsdimensionen in die Entwicklungsstrategie, ein Nachhaltigkeit-Reporting und eine Nachhaltigkeitsrisikobewertung.

Gerade im ökologischen Bereich sind bereits konkrete Maßnahmen in der Umsetzung. Hier sind Projekte im Bereich Naturschutz und Biodiversität, Abfallreduktion, Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und Reduktion von direkten und indirekten CO2-Emissionen zu finden. Der Co2-Fußabdruck wird erst von 22% der Gemeinden erhoben, 22% erheben ihn bereits für Teilbereiche. Mehr als 50% hat sich jedoch zumindest Ziele zur Reduktion von Emissionen gesetzt, gut die Hälfte aller Gemeinden möchte bis 2030 außerdem CO2-neutral werden. Zur Dekarbonisierung soll vor allem durch erneuerbare Energieträger, Elektromobilität, effiziente Wärmegewinnung und -nutzung und thermische Sanierungen beigetragen werden.

Auch im ökonomischen Bereich werden Umsetzungsprojekte vorangetrieben: Ganz oben stehen Investitionen in die Allgemeinheit wie Infrastruktur, die Identifikation von Folgekosten und Beschaffungsthemen.

Etwas schwächer, aber doch ausgeprägt ist die Umsetzung der sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung: Hier wird auf regionale und kommunale Entwicklungszusammenarbeit gesetzt, auf die Förderung von Initiativen und Projekten zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und guter Nachbarschaft, aber auch interne Themen wie die Förderung langfristiger Beschäftigungsverhältnisse und Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in politischen Gremien und der Belegschaft.

Politischer Vorteil

Für den größten Teil der Gemeinden hat das Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung eine wesentliche Bedeutung und ist zumindest teilweise in deren Entwicklungsplan integriert. Die Gemeinde-Verantwortlichen glauben zudem, dass ihre Gemeinden durch aktiveres Handeln im Nachhaltigkeitsbereich politisch profitieren zu können.

Rahmenwerk SDGs

SDGs, die Sustainable Development Goals der United Nations, werden von nur einem Drittel der Gemeinden als Mehrwert-bringendes Rahmenwerk gesehen. Ein Grund könnte sein, dass weniger als 50% der Gemeinden sich ausreichend darüber informiert fühlen, wie sie zur Erreichung der SDGs beitragen können. Bei 41% der Gemeinden haben die SDGs es bereits in die Umsetzungs-Debatte geschafft, mehr als zwei Drittel wollen diese in Zukunft noch stärker berücksichtigen.

Rahmenbedingungen

An der Studie nahmen 27 Städte und Gemeinden aller Größen (sowohl nach Einwohner:innen als auch nach Quadratkilometern) teil. Der Großteil der Gemeinden gibt an, bereits mit anderen Städten und Gemeinden zu kooperieren.

Fazit

Aktuell fokussieren die Gemeinden und Städte vor allem auf den ökologischen Aspekt von Nachhaltigkeit – allerdings sollten auch die anderen Teilbereiche „Social“ und „Governance“ nicht außer Acht gelassen werden. Nur so werden Österreichs Städte und Gemeinden nicht nur klimaneutral, sondern tatsächlich nachhaltig.

Über diesen Artikel