Metaverse x Private Equity

Jenseits des Hypes: Das Metaverse bietet Chancen für Private-Equity-Investoren.


  • Das Metaverse verändert die Art und Weise, wie Menschen, Communities und Unternehmen in einer sehr absehbaren Zukunft mit und durch Technologie interagieren werden.
  • In dem Kontext entstehen zahlreiche neue Metaverse-basierte Ökosysteme mit Geschäftsmodellen, die in den nächsten zwei bis drei Jahren attraktive Buy-out-Kandidaten für Private-Equity-Investoren darstellen können.
  • Metaverse-basierte Value Creation bietet Potenziale für Portfoliounternehmen entlang aller IRR-Hebel zur Realisierung höherer Exit Valuations.

Die Entmystifizierung des Metaverse

Obwohl das Metaverse noch in den Kinderschuhen steckt, sind sich Meinungsführer weltweit über die Auswirkungen einig, die das Metaverse in den kommenden Jahren sowohl auf unser privates als auch unser geschäftliches Leben haben wird. Man sollte sich nicht vom zurückgehenden Hype um die verschiedenen web3-Elemente, wie dem Verfall von Kryptowährungen (sowie der FTX-Insolvenz), einem geringeren Handelsvolumen von NFTs oder einer weniger disruptiven Einführung von Apples AR-Brille, täuschen lassen: Das Metaverse ist gekommen, um zu bleiben, und jedes Unternehmen sollte sich mit dem Metaverse auseinandersetzen, um die sich ergebenden Chancen zu eruieren und zu nutzen. Auch wenn es noch keine Version des Metaverse gibt, die alle „neun Prinzipien“ von Wunderman Thompson erfüllt, verstehen wir das Metaverse als einen „Platzhalter“ dafür, wie Menschen, Communities und Unternehmen in einer sehr absehbaren Zukunft mit (und durch) Technologie interagieren werden:

  • Durch das Metaverse werden virtuelle und physische Realitäten sukzessive miteinander verschmelzen - angetrieben durch Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Extended Reality (XR).
  • Das Metaverse wird die Entwicklung neuer Ökosysteme entlang seiner vier Ebenen i) Infrastruktur, ii) Dezentralisierung, iii) Zugang und iv) Erlebniswelten vorantreiben, in denen eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle entsteht.
  • Das Metaverse wird alle Branchen mit einer Vielzahl von Anwendungsfällen beeinflussen, z.B. mit der Zielsetzung, Kosten zu senken, Prozesse zu verbessern, neue Zielgruppen anzusprechen oder zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.

Chancen für Private-Equity-Firmen und ihre Portfoliounternehmen

In Gesprächen mit unseren Private-Equity-Klienten wird deutlich, dass viele das Metaverse auf dem Schirm haben (meistens im weiteren Kontext zusammen mit anderen disruptiven Themen wie „Generative AI“ oder ähnlichem), aber nur wenige von ihnen die sich aus dem Metaverse ergebenden Chancen bereits proaktiv angehen. Die Frühphasenfinanzierung von Metaverse- oder web3-basierten Unternehmen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere seit 2021. Viele dieser Start-ups werden in zwei bis drei Jahren typische Buy-out-Kandidaten und somit potenziell attraktiv für Private-Equity-Investoren sein.

Private-Equity-Investoren sollten das Metaverse aus zwei unterschiedlichen strategischen Blickwinkeln betrachten:

1. Buy-and-Build in neu entstehenden Metaverse-Ökosystemen

Das Metaverse kann in vier Ebenen und insgesamt zwölf verschiedene Elemente unterteilt werden. Entlang all dieser Elemente entwickeln sich gerade neue Ökosysteme mit attraktiven Geschäftsmodellen. Diese Geschäftsmodelle reichen von der Entwicklung und Produktion technischer Devices (z.B. AR-Brillen) über B2B- und B2C-Services (z.B. Payment, Decentralized Finance, e-Identity) bis hin zu Storage- und Hosting-Angeboten. Sie unterscheiden sich somit unter anderem hinsichtlich des Monetarisierungsmodells (wiederkehrende vs. transaktionale Umsatzprofile) und der CAPEX-Intensität. In Abhängigkeit von der Risikobereitschaft und dem Investitionsschwerpunkt eines Fonds ergeben sich so für die nächsten fünf bis zehn Jahre zahlreiche zielgerichtete Möglichkeiten für plattformbasierte Buy-and-Build-Strategien.

2. Das Metaverse als Value-Creation-Treiber für Portfoliounternehmen

Noch greifbarere Möglichkeiten bestehen, zumindest derzeit, darin, das Metaverse für Value Creation innerhalb der Portfoliounternehmen eines Fonds zu nutzen – entweder für ein bestimmtes Unternehmen oder im Sinne eines horizontalen „Shared Service Centers“ für das gesamte Portfolio (oder einen Teil davon). Organische Metaverse-Aktivitäten oder Add-ons von Metaverse-Unternehmen können dabei zu einer Wertsteigerung entlang aller wichtigen IRR -Hebel beitragen:

  • Umsatzwachstum: Die Expansion in das Metaverse ermöglicht den Zugang zu neuen Kunden und den zusätzlichen Verkauf physischer oder virtueller Güter.
  • Profitabilitätssteigerung: Durch die Aufnahme virtueller Güter (mit vernachlässigbaren Herstellkosten) in den Produkt-Mix oder durch OPEX-Einsparungen, z.B. über virtuelle Trainings, lässt sich die EBITDA-Marge von Portfoliounternehmen substanziell erhöhen.
  • Höherer Leverage-Effekt: „Digital Twins“ können für optimiertes Bestandsmanagement, Prototyping und Fabrikplanung und somit zur Reduktion von CAPEX und Net-Working-Capital beitragen, wodurch das Cash-Flow-Profil eines Portfoliounternehmens verbessert und so letztendlich der Leverage-Effekt verstärkt wird.
  • Multiple-Arbitrage: Es ist davon auszugehen, dass Portfoliounternehmen, die ihr eigenes Geschäftsmodell sinnvoll durch Metaverse-Aktivitäten ergänzen, höhere Exit-Multiples erzielen – analog zu historischen Multiple-Steigerungen, die z.B. traditionelle Softwareunternehmen durch sukzessive SaaS-Transformation oder traditionelle Einzelhändler durch Erhöhung ihrer E-Commerce-Aktivitäten erreicht haben.

Es gibt eine Vielzahl von Metaverse-Anwendungsfällen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das ursprüngliche Geschäftsmodell und die Kernprozesse eines Unternehmens. Wir unterscheiden zwischen vier Archetypen, von i) einer reinen Verbesserung der internen Organisation und Prozesse über ii) umsatzfördernde Aktivitäten bis hin zu iii) neuen Umsatzquellen oder sogar iv) der Etablierung neuer Metaverse-basierter Geschäftsmodelle.  

Fazit

Über die verschiedenen Metaverse-Ebenen hinweg entwickeln sich derzeit zahlreiche neue Ökosysteme, die attraktive Investitionsmöglichkeiten für Private-Equity-Fonds darstellen können – entweder aus einer eigenständigen Buy-and-Build-Perspektive oder als Add-ons, die zur Optimierung von Portfoliounternehmen genutzt werden können. Insbesondere letzteres kann eine attraktive Maßnahme für Fonds sein, durch Metaverse-basierte Value Creation-Maßnahmen entlang aller IRR-Hebel höhere Exit Valuations zu realisieren. Insofern sollten sich selbst Investoren, die im ersten Schritt keine Metaverse-Unternehmen „bauen“ wollen, im Rahmen ihrer Portfolioarbeit mit einzelnen Metaverse-Aktivitäten auseinandersetzen, um so ihren Return zu steigern.

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