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Expats unzufrieden: Deutschland rutscht auf Platz 50 ab

Seit 2014 befragt InterNations einmal im Jahr Menschen, die im Ausland leben und arbeiten (Expats), wie es ihnen im jeweiligen Land ergeht. Noch nie hat Deutschland so schlecht abgeschnitten wie in der Umfrage 2024. Es erreicht in der Gesamtwertung lediglich Platz 50 von 53 – angesichts des Fachkräftemangels eine bedenkliche Entwicklung. Arbeitgeber, die internationale Fachkräfte beschäftigen oder gewinnen wollen, sollten prüfen, inwieweit sie gegensteuern können.

Ergebnisse für Deutschland

Die Umfrage umfasst 53 Fragen im Zusammenhang mit dem Leben im jeweiligen Ausland. Diese Fragen wurden zu 16 Themen gebündelt, die wiederum in fünf Kategorien zusammengefasst wurden. Aus den Rankings in diesen fünf Kategorien und der Antwort auf die Frage „In Anbetracht aller Umstände, wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrem Leben im Ausland?“ ergibt sich die Gesamtwertung. Hier die Platzierungen für Deutschland im  Einzelnen:

Lebensqualität

27

Reisemöglichkeiten und Mobilität

18

Umwelt und Klima

20

Freizeitmöglichkeiten

39

Gesundheitsversorgung

36

Sicherheit

31

In dieser Kategorie überzeugt insbesondere die Verfügbarkeit von Bioprodukten und umweltverträglichen Dienstleistungen (Platz 7) als Unterpunkt zum Thema „Umwelt und Klima“. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind aus Sicht der Expats erschwinglich. Doch die alternde Infrastruktur sowohl bei den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch bei Autos sorgt dafür, dass die Expats die Verfügbarkeit immer schlechter beurteilen.

Arbeit

23

Karriereaussichten

22

Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit

21

Arbeit und Freizeit

25

Arbeitskultur und -zufriedenheit

32

Während Deutschland bei den ersten drei Themen überdurchschnittlich gut bewertet wurde, liegen die Arbeitskultur und die Zufriedenheit mit der Arbeit etwas unter dem Durchschnitt. Besonders hoch werden die Arbeitsplatzsicherheit und der Arbeitsmarkt eingeschätzt (Platz 7 bzw. 17 von 53).

Wesentliches für Expats

53

Digitalisierung

53

Verwaltung

45

Wohnen

51

Sprache

50

Deutschland nimmt hier in der Gesamtwertung den letzten Platz ein. Dabei ist in allen vier Unterbereichen sogar ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Die Probleme bestehen kurz gesagt in einem mangelhaften Zugang zu schnellem Internet, Schwierigkeiten beim bargeldlosen Zahlen, komplizierten und bürokratischen Prozessen bei Behörden, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, hohen Wohnungskosten und Sprachproblemen. Deutsch ist nicht nur schwerer zu lernen als viele andere Sprachen, es ist in Deutschland zudem komplizierter als in zahlreichen anderen Ländern, ohne die Landessprache zurechtzukommen.

Eingewöhnung

51

Lokale Freundlichkeit

49

Freundeskreis aufbauen

50

Kultur und Willkommen

52

Nur in Norwegen und Kuweit fällt es den Expats noch schwerer, sich einzugewöhnen, und fast ein Drittel fühlt sich in Deutschland nicht willkommen (17 Prozent global). 

Persönliche Finanzen                                37

Expats in Deutschland sind mir ihrer finanziellen Situation etwas weniger zufrieden als im globalen Durchschnitt. Dies gilt auch für die Höhe der Lebenshaltungskosten. Dass es schwerfällt, sich an die lokale Kultur zu gewöhnen, wird fast doppelt so häufig wie im internationalen Durchschnitt angegeben.

Zufriedenheit allgemein                            51

Auch bei der Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit ist das Ergebnis leider ernüchternd. 

Quelle: InterNations, Expat Insider 2024

Fazit und Handlungsempfehlung für Arbeitgeber

Die Umfrage gibt ausschließlich die persönliche Wahrnehmung der Teilnehmer wieder und nicht die tatsächlichen Verhältnisse. Doch gerade diese persönliche Wahrnehmung entscheidet über die individuelle Zufriedenheit und darüber, wie sich die betreffenden Personen in ihrem Bekanntenkries über ihre Erfahrungen in Deutschland äußern werden. Zweifellos gibt es hier viele Stellschrauben, an denen Arbeitgeber nicht drehen können. Doch es lohnt sich, sich auf die Bereiche zu konzentrieren, die beeinflussbar sind. Arbeitgeber, die internationale Fachkräfte beschäftigen oder gewinnen wollen, sollten prüfen, wie sie die offensichtlichen Nachteile kompensieren und die berufliche Tätigkeit in Deutschland möglichst attraktiv gestalten können.

Autorin: Ursula Beste