- Der Gesamtumsatz der DAX-Unternehmen stieg im ersten Quartal um acht Prozent, jedoch gingen die Gewinne um sieben Prozent zurück
- Umsatzwachstum in Europa mit 11 Prozent am stärksten
- Autobauer führen das Gewinnranking an
- EY-Geschäftsführer Ahlers: „Der Kostendruck wird weiter steigen. 2023 wird ein schwieriges Jahr“.
Deutschlands Top-Konzerne bleiben auf Wachstumskurs: Der Gesamtumsatz der DAX Unternehmen stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent und erreichte damit eine neue Rekordmarke. Im Vergleich zu den Vor-Quartalen hat sich das Wachstumstempo allerdings abgeschwächt: Im vierten Quartal 2022 war der Umsatz noch um 12 Prozent gestiegen, im dritten sogar um 23 Prozent.
Die Mehrheit der DAX-Konzerne legte im ersten Quartal beim Umsatz zu – immerhin elf Unternehmen verzeichneten aber niedrigere Umsätze als im Vorjahreszeitraum.
Auch beim Gewinn zeigen sich Bremsspuren: Der operative Gewinn der Unternehmen sank um sieben Prozent auf 48,5 Milliarden Euro. Insgesamt war die Gewinnentwicklung uneinheitlich: 17 Unternehmen konnten ihren Gewinn steigern, 20 Unternehmen meldeten einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahreszeitraum.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„Zum Jahresauftakt konnten die meisten DAX-Konzerne ihren Umsatz steigern und neue Umsatzrekorde vermelden. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen mit einer anhaltend hohen Inflation, Krieg in Europa und spürbarer Konsumzurückhaltung ist das ein sehr solides Ergebnis“, fasst Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, zusammen. Dass der operative Cashflow weiter leicht – um vier Prozent – gestiegen ist, wertet Ahlers ebenfalls als positive Zeichen. Und die flüssigen Mittel liegen trotz eines leichten Rückgangs um 4 Prozent mit 155 Milliarden Euro auf einem weiterhin hohen Niveau.
„Allerdings schwächt sich das Wachstum im Vergleich zum sehr dynamischen Vorjahr ab, und von einem durchgreifenden Konjunkturaufschwung ist derzeit nichts zu sehen“ schränkt Ahlers ein. „Da die Gewinne sich zudem längst nicht so gut entwickelt haben wie die Umsätze, steigt der Druck auf die Unternehmen weiter.“
Mathieu Meyer, Partner bei EY, ergänzt: „Einige Branchen spüren kräftigen Gegenwind. So leidet die Chemieindustrie unter den hohen Energiekosten und einer nach wie vor schwachen Nachfrage. Handel und Konsumgüterhersteller verzeichnen Rückgänge, weil die Verbraucher die Gürtel enger schnallen. Und wie lang es den Autokonzernen noch gelingt, hohe Neuwagenpreise am Markt durchzusetzen, kann derzeit niemand sagen. Zudem verunsichern der Krieg in der Ukraine und erhebliche geopolitische Spannungen Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen, so dass von Optimismus wenig zu spüren ist.“
Die Versuche der Notenbanken, die hohe Inflation mittels einer stärkeren geldpolitischen Straffung in den Griff zu bekommen, könnten nach Ahlers‘ Einschätzung die Finanzmärkte zusätzlich belasten und für Unruhe sorgen. Er prognostiziert daher: „Der Kostendruck wird weiter steigen. 2023 wird ein schwieriges Jahr“.
Meyer ergänzt: „Wir werden wahrscheinlich im nächsten Quartal eine auf den ersten Blick bessere Gewinnentwicklung der Unternehmen sehen, da das Vorjahresquartal stark negativ beeinflusst war durch Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Die strukturellen Herausforderungen, die auf eine Abschwächung der Wirtschaft hindeuten, bleiben davon aber unberührt.“
Geschäft in Europa erholt sich – Asien schwächelt
Am besten haben sich zum Jahresauftakt die Geschäfte auf dem Heimatkontinent entwickelt: Die in Europa erwirtschafteten Umsätze der DAX-Konzerne stiegen um elf Prozent, während in Nordamerika ein Wachstum von gut neun Prozent erreicht wurde. Das starke Wachstum in Europa sei allerdings in erster Linie auf das sehr niedrige und vom Kriegsausbruch geprägte Vorjahresniveau zurückzuführen sowie auf die Erholung des Automarktes, betont Meyer – allein die Autokonzerne legten in Europa insgesamt um 23 Prozent zu.
„Vor einem Jahr haben der Halbleitermangel und der Krieg in der Ukraine zu erheblichen Produktionsausfällen geführt. Die Produktion läuft inzwischen wieder, Aufträge können abgearbeitet werden“, beobachtet Meyer. „Grundsätzlich bleiben die Aussichten in Europa aber eher bescheiden, zumal uns die Inflation noch eine Weile begleiten wird.“
Besser seien die Perspektiven in Asien – trotz des schwachen ersten Quartals, in dem der dort erwirtschaftete Umsatz um 2,5 Prozent schrumpfte: „Die Abkehr von der strikten Null-Covid-Politik in China dürfte im weiteren Jahresverlauf dort zu einer deutlichen Konjunkturbelebung führen, die auch auf Europa ausstrahlen kann. Zudem sollten sich auch die Engpässe bei der Lieferung von Waren weiter entspannen“, erwartet Meyer.
Autokonzerne führen das Gewinnranking an
Die gewinnstärksten Unternehmen waren im ersten Quartal einmal mehr die deutschen Autokonzerne: Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW belegen die drei ersten Plätze im Gewinnranking.
Bei der Beschäftigung reichte es bei den DAX-Konzernen in Summe immerhin für ein Plus von 1,4 Prozent. Nur sechs Unternehmen meldeten eine niedrigere Beschäftigtenzahl als im Vorjahr. Bemerkenswert sind zudem die deutlich gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die sich um knapp zwölf Prozent auf 16,4 Milliarden Euro erhöht haben: „Die Mehrheit der Unternehmen investiert weiter in Innovationen und Wachstum, die Beschäftigung steigt trotz des konjunkturellen Gegenwinds“, sagt Ahlers. „Angesichts der unsicheren Aussichten sind die Unternehmen aber gut beraten, vorsichtig zu agieren, auf Flexibilität zu setzen und alle Szenarien im Blick zu behalten. Denn die Lage bleibt vorerst sehr unübersichtlich.“
Die fortschreitende Digitalisierung und teils massive technologische Umbrüche in vielen Branchen sorgen gleichzeitig nach Ahlers‘ Einschätzung für einen konstant hohen Innovationsdruck: „In Innovationen zu investieren ist alternativlos: Die Konkurrenz schläft nicht, wir sehen ein permanentes digitales Wettrüsten, dem sich auch die deutschen Konzerne stellen müssen. Die steigende Innovationsausgaben zeigen, dass diese Herausforderung erkannt wird.“
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