Ihr habt 2022 das Women Network Germany gegründet. Was hat euch dazu bewogen?
Kim: Wir vergessen oft, dass wahre Führungsqualität bei uns selbst und mit folgenden Fragen beginnt: Wie gehe ich mit mir um und welche Erwartungen habe ich an mich selbst, wenn ich in einem Unternehmen erfolgreich Fuß fassen möchte? Gelingt es mir, meine Zeit so einzuteilen, dass ich sowohl in mich selbst als auch in meine Karriere sinnvoll investiere? Nur wenn ich mit mir selbst im Einklang bin, mich also selbst führen kann, kann ich auch andere an die Hand nehmen – Führen durch Vorbild. Gerade wir Frauen sollten darauf achten, uns noch mehr zu unterstützen und uns so gegenseitig den Weg zum Erfolg zu ebnen. Dazu gehört auch, sich ein Netzwerk aufzubauen und sich inspirierende Mentorinnen zu suchen.
Katharina: Ich hatte in den letzten Jahren das Glück, von starken Persönlichkeiten unterstützt und gefördert worden zu sein und bin dafür sehr dankbar. Das ist aber leider nicht selbstverständlich und ich wünsche mir, dass jede Frau von einem Netzwerk profitieren kann, das ihr hilft, die täglichen Herausforderungen zu meistern. Ein Netzwerk, das sie fördert und manchmal auch etwas fordert. Die konkreten Themen sind natürlich sehr individuell. Für mich persönlich ist es daher sehr wichtig, dass wir Raum für den persönlichen Austausch bieten und uns natürlich gegenseitig inspirieren.
Women only? Oder können sich auch männlichen Kollegen einbringen?
Kim: Natürlich richtet sich das Women Network Germany in erster Linie an unsere Kolleginnen bei EY. Das Netzwerk soll aber auch Sichtbarkeit schaffen und einen konstruktiven Diskurs anregen. Dazu gehören immer mehrere, unterschiedliche Stimmen und Meinungen und somit auch die von unseren männlichen Kollegen.
Katharina: Dem kann ich nur zustimmen. Wichtig ist uns aber auf jeden Fall, dass wir Frauen einen Raum geben, in dem sie sich sicher fühlen und ohne Angst ihre Sorgen und Nöte mitteilen können. Und um das zu gewährleisten, wird es eben auch Formate geben, die „Women Only“-Veranstaltungen sind.
Wie sieht eure Zukunftsvision für das Women Network Germany aus?
Kim: In meiner Idealvorstellung wäre unser Netzwerk eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Mir persönlich wäre es wichtig, einen kontinuierlichen Diskurs auf Augenhöhe zu generieren, in dem wir sowohl unser Wissen als auch unsere Erfahrungen austauschen können. Dazu gehört auch ein offener Umgang mit Fehlern – nobody’s perfect. Nur wenn diese Dinge thematisiert werden, können Offenheit, gegenseitige Empathie und Vertrauen in einem Unternehmen gefördert und verankert werden.
Katharina: Wir haben nach der ersten Vorstellung des Netzwerks so viel Enthusiasmus, Begeisterung und Motivation gesehen – das war sehr beeindruckend und hat das große Potenzial gezeigt. Wenn ich also an die nahe Zukunft denke, sehe ich eine Plattform, die lebt, die jeden Tag stärker wird und die auch allen Beteiligten Spaß macht.
Was habt ihr aus eurer Arbeit im Netzwerk gelernt?
Kim: Weniger reden, mehr umsetzen! Die notwendigen Voranalysen und Abstimmungen sind zwar wichtig, um die richtigen Aktionen für die richtige Zielgruppe zur richtigen Zeit zu initiieren. Aber man sollte sich nicht in Details und Komplexität verlieren. Stattdessen bin ich ein Fan davon, auf Basis fundierter Entscheidungen den Ball aktiv ins Rollen zu bringen und dann gemeinsam zu experimentieren, was gut funktioniert und was eben nicht. „Learning by Doing“ ist der Schlüssel zum Erfolg.
Katharina: Nicht entmutigen lassen, wenn etwas nicht gleich klappt. Manchmal sind interne Strukturen ein Hindernis oder es scheint, als käme man nicht weiter, weil es einfach zu viele Stakeholder gibt oder man in der Genehmigungsleiter festhängt. Jeder kleine Schritt zählt und es lohnt sich, dran zu bleiben!