Ein Mann wärmt seine Hand über einer elektrischen Heizung.

Große Mehrheit befürwortet flexiblere Laufzeiten für Kohle- und Gaskraftwerke

Der EY Energie-Radar zeigt auf, wo Verbraucher derzeit ihre Prioritäten setzen.


Überblick

  • Versorgungs- und Preissicherheit weit vor Umwelt- und Klimaschutz
  • Zweifel am Erreichen der Ausbauziele für erneuerbare Energien
  • Hohe Akzeptanz für notwendigen Infrastrukturausbau

Insgesamt 72 Prozent der für den EY Energie-Radar Befragten gehen davon aus, dass die Energiewende in der vorgesehenen Form nicht klappen wird, und befürworten einen Plan B mit flexibleren Laufzeiten für Kohle- und Gaskraftwerke. Gleichzeitig spielt in Bezug auf ihre eigene Energieversorgung nur für 17 Prozent der Umwelt- und Klimaschutz eine herausragende Rolle. 

EY Energie-Radar
der Befragten priorisieren Versorgungssicherheit

Am zweitwichtigsten sind den Deutschen günstige Preisen (38 Prozent). Im Vergleich zum Herbst 2022 ist der Anteil der befragten Personen, für die Umwelt- und Klimaschutz höchste Priorität hat, damit leicht gestiegen, von 12 auf 17 Prozent. Der Aspekt der Versorgungsicherheit ist hingegen von 48 auf 45 Prozent gesunken, der Preis als ausschlaggebendes Kriterium hat ebenfalls leicht – von 40 auf 38 Prozent – an Bedeutung verloren. 

Zwar geht eine Mehrheit von 63 Prozent davon aus, dass die Energieversorgung in Deutschland sicher ist. Aber 64 Prozent halten die Energiepreise in Deutschland nicht für bezahlbar und 56 Prozent der Befragten bezweifeln, dass die Politik geeignete Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass Energie bezahlbar bleibt bzw. wird. Bei der Wahl ihres Energieversorgers ist der Preis der ausschlaggebende Faktor: Knapp drei Viertel der Befragten (74 Prozent) geben an, ihren Versorger nach diesem Kriterium auszuwählen. 

Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die für den „EY Energie-Radar“ im Februar/März mit rund 1.000 Personen durchgeführt wurde. 

Trotz Preisdeckel wird Energie gespart

Erfreulich ist die große Bereitschaft zum Energiesparen. Trotz Fördermaßnahmen wie dem Gaspreisdeckel wollen 77 Prozent der Befragten ebenso viel Energie sparen wie ohne. 23 Prozent wollen mehr Energie verbrauchen als ohne Deckel.

Umwelt- und Klimaschutz haben zwar etwas an Bedeutung gewonnen, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit spielen jedoch immer noch eine deutlich größere Rolle.

EY Energie-Radar, März 2023

Große Mehrheit befürwortet flexiblere Laufzeiten für Kohle- und Gaskraftwerke.

Ein Mann wärmt seine Hand über einer elektrischen Heizung.

Hohe Zustimmung zu einer Modernisierung der Energieinfrastruktur – auch in der eigenen Umgebung

In der Bevölkerung ist die Bereitschaft hoch, auch einen individuellen Beitrag zur Energiewende zu leisten: So geben 82 Prozent der Befragten an, mit Windenergie- und Solaranlagen sowie Stromtrassen in ihrer unmittelbaren Umgebung einverstanden zu sein, wenn es für die Versorgungssicherheit erforderlich ist. Und mehr als die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass die Politik angemessene Maßnahmen für die Sicherung der zukünftigen Energieversorgung ergreift.

Die Akzeptanz für die Maßnahmen ist da. Jetzt ist es an der Politik, mutig voranzuschreiten und den für die Energiewende notwendigen Umbau der Infrastruktur pragmatisch umzusetzen.

Sollte mehr für Umwelt- und Klimaschutz getan werden?  

Beim Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes zeigt sich, dass die Bevölkerung gespalten ist: Rund die Hälfte der Befragten sieht die Belange des Umwelt- und Klimaschutzes in Deutschland bereits ausreichend berücksichtigt, 43 Prozent finden hingegen, dass mehr getan werden müsste. Was die eigenen Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung betrifft, zeigt sich ein anderes Bild: Die große Mehrheit von 70 Prozent der Befragten nutzt Möglichkeiten, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern.  

Wie groß die Bereitschaft zum Energiesparen ist, zeigt sich daran, dass 86 Prozent der Befragten Maßnahmen ergriffen haben, um Energie zu sparen, weitere 7 Prozent planen dies. Damit ist im Vergleich zur Herbstumfrage der Anteil der aktiven Energiesparer um 3 Prozentpunkte gestiegen. 

CO2-Speicherung akzeptable Lösung 

Die CO2-Speicherung unter der Erde ist für knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) akzeptabel, wenn es hilft, die Klimaziele zu erreichen.

Ein überraschendes Ergebnis, das zeigt, wie gefragt pragmatische Lösungen sind. Diese Form der CO2-Speicherung kann ein Baustein für die Klimaziele sein, bedarf jedoch viel Aufklärungsarbeit.

Fazit

Die Prioritäten bei den Verbrauchern haben sich verschoben: Versorgungssicherheit und niedrige Preise liegen weit vor Umwelt- und Klimaschutz. Allen Energiesparmaßnahmen zum Trotz reicht der Gaspreisdeckel allein nicht aus. Um die aktuelle Krise zu meistern, sind weitere Maßnahmen notwendig. Wenn die Energiewende gelingen soll, muss das Vertrauen in die erneuerbaren Energien gestärkt werden.

Weitere Informationen zur internationalen Energiekrise sowie der geplanten Gaspreisobergrenze der Europäischen Union erhalten Sie unter „Weitere Materialien”.

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