ey-white-shark-hero

David gegen Goliath – oder doch mit?


Verwandte Themen

Start-ups sind dabei, viele Branchen und Märkte grundlegend zu ändern. Wie es im Segment Retail aussieht, erklären Florian Haas und Nikolaus Köchelhuber im Interview.

Die Zukunft der Wirtschaft liegt in Kooperationen. Viele etablierte Unternehmen setzen auf die Zusammenarbeit mit Start-ups, viele Start-ups suchen große Firmen, die nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch ihr Know-how zur Verfügung stellen. David gegen Goliath - oder doch mit? Genau darüber haben wir mit Florian Haas, Leiter des Start-up Ökosystems bei EY Österreich und Nikolaus Köchelhuber, Managing Director im Bereich Handel & Konsumgüterberatung gesprochen. 

EY Österreich: Können es Start-ups überhaupt mit etablierten Konsumgütermarken und -händler:innen aufnehmen?

Florian Haas: Wenn wir einen Blick auf unsere aktuelle Gesellschaft werfen, wird klar: Wir befinden uns gerade in einer Zeit des Aufbruchs, es findet gerade ein massiver Wertewandel statt. Die Bedürfnisse von Konsument:innen verändern sich gerade fundamental. Regionalität und Nachhaltigkeit sind das Gebot der Stunde. Und da haben auch neue Unternehmen bzw. Start-ups eine echte Chance, den Markt aufzumischen.

Nikolaus Köchelhuber: Genau. Allerdings muss man schon sagen, dass gerade etablierte Unternehmen aus der Branche von ihrer Erfahrung und ihren lange etablierten Marken profitieren. Marken leben von Vertrauen – und das baut sich eben nicht über Nacht auf.

Was können Start-ups, was etablierte Händler:innen und Konsumgüterproduzent:innen nicht können?

Haas: Die Vorteile eines Start-ups – egal welcher Branche – liegen klar auf der Hand: Sie sind agiler, können sich schneller und leichter an neue Rahmenbedingungen anpassen. Hinzu kommt ein hoher Innovationsgrad – fast jedes Start-up kommt mit einem vollkommen neuen Produkt auf den Markt. Dafür muss man aber bedenken, dass bei vielen Start-ups gerade am Anfang eines knapp ist: das Kapital. Die Mehrzahl der Start-ups ist nur für einige Monate durchfinanziert, danach benötigen sie frisches Geld. In einem gesunden Wirtschaftssystem braucht es daher sicher beides – und gerade deshalb können etablierte Unternehmen und Start-ups voneinander und vor allem miteinander profitieren.

Und was können Start-ups von etablierten Playern am Retailmarkt lernen?

Köchelhuber: Start-ups fehlen oft die Erfahrung und die finanziellen Mittel. Ein Beispiel dafür ist Pinky Gloves, hier wurden einfach zu wenig Zeit und Ressourcen in die detaillierte Analyse der Nachfragesituation gesteckt. Etablierte Unternehmen sind hier klar im Vorteil, sie verfügen über langjährige Erfahrung, auch mit der Zielgruppe und haben außerdem umfassende finanzielle Mittel, um zum Beispiel mittels Marktforschung oder ähnliches die Marktreife ihres Produktes schon im Vorfeld zu evaluieren. Auch in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Logistik haben etablierte Unternehmen natürlich weiter entwickelte Strukturen.

David oder Goliath?

Köchelhuber: Ich hatte grundsätzlich immer schon ein Faible für Underdogs. Aber übertragen auf den unternehmerischen Kontext würde ich eher dafür plädieren, dass in einem entwickelten Marktumfeld Platz für beides sein muss: Etablierte Unternehmen und neue Start-ups, die den Markt mit disruptiven Ideen herausfordern.

Haas: Das sehe ich auch so. Start-ups können nicht ohne die Finanzierung und die Erfahrung der Großen, etablierte Unternehmen profitieren oft von den Ideen und Konzepten der Kleinen, die mit mehr Flexibilität agieren. Über das EY Start-up-Ökosystem fördern wir als Brückenbauer die nachhaltige Zusammenarbeit mit beidseitigem Mehrwert zwischen den passenden Playern.  

Fazit

Die Zukunft unserer Wirtschaft liegt zumindest zum Teil in Kooperationen. Wenn Start-ups und etablierte Händler:innen und Konsumgüterproduzenten diese Chance nutzen, werden sie gestärkt daraus hervor gehen. 




Über diesen Artikel

Autoren