Pressemitteilung
06 Okt. 2023  | Berlin, DE

Gamingbarometer Herbst 2023: Umsatz steigt, Marge auf hohem Niveau

  • Top-26-Spielepublisher der Welt legen beim Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 9,6 Prozent zu
  • Profitabilität gesunken: Marge der größten Gamingproduzenten liegt aktuell bei 14 Prozent
  • Zahl der Übernahmen bricht ein: nur sechs M&A-Aktivitäten im ersten Halbjahr durch die Branchengrößen

Auf den Coronaboom folgte für die weltweite Gamingindustrie mit dem Ende der Pandemie eine Wachstumsdelle – inzwischen scheint sich die Branche aber zu erholen: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 stieg der Umsatz der 26 umsatzstärksten Gaming-Unternehmen der Welt um 9,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 stand ein Plus von knapp fünf Prozent zu Buche, nachdem die Umsätze 2021 noch um 12,5 Prozent und im Pandemie-Jahr 2020 sogar um knapp 28 Prozent in die Höhe geschnellt waren.

Vor allem die Plattformanbieter (plus 21,8 Prozent) Microsoft, Nintendo und Sony sowie die US-amerikanischen Publisher (22,5 Prozent) legten im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich zu. Japanische Spieleentwickler (0,3 Prozent) und Anbieter aus dem Rest Asiens (0,6 Prozent) wuchsen dagegen nur leicht. Bei Europas Gamingpublishern ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um 6,4 Prozent zurück. Im zweiten Quartal 2023 zeigten die hiesigen Hersteller aber eine positive Entwicklung, der Umsatz stieg um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Die Profitabilität der Top-Gaming-Unternehmen sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 hingegen von 21,1 auf 14 Prozent. Die höchste Marge erzielten hier Publisher aus Asien ohne Japan (27,3 Prozent), die damit vor den japanischen Anbietern (21,6 Prozent) und den europäischen Marktteilnehmern (20,9 Prozent) liegen. Bei US-Herstellern lag die Marge hingegen nur bei 4,7 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 26 nach Marktkapitalisierung am höchsten bewerteten Unternehmen der Computerspieleindustrie der Welt, die EY Parthenon erstellt. EY Parthenon ist die Strategieberatung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

Jens Weber, Partner TMT bei EY-Parthenon: „Die aktuellen Branchenzahlen der Spieleindustrie zeigen Licht und Schatten: Beim Umsatz geht es wieder kräftiger aufwärts, die Profitabilität ist aber noch nicht wieder auf dem Weg zu den Werten, die wir während der Corona-Pandemie hatten. Allerdings: Gerade im Vergleich zu anderen Branchen ist die Profitabilität der Gamingpublisher auf einem hohen Niveau, was die Unternehmen auch für Investoren attraktiv macht. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Zahlen in den nun bevorstehenden, traditionell starken Phasen der Industrie im Herbst und Winter mit zahlreichen Blockbuster-Games entwickeln werden.“ Einen Ausblick habe hier die Spielemesse Gamescom gegeben, so Weber weiter: „Denn nicht nur in der Kategorie der so genannten AAA-Titel gibt es zum Teil sehnsüchtig erwartete neue Spiele. Der Markt ist vom einfachen Handyspiel bis zum aufwendigen Pixel-Blockbuster so bunt und breit aufgestellt wie wahrscheinlich noch nie. Und erreicht auch dementsprechend viele potentielle Kunden – über den klassischen ,Gamer‘ hinaus.“

Die EY-Studie unterteilt zwischen Plattformanbietern und Spiele-Publishern. Bei den Plattformanbietern liegt Sony im Umsatzranking des ersten Halbjahres 2023 mit 12,3 Milliarden Euro vorne, konnte ein Wachstum von 45,4 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 erzielen. Microsoft erzielte einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro (minus 1,6 Prozent), Nintendo erreichte 5,1 Milliarden Euro (plus 12,2 Prozent). Die größten Stücke des Gaming-Kuchens sichern sich Publisher aus China und den USA. Tencent führt mit einem Umsatz der Gaming-Sparte von 20,1 Milliarden Euro (plus 6,3 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022) mit großem Abstand vor dem ebenfalls chinesischen Spieleentwickler NetEase Games (5,1 Milliarden Euro, plus 5,7 Prozent). Hinter den beiden chinesischen Konzernen liegen mit ActivisionBlizzard (4,2 Milliarden Euro, plus 34,5 Prozent), Electronic Arts (3,5 Milliarden Euro, plus 5,7 Prozent) und Take-Two Interactive (2,5 Milliarden Euro, plus 34,4 Prozent) drei Publisher aus den USA. Zum Vergleich: Europas Spieleentwickler mit dem höchsten Umsatz im ersten Halbjahr 2023 ist die Playtika Holding Corporation mit 1,2 Milliarden Euro (minus 2,8 Prozent).

 

Zahl der Übernahmen bricht ein

Die weltweite Gaming-Branche zeichnet sich aktuell durch ihre Fragmentierung aus – neben den für die EY-Studie analysierten Großunternehmen besetzen zahlreiche kleinere Anbieter teils lukrative Nischen. In den vergangenen Jahren prägten allerdings Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse die Branche. Aktuellstes Beispiel: Die Übernahme von ActivisionBlizzard durch Microsoft, die sich weiterhin zieht. Sollte es in dem Fall aber Vollzug geben, wäre es eine der teuersten Übernahmen in der Gaminggeschichte. Im Fahrwasser dieser Akquisition bleibt es allerdings ausgesprochen ruhig: So gab es im ersten Halbjahr 2023 lediglich sechs M&A-Aktivitäten bei den Top-26-Unternehmen – vier im ersten Quartal, zwei weitere im zweiten Quartal. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 wurden insgesamt 43 Zukäufe getätigt – weniger als im Jahr zuvor (60 Transaktionen).  

Grund für den Einbruch bei Übernahmen laut Weber: Das im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich veränderte Zinsumfeld und die damit verbundenen höheren Finanzierungskosten: „Die hohen Zinsen verhindern eine weitere Konsolidierung der Branche. Darüber hinaus müssen die Unternehmen die zahlreichen Übernahmen der vergangenen Jahre in die eigenen Strukturen eingliedern und integrieren.“ Vor allem Publisher aus den USA und Europa hatten in jüngster Vergangenheit mit zahlreichen Übernahmen von Mobile-Gaming-Publishern ihr traditionelles Spiele-Portfolio ergänzt. Ein wichtiger Schritt, so Weber, denn: „Wir haben dadurch, dass Smartphones und Tablets inzwischen in jeder Alters- und Einkommensgruppe verfügbar sind und genutzt werden, so viele potenzielle oder bereits zahlende Kunden, wie noch nie. Hinzu kommen die Erwachsenen, die mit dem Medium Computerspiel aufgewachsen sind und nicht neu herangeführt werden müssen.“ Zahlreiche Publisher nutzen dies, indem sie alte Spieletitel neu auflegen oder Serien wiederbeleben.

Marktkapitalisierung steigt nach Einbruch wieder

2022 markierte für die Top-26-Publisher eine Zäsur: Nachdem die Marktkapitalisierung der Gaming-Größen jahrelang gewachsen war, fiel diese im vergangenen Jahr um 29 Prozent auf 789 Milliarden Euro – und lag damit nur noch leicht über dem Vor-Pandemie-Niveau. Seit Beginn des Jahres 2023 haben sich die Börsenkurse insgesamt wieder etwas erholt, eine Entwicklung, die sich aktuell fortsetzt. Dies lag vor allem an den US-Anbietern (plus 15 Prozent) und den Plattform-Herstellern (plus 12 Prozent), die ihre Unternehmenswerte im Vergleich zu 2022 deutlich nach oben schrauben konnten. So liegt die Marktkapitalisierung der Top-26-Publisher aktuell bei 827 Millionen Euro.

Dies zeige, dass die Branche trotz aller Schwankungen sehr dynamisch und vielversprechend bleibe, so Weber: „Noch immer ist viel Geld, das durch den Pandemie-Boom in die Kassen der Hersteller gespült wurde, vorhanden.“ Dies gelte vor allem für die großen Studios. Kleinere Hersteller stehen indes vor herausfordernden Zeiten – vor allem hierzulande, befürchtet Weber. Dies liege unter anderem an der Förderung der deutschen Branche durch die Bundesregierung, die im Jahr 2024 auf voraussichtlich knapp 50 Millionen Euro schrumpfen wird. „Geld allein reicht natürlich nicht aus, um deutsche Hersteller dauerhaft am Markt zu positionieren. Förderung ist aber ein wichtiger Faktor für die hiesige Branche, deren Entwicklungen nicht nur allein für den Gamingmarkt interessant sind, sondern durch Einsatz und Weiterentwicklung von KI-Anwendungen auch in zahlreichen anderen Bereichen Anwendung finden können.“

Hier finden Sie die Studie zum Download.

- Ende -

EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeitende an 20 Standorten. Gemeinsam mit den rund 365.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

Ähnliche Pressemitteilungen