Die internationale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden.
So unterstützen wir Sie
-
EY hilft Gesundheitsorganisationen, wettbewerbsfähig zu bleiben und bessere Ergebnisse für Patient:innen zu erzielen – jetzt und in Zukunft.
Mehr erfahren
Die Schere zwischen internen und externen Einflüssen
Laut einer aktuellen Befragung von EY-Parthenon hat soziale Nachhaltigkeit zwar einen hohen Stellenwert für Unternehmen, wenn es um die eigene Belegschaft geht, beispielsweise bei Initiativen für Mitarbeitende. Allerdings wird die Zielerreichung momentan zu wenig gemessen und auch soziale Aktivitäten außerhalb der Unternehmensgrenzen – z. B. in der erweiterten Wertschöpfungskette – seien derzeit niedriger priorisiert.
Gobin-Reider dazu: „Dort, wo die Messung von Maßnahmen leichter fällt, nämlich bei den eigenen Arbeitskräften, wird sie tendenziell auch stärker verfolgt. Eine ganzheitliche Stakeholder:innen-Analyse und die Anwendung des Public-Value-Konzepts wären sinnvoll – so kann der Mehrwert für alle Beteiligten gleichermaßen sichergestellt werden.“
Wie Unternehmen von Themen der sozialen Nachhaltigkeit betroffen sind
Relevanz hat das Thema definitiv, denn Unternehmen sind von der Thematik der sozialen Nachhaltigkeit in vielfacher Weise betroffen. Zunächst aus rein rechtlicher Perspektive: Aus den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ergeben sich für eine wachsende Zahl von Unternehmen Berichtspflichten, die inhaltlich dem Themenbereich „Soziales“ zuzurechnen sind. Und auch die von der EU angekündigte „soziale Taxonomie“ könnte weitere Vorschriften im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit für Unternehmen mit sich bringen. „Ein Blick auf die sozialen Subthemen der ESRS zeigt rasch, dass sich das Management bei der Umsetzung auch mit Stakeholder:innen außerhalb der eigenen Organisation befassen muss, denn die Sub-Themen reichen von den eigenen Arbeitskräften in der Organisation über die Mitarbeitenden in der Wertschöpfungskette bis hin zu den betroffenen Gemeinschaften und den Konsument:innen“, erläutert Horak.
Doch nicht die rechtliche Perspektive allein sei für Organisationen ein Grund, um mehr im Bereich soziale Nachhaltigkeit zu unternehmen. „Es ist eine vielschichtige Thematik, die unterschiedlichste Ebenen betrifft. Tut das Unternehmen alles, um im eigenen Wirkungsbereich möglichst viele der dargestellten Ziele zu erreichen? Wo und wie könnte sich das Unternehmen über die bisherigen Aktivitäten hinaus engagieren? Das sind die relevanten Fragestellungen in diesem Zusammenhang“, so Badelt.
Im wirtschaftlichen Kontext sind laut dem Ökonomen vier Ebenen direkt durch soziale Nachhaltigkeit betroffen – und zwar:
- die Arbeitsbedingungen im eigenen Unternehmen,
- die Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette,
- die Beziehung zu den Kund:innen
- sowie die Wirkung des unternehmerischen Verhaltens auf die Umgebung und Umwelt im Sinne von betroffenen Gemeinschaften bzw. Bevölkerungsgruppen.
Aber auch indirekt wirke sich soziale Nachhaltigkeit auf Betriebe aus: „Unternehmen agieren in einem gesellschaftlichen und politischen Umfeld, das sie zwar selbst mitgestalten, von dem sie aber auch stark geprägt werden. Wann immer gesellschaftspolitische oder politische Themen neu aufkommen oder in das Zentrum des öffentlichen Interesses rücken, hat dies auch für Unternehmen Auswirkungen“. Non-Profit-Organisationen stünden zudem deutlich stärker als kommerzielle Unternehmen vor zentralen Herausforderungen – für sie wird soziale Nachhaltigkeit zum entscheidenden Erfolgsfaktor jenseits einer reinen Managementaufgabe. Diese sind vor allem gefordert, weil ihr Selbstzweck in vielen Fällen (soziale) Nachhaltigkeit ist. Gobin-Reider dazu: „Es reicht als NPO längst nicht mehr aus, nur ‚Gutes zu tun‘. Stakeholder:innen erwarten von Non-Profits auch, dass sie selbst nachhaltig sind – in allen Aspekten, auch sozialen.“
Die Integration der sozialen Nachhaltigkeit braucht Mut
Der zentrale Appell von Badelt, Horak und Gobin-Reider: Unternehmen müssen alle Aspekte und Stakeholder:innen der sozialen Nachhaltigkeit in den Managementkreislauf integrieren. Dazu bedarf es einer Verankerung der sozialen Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie, einer klaren Verteilung von Verantwortlichkeiten der sozialen Nachhaltigkeit in der Organisation, einer ganzheitlichen Analyse der Stakeholder:innen, die im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit von der Organisation betroffen sind, einer Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, die alle betroffenen Stakeholder:innen berücksichtigt, sowie einer stringenten Messung der Zielerreichung der Zielerreichung. Dies wird durch eine wirkungsorientierte Strategieentwicklung sichergestellt, die durch weitere Methoden und Tools ergänzt werden kann. Darüber hinaus braucht es auch drei weitere „Soft Skills“: Kreativität, Mut zu neuen Managementpraktiken und die Besinnung auf gemeinwohlorientierte Werte, um soziale Nachhaltigkeit in der eigenen Organisation zu verankern und in weiterer Folge in der Gesellschaft zu leben.