- Zur Jahresmitte ist gut jedes sechste Vorstandsmitglied (17 Prozent) in DAX, MDAX und SDAX weiblich
- Anteil von Managerinnen ist im DAX am höchsten: Fast jedes vierte Vorstandsmitglied (23 Prozent) im Top-Index ist eine Frau
- Knapp sechs von zehn Unternehmen (58 Prozent) haben mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied
- Neubesetzung von Vorstandsposten: Mehr als vier von zehn neu bestellten Vorständen (42 Prozent) waren Frauen
Noch nie saßen so viele weibliche Managerinnen in den Vorständen von Deutschlands Top-Konzernen: Zum Stichtag 1. Juli arbeiteten 120 Frauen in den Vorständen der Unternehmen im DAX, MDAX und SDAX, 25 mehr als vor einem Jahr und 12 mehr als zu Jahresbeginn. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Anteil weiblicher Mitglieder in den Vorstandsetagen damit sogar mehr als verdoppelt: 2020 saßen nur 58 Managerinnen in den Vorständen der 160 Top-Konzerne dieses Landes.
Den 120 Frauen stehen in den Vorstandsgremien der Unternehmen insgesamt 586 Männer gegenüber, das Verhältnis liegt damit etwa bei eins zu fünf. Im Vergleich zu Januar dieses Jahres ist der Frauenanteil von 15,5 auf 17,0 Prozent gestiegen. Allerdings: Viele Vorstände deutscher Konzerne bleiben weiterhin reine Männerdomänen, 42 Prozent der Top-Konzerne haben kein einziges weibliches Vorstandsmitglied. Mindestens zwei weibliche Vorstandsmitglieder gibt es aktuell in jedem siebten Unternehmen (14 Prozent).
Das sind die Ergebnisse einer Analyse der Struktur der Vorstände der 160 im DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zweimal jährlich durchführt.
Ev Bangemann, Managing Partner Markets bei EY Deutschland: „Für Frauen ist der Weg in die Führungsspitze von Unternehmen auch heute noch häufig steinig. Zwar sehen wir, dass es immer mehr Top-Managerinnen in die Vorstände von Deutschlands Top-Unternehmen schaffen. Aber immer noch steht in Vorstandsgremien eine Frau fünf Männern gegenüber. Es könnte und müsste deutlich schneller gehen.“ Fähige Frauen, die führen können, gäbe es genug: „Es gibt im Jahr 2023 keinen Grund mehr, bei Führungsaufgaben die Hälfte der Belegschaft nicht im Blick zu haben“, so Bangemann weiter.
Immerhin: Im Verlauf des ersten Halbjahres gab es bei den 160 analysierten Unternehmen insgesamt 55 Neubestellungen von Vorständen – 23 der neuen Vorstandsmitglieder waren weiblich, dies entspricht einem Anteil von 42 Prozent. 45 Vorstände verließen die Konzerne im Gegenzug, davon waren zehn Frauen und 35 Männer.
Bangemann begrüßt den hohen Frauenanteil bei Neubesetzungen: „Unternehmen sind gut beraten, Managerinnen zu fördern und ihnen die Chance auf Top-Managementpositionen zu geben. Gut ausgebildete Frauen werden heute dringender denn je in den Konzernen benötigt. Wer ambitionierten Managerinnen keine attraktiven Karriereangebote machen kann oder will, droht eben jene Mitarbeiterinnen zu verlieren. Bei dem aktuellen Mangel an Fachkräften kann sich dies kein Unternehmen erlauben.“
Vorstände von Konsumgüterkonzernen am weiblichsten, Medienkonzerne mit niedrigstem Frauenanteil
Am höchsten ist der Anteil von Managerinnen in den Vorständen von Unternehmen der Konsumgüterbranche: Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Gremiumsmitglieder ist dort weiblich. In den Bereichen Pharma (22 Prozent), Telekommunikation (21 Prozent), Finanzen sowie Transport und Logistik (beides 20 Prozent) liegt der Frauenanteil in den Vorständen ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Deutlich darunter liegt der Anteil von Managerinnen dagegen in der Medienbranche (8 Prozent), bei Energieversorgern (10 Prozent) und im Technologiesektor (13 Prozent).
Doch obwohl der Anteil von Frauen in Vorständen in fast allen Branchen – mit Ausnahme der Bereichen Immobilien- und der Automobilindustrie – steigt oder zumindest gleichbleibt, gäbe es noch viel zu tun, meint Bangemann. Und sie warnt: „Unternehmen, die Management-Stellen weiterhin vorwiegend oder sogar ausschließlich mit männlichen Managern besetzen, werden über kurz oder lang Wettbewerbsnachteile hinnehmen müssen. Die meisten Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenker sowie Aufsichtsräte wissen ohnehin längst, dass es in Zukunft keine Alternative zu gemischten Führungsteams gibt. Es ist deshalb in ihrem ureigenen Interesse, eine offene Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Vielfalt tatsächlich gelebt wird und kein Lippenbekenntnis ist. Wir sehen aber auch: Dieser Prozess gelingt nicht von heute auf morgen“.
DAX-Konzerne Vorreiter bei weiblichen Vorständen
Sieben der analysierten 160 Unternehmen werden von Managerinnen geführt: CEWE, Deutsche Wohnen, Fresenius Medical Care, GFT Technologies, Merck, New Work, Pfeiffer Vacuum Technology haben weibliche CEOs. Das ergibt einen Anteil von sechs Prozent, ein Wert, der im Vergleich zum Januar sogar leicht gesunken ist (minus ein Prozentpunkt).
In den Vorständen der DAX-Konzerne sind Managerinnen am stärksten vertreten: Fast ein Viertel der Vorstandsmitglieder des deutschen Leitindex sind weiblich (23 Prozent). Deutlich niedriger ist der Anteil in MDAX- (17 Prozent) und SDAX-Vorständen (12 Prozent). Dennoch bemerkenswert: Im MDAX hat erstmals die Mehrheit der Unternehmen mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied (56 Prozent). Im DAX ist dies schon seit Juli 2016 der Fall, im SDAX liegt der Frauenanteil in den Vorständen bei 39 Prozent.
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