Pressemitteilung
01 Dez. 2024  | Stuttgart, DE

Umsatz, Gewinn und Absatz sinken – vor allem deutsche Autobauer schwächeln

  • Umsatz der größten Autokonzerne der Welt schrumpfte im dritten Quartal um zwei Prozent, der Gewinn um 24 Prozent
  • Deutsche Autokonzerne mit überdurchschnittlich starkem Umsatz- und Gewinnrückgang
  • Profitabilität sinkt bei den meisten Herstellern
  • China-Absatz bricht um 18 Prozent ein, bei den deutschen Autobauern um 17 Prozent

Die drei deutschen Autokonzerne mussten im abgelaufenen dritten Quartal massive Einbußen beim Umsatz und Gewinn vermelden. Ihr Umsatz schrumpfte um sechs Prozent, der Pkw-Absatz um neun Prozent, der Gewinn sogar um 50 Prozent.

Während die deutschen Autobauer den Rückwärtsgang eingelegt haben, können andere Herstellernationen zumindest beim Umsatz weiter zulegen: So stieg der Umsatz der US-Autokonzerne insgesamt um acht Prozent, die japanischen Hersteller wuchsen um ein Prozent.

Die meisten großen Konzerne verkauften allerdings weniger Neuwagen als ein Jahr zuvor: Insgesamt schrumpfte der Pkw-Absatz der 16 größten Autokonzerne um sechs Prozent, die stärksten Einbußen vermeldeten Stellantis (minus 14 Prozent), BMW (minus 13 Prozent) und General Motors (minus neun Prozent). Einige wenige Unternehmen – darunter die US-amerikanischen Autobauer Tesla und Ford – konnten hingegen mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr.

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen die deutschen Autobauer zu den profitabelsten weltweit zählten: Aufgrund des Gewinneinbruchs hat sich die Marge der deutschen Autobauer insgesamt von 9,1 auf 4,9 Prozent fast halbiert. Die japanischen Hersteller verzeichneten nur einen Margenrückgang um 2,3 Prozentpunkte, die Marge der US-Hersteller kletterte sogar um 0,8 Prozentpunkte. Der profitabelste Autokonzern war im dritten Quartal der japanische Autobauer Suzuki mit 12,7 Prozent vor Kia (10,9 Prozent) und Tesla (10,8 Prozent). Mercedes-Benz liegt mit einer Gewinnmarge von 7,3 Prozent auf dem siebten Platz, BMW mit 5,2 Prozent auf dem neunten Platz und Volkswagen mit 3,6 Prozent auf dem zwölften Rang. Von den analysierten Unternehmen konnten im dritten Quartal drei ihre Marge verbessern, die übrigen verzeichneten eine sinkende Profitabilität.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.

„Vor allem hinter den deutschen Autobauern liegt ein rabenschwarzes Quartal“, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. „Die Rekordmargen der Nach-Corona-Jahre haben tiefliegende strukturelle Probleme verdeckt, die jetzt schonungslos zutage treten: Im Elektrobereich fällt es der deutschen Autoindustrie schwer, das Tempo der neuen Angreifer etwa aus China mitzugehen, die Kosten sind zu hoch, die Apparate zu schwerfällig. Darauf werden die Hersteller eine Antwort finden müssen. Die nächsten Jahre könnten brutal werden.“

Kostensenkungen und Investitionen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit

Aus Galls Sicht haben insbesondere die europäischen Autokonzerne keine andere Wahl als aktiv ihre Kosten zu reduzieren und gleichzeitig massiv an ihrer technologischen Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten: „Die Margen erodieren, und trotzdem müssen Milliardeninvestitionen etwa in den Bereichen Software und Batterietechnik, aber neuerdings auch wieder in die Prolongation und Weiterentwicklung der Verbrennertechnologie getätigt werden. Dieser Spagat könnte einige Unternehmen überfordern, was zu Massenentlassungen und mittelfristig auch zu einer neuen Konsolidierungswelle in der Autoindustrie führen könnte.“

Daher sei es umso entscheidender, dass die Autokonzerne ihre internen Strukturen optimieren, sagt Gall: „Massive Einschnitte gerade bei den Verwaltungskosten sind unumgänglich. Aber auch Schlüsselprozesse wie z. B. Forschung und Entwicklung müssen im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung vollständig neu definiert werden. Zudem muss jetzt sehr zielgerichtet da investiert werden, wo es den Unternehmen hilft, den eigenen Markenkern und das eigene Leistungsversprechen herauszustellen."

Im abgelaufenen dritten Quartal haben die deutschen Autokonzerne trotz der schlechten Umsatz- und Gewinnentwicklung nicht bei den Zukunftsinvestitionen gespart: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen bei den drei Unternehmen um 12 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro an – ein Rekordwert.

China Geschäft bereitet immer größere Sorgen

In China verzeichneten im dritten Quartal alle untersuchten Autokonzerne zweistellige Absatzeinbußen – bis auf Tesla: Der E-Auto-Hersteller legte um 30 Prozent zu. Insgesamt schrumpfte der China-Absatz der Unternehmen um 18 Prozent, bei den deutschen Konzernen um 17 Prozent, bei den japanischen um 21 Prozent und bei den südkoreanischen um 32 Prozent.

Der rasante Wandel in China hin zur Elektromobilität und das Aufkommen zahlreicher lokaler Player, die – ausgestattet mit viel Kapital – aggressiv in den Markt drängen, wird zunehmend zu einem Problem für die westlichen Autokonzerne. Gall: „In China herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb, der stark über den Preis ausgetragen wird. Für die etablierten Konzerne gibt es hier aktuell nicht viel zu gewinnen. Allerdings ist schon angesichts der Größe des Marktes ein Rückzug aus China keine Option – zudem ist China inzwischen der weltweite Leitmarkt für Elektromobilität: Dort mit wettbewerbsfähigen Produkten präsent zu sein, ist ein Muss.“

Die deutschen Autokonzerne haben im dritten Quartal knapp jeden dritten verkauften Neuwagen (32,6 Prozent) an einen Kunden in China übergeben. Im Gesamtjahr 2023 lag der China-Anteil am Gesamtabsatz mit 34,3 Prozent etwas höher. Seit dem Jahr 2020, als fast 40 Prozent des Pkw-Absatzes der deutschen Hersteller auf China entfiel, hat die Bedeutung dieses Absatzmarktes stetig abgenommen.

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.100 Mitarbeitende an 18 Standorten. Gemeinsam mit den rund 395.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

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