Handschriftliches Schreiben des Wortes Werte auf transparentem Glas

„Als Familienunternehmen haben wir starke Trümpfe in der Hand“

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Martin Dürrstein führt den Dentalspezialisten Dürr Dental – und erklärt, welche Werte ihn und sein Familienunternehmen leiten.


Überblick

  • Martin Dürrstein, CEO des Dentalspezialisten Dürr Dental, orientiert sich an der Bibel und christlichen Werten wie Integrität, Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit.
  • Die besondere Unternehmenskultur von Dürr Dental fördert Innovationen und macht den Mittelständler in vielen Bereichen zum Technologieführer.
  • Der Familiencharakter, die klare Wertorientierung und die enge Einbindung in lebendige Ökosysteme geben Dürr Dental als Arbeitgeber starke Trümpfe in die Hand.

Herr Dürrstein, Sie sind im November in Berlin zum Entrepreneur Of The Year gekürt worden. Jetzt treten Sie in Monte Carlo zur Wahl des World Entrepreneur Of The Year an. Wie empfinden Sie diese Auszeichnung?

Martin Dürrstein: Diese Auszeichnung ist wie ein Rittersschlag – für mich und für das ganze Unternehmen. Die Wahl zum Entrepreneur Of The Year und jetzt die Teilnahme am Wettbewerb um den World Entrepreneur Of The Year sind die höchsten Ehrungen, die wir bislang erhalten haben. Sie sind echte Teamleistungen, auf die wir als ganzes Unternehmen unglaublich stolz sind.

Martin Dürrstein, Vorstandsvorsitzender der Dürr Dental SE, Bietigheim-Bissingen
Martin Dürrstein, Vorstandsvorsitzender der Dürr Dental SE, Bietigheim-Bissingen

Gerade Familienunternehmer prägen mit ihren Werten und Vorstellungen die Unternehmen, die sie leiten. Welche Werte spielen in Ihrem privaten Leben eine besondere Rolle? Was ist Ihnen wichtig? Und wie zeigt sich das?

Dürrstein: Mein lebendiger Glaube an die Bibel und die christlichen Werte haben für mich eine ganz zentrale Bedeutung. Integrität, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit sind Werte, an denen ich nicht nur mein eigenes Handeln ausrichte, sondern die auch meine und unsere unternehmerischen Entscheidungen und Engagements leiten. Und damit meine ich nicht allein, dass bei uns ein Ja ein Ja ist und sich unsere Geschäftspartner auch in schwierigen Zeiten auf uns verlassen können, sondern es geht auch um unseren großen Anspruch, anderen Menschen zu helfen – mit unseren medizinischen Produkten und Lösungen wie auch mit unserem gesellschaftlich-sozialen Engagement.

Können Sie ein oder zwei Beispiele dafür geben, wo Ihre Werte Eingang in Ihr unternehmerisches Denken und Handeln finden?

Dürrstein: Unser größtes Engagement, wo wir uns seit über 20 Jahren aus vollem Herzen einbringen, ist das Mercy-Ships-Projekt. Mercy Ships sind schwimmende Krankenhäuser, die die ärmsten Regionen der Welt wie vor allem Westafrika ansteuern und an Bord Operationen sowie Vor- und Nachsorgeuntersuchungen durchführen. Wir wollten nicht einfach einen Scheck abgeben, sondern uns ganzheitlich einbringen. Deshalb liefern wir sowohl Dentalgeräte als auch Geldspenden. Zu unserem Engagement gehört es auch, dass wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Chance geben, auf den Mercy Ships zu helfen oder auch bei der Wartung der Schiffe im Trockendock mitzuarbeiten. Das ist gerade für junge Menschen eine immense Horizonterweiterung. Ebenso haben wir jetzt begonnen, gemeinsam mit Mercy Ships in Guinea eine Uni für Zahlheilkunde aufzubauen, da die zahnärztliche Versorgung der Menschen dort katastrophal ist. Nicht ganz so spektakulär, dafür aber für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz nah und erlebbar sind unser Fitness-Center hier in Bietigheim-Bissingen oder die Ferienwohnungen, die wir für sie gekauft haben und die sie zu Selbstkosten für ihren Urlaub nutzen können.


„Integrität, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit sind Werte, an denen ich nicht nur mein eigenes Handeln ausrichte, sondern die auch meine und unsere unternehmerischen Entscheidungen leiten. Wir haben den Anspruch, anderen Menschen zu helfen – mit unseren medizinischen Lösungen und unserem gesellschaftlichen Engagement.“


Der Anspruch von Dürr Dental ist es, mit seinen Produkten der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Wie lösen Sie diesen Innovationsanspruch ein?

Dürrstein: 8 bis 9 Prozent unseres Umsatzes investieren wir in die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen. Wir lassen uns die Innovation also einiges kosten! Dies zeigt sich auch daran, dass die Softwareabteilung unser größter Bereich ist – obwohl wir eigentlich aus der klassischen Feinwerktechnik kommen. Aber wir sehen in der Digitalisierung unserer Produkte und im Einsatz der künstlichen Intelligenz ein immenses Potenzial, weshalb wir sowohl eigene als auch offene KI-Lösungen entwickelt haben, die mit anderen KI-Lösungen kompatibel sind.

Schließlich sind unsere Akademien aber auch echte Innovationstreiber, weil wir hier aus der Praxis starke Impulse bekommen. Der Dialog mit unseren Kunden ist uns sehr wichtig. Ebenso kooperieren wir mit den Hochschulen in Karlsruhe und Heilbronn. Ich halte es für sehr wichtig, in größere Ökosysteme eingebunden zu sein, um technologisch die Nase vorn zu behalten. Letztlich kommt es aber darauf an, dass die Unternehmenskultur Innovationen fördert: Sie muss Zeit und Raum zum Ausprobieren geben. Fehler sind erlaubt, und es darf auch Geld ausgegeben werden, das nicht sofort zum Erfolg führt. Die größten Feinde von Innovationen sind Angst vor Fehlern und Zeitmangel.

Ihr Innovationsanspruch zahlt sich aus: Gerade haben Sie für Ihren neuen Silver-Airline-Druckluftkompressor den „German Design Award“ erhalten. Und mit Ihrer Intraoral-Kamera beschreiten Sie ganz neue Wege der Kariesprophylaxe. Was zeichnet diese Entwicklungen aus?

Dürrstein: Unsere Kompressoren sind das Herz jeder Zahnarztpraxis, da sehr viele Dentalgeräte mit Druckluft versorgt werden, angefangen von der Ansteuerung der Präzisionsfräsen bis hin zum Trocknen der Zähne. Dabei arbeiten unsere Maschinen ohne Ölschmierung, was für absolut ölfreie, trockene und hygienische Luft sorgt und darüber hinaus umweltfreundlich ist. Auf die Entwicklung unserer Intraoral-Kameras sind wir besonders stolz, da mit ihnen kleinste Bakterienbeläge auf Zähnen festgestellt werden können, die zu Karies führen können. Darüber hinaus kann der Zahnarzt mit den Bildern der Kamera dem Patienten genau erklären, warum er welche Behandlungsmethode empfiehlt oder vornimmt. Und schließlich dient sie auch der Dokumentation. Damit bieten die Kameras sowohl dem Patienten als auch dem Zahnarzt echte Vorteile.


„Ich halte es für sehr wichtig, in größere Ökosysteme eingebunden zu sein, um technologisch die Nase vorn zu behalten. Letztlich kommt es aber darauf an, dass die Unternehmenskultur Innovationen fördert: Sie muss Zeit und Raum zum Ausprobieren geben.“


Dürr Dental gilt als Innovator bei der Digitalisierung der Röntgentechnik für Zahnarztpraxen. Welche Vorteile hat diese neue Technologie für die Zahnärzte und für die Patienten? Welche Rolle spielt die Strahlenbelastung?

Dürrstein: Die Strahlenbelastung beim Röntgen ist heute so gering, dass sie eigentlich nicht mehr der Rede wert ist. Das hängt auch mit der Einführung unserer digitalen intraoralen Röntgentechnik aus dem Jahr 1997 zusammen, durch die wir die Strahlenbelastung bei Röntgenaufnahmen signifikant reduzieren konnten. Und mit unseren VistaScan-Systemen haben wir jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem die Aufnahmen nicht mehr wie bislang auf einem Röntgenfilm entwickelt werden müssen, sondern über Laser ausgelesen werden können. Darüber hinaus haben wir Algorithmen entwickelt, die dem Zahnarzt helfen, die Bilder besser auszuwerten und die richtige Diagnose zu stellen. Das kommt auch dem Patienten zugute. Aber auch umwelttechnisch und organisatorisch bringt die Digitalisierung viele Vorteile: Die vielen Röntgenfilme und Chemikalien sind passé, und der Zahnarzt muss sich nicht mehr fragen, wo er die ganzen Röntgenbilder lagern muss, weil er die Daten jetzt auf seinem Rechner oder in der Cloud hat.

Podcast Zukunft Familienunternehmen

Disruption. Transformation. Resilienz.

In unseren gemeinsamen Podcasts mit dem Lehrstuhl für Familienunternehmen der WHU – Otto Beisheim School of Management behandeln wir Top-Themen, mit denen sich der Mittelstand und Familienunternehmen im Zeitalter der Disruption auseinandersetzen müssen. Zusammen mit erfolgreichen Familienunternehmen diskutieren wir, worauf es ankommt, damit die Transformation gelingt.

Business people and girl looking at shining tablet in office

Neben der Digitalisierung gewinnt die Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung für den Unternehmenserfolg. Welche Rolle spielt sie bei Dürr Dental?

Dürrstein: Eine sehr große, wobei sie bei uns ganz unterschiedliche Aspekte hat – angefangen von der Energienutzung über die Produktion bis hin zu den Geräten selbst. So beziehen wir beispielsweise unseren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Darüber hinaus versorgen 36 Erdsonden unser Headquarter mit Erdwärme, und die Dächer unserer Produktions- und Service-Center-Gebäude sind mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Und für unseren grünen Dachgarten, den wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angelegt haben, haben wir sogar einen ersten Preis erhalten.

Darüber hinaus haben wir mit unserer neuen Tyscor-Aerosol-Absauganlage in Sachen ressourcenschonende Produktion ganz neue Maßstäbe gesetzt. So stammen die eingesetzten Materialien aus erneuerbaren Rohstoffen und sind deshalb wiederverwertbar, auch kommen sehr viele benötigte Teile aus Deutschland. All das sorgt für einen minimalen ökologischen Fußabdruck. Ebenso ist der Energieverbrauch um 50 Prozent geringer als üblich und die Langlebigkeit mit deutlich über zehn Jahren überdurchschnittlich hoch. Ein anderes Beispiel für die Umweltfreundlichkeit unserer Produkte ist unser Amalgam-Abscheider, der sicherstellt, dass das toxische Quecksilber der Amalgam-Zahnfüllungen nicht ins Grundwasser gerät und so über den Klärschlamm, die Felder und dann unsere Nahrung wieder in unseren Körper gelangt.


„Ich glaube, dass Familienunternehmen wie wir für junge Menschen sehr attraktiv sind. Hier finden sie flache Hierarchien, kurze und schnelle Entscheidungswege, viel Freiraum für ihre eigenen Ideen und persönliche Ansprache. So kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter über Outlook einen Termin mit mir ausmachen.“


Innovation und langfristiger Erfolg brauchen gut ausgebildete Fachkräfte. Doch die sind immer schwieriger zu finden. Wie behaupten Sie sich gegen die großen Konzerne, die ebenso nach den passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen?

Dürrstein: Ich glaube, wir haben einige starke Trümpfe in der Hand. So arbeiten wir in einer sehr attraktiven Branche, was uns bei der Suche hilft. Vor allem stecken wir Geld in die Social Media, um über sie unsere Zielgruppen gerade für den Digitalbereich zu erreichen. Und wir achten auf unsere Noten und Kommentare in Arbeitgeber-Bewertungsportalen. Wenn man hier schläft, zahlt sich das negativ aus. Umgekehrt glaube ich aber, dass Familienunternehmen wie wir für junge Menschen sehr attraktiv sind. Hier finden sie flache Hierarchien, kurze und schnelle Entscheidungswege, viel Freiraum für ihre eigenen Ideen und persönliche Ansprache. So kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter über Outlook einen Termin mit mir ausmachen. Und last, but not least können wir mit unserem Corporate-Social-Responsibility-Engagement punkten. Gerade junge Menschen überzeugt es, dass wir uns für unsere Umwelt und andere Menschen einsetzen. Vielleicht zeigt sich gerade hier, dass die christlichen Werte, die unsere Unternehmenskultur prägen, sehr aktuell sind.


„Wir wollen weiter wachsen. Und unser Anspruch ist klar: Die Zahnärzte und Patienten auf der ganzen Welt sollen sich hundertprozentig auf uns verlassen können. Immerhin sind unsere Produkte das Herz jeder Zahnarztpraxis. Und das muss sicher schlagen.“


Wohin geht die weitere Reise von Dürr Dental? Wo wollen Sie und Ihr Unternehmen in fünf Jahren stehen? Was sind Ihre nächsten großen Ziele?

Dürrstein: Wir wollen weiter wachsen. Wir wollen unsere Präsenz in den 45 Ländern, in denen wir bereits vor Ort vertreten sind, weiter ausbauen, aber auch unsere Beziehungen zu den insgesamt 145 Ländern, mit denen wir geschäftlich in Verbindung stehen. Darüber hinaus liegt uns unser Beitrag zum Umweltschutz am Herzen; wir wollen unsere nachhaltigen Produkte und Produktionsmethoden sowie unser Corporate-Social-Responsibility-Engagement weiter ausbauen. Das liegt in unserer DNA. Ebenso wollen wir aber auch unsere KI- und Predictive-Maintenance-Angebote erweitern, um unsere Geräte noch besser, sicherer und zuverlässiger zu machen. Denn unser Anspruch ist klar: Die Zahnärzte und Patienten auf der ganzen Welt sollen sich hundertprozentig auf uns verlassen können. Immerhin sind unsere Produkte und Lösungen das Herz jeder Zahnarztpraxis. Und das muss sicher schlagen.

Fazit

Martin Dürrstein, Vorstandsvorsitzender des Dentalspezialisten Dürr Dental in Bietigheim-Bissingen, ist zum Entrepreneur Of The Year 2021 gekürt worden. Der Familienunternehmer glaubt an die Bibel und orientiert sich in seinem unternehmerischen Handeln an christlichen Werten wie Integrität, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit. Dies findet seinen Niederschlag sowohl in den langfristigen Beziehungen, die das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten zu seinen Geschäftspartnern hält, als auch in vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Projekten wie dem Mercy-Ships-Engagement oder der Verantwortung gegenüber der Umwelt. Die besondere Kultur des Familienunternehmens Dürr Dental fördert nicht nur Innovation, sondern ist auch bei der Suche und Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein starker Trumpf.

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