Das Karriere-Aus mit Mitte 20
Als ich mit 23 Jahren in Düsseldorf als frisch gebackene Steuerfachgehilfin anfing, hatte ich klare Vorstellungen von meiner Zukunft: Steuerberaterin werden, eine steile Karriere hinlegen und ganz oben mitmischen – die typischen Träume einer hochmotivierten Berufseinsteigerin in unserer Branche. Es fing auch glänzend an. 1997 legte ich erfolgreich die Prüfung zur Steuerfachwirtin ab. Drei Jahre später wollte ich dann mit dem Titel als Steuerberaterin anschließen, aber daraus wurde nichts. Auch im darauffolgenden Jahr nicht.
Schließlich habe ich mich dann bewusst gegen einen dritten Versuch entschieden. Ich hatte eine ungute Vorahnung, dass ich zu den Menschen zählen werde, die dreimal durchfallen. Damit platzte der Traum, Steuerberaterin zu werden und meine Entwicklungsmöglichkeiten waren ausgeschöpft. 2001 bedeutete das Nichtbestehen des Berufsexamens nämlich das Karriere-Aus – heute ist das zum Glück ganz anders.
Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen
Nachdem ich mich von dem Schock erholt und mein angekratztes Ego wieder aufpoliert hatte, überlegte ich mir, wie ich mir mein Leben auch ohne steile Karriere schön machen könne. Eine Zeit lang spielte ich mit dem Gedanken, etwas ohne Steuern und Menschen zu machen. Am Ende entschied ich mich dann aber dafür, in dem Beruf zu bleiben, den ich von der Pike auf gelernt und der mir auch immer Spaß gemacht hatte. Ich durfte mich zwar nicht Steuerberaterin nennen, aber mein Wissen war vorhanden. Also sagte ich mir: aufstehen, Krönchen richten und weitergehen. Ich wollte weiterhin bei EY arbeiten und hier standen mir die Türen immer offen.
Trotzdem habe ich meinen Fokus neu ausgerichtet. Ich beschloss, mein Leben jenseits des Berufsalltags in den Vordergrund zu stellen und hörte auf, mich allein über meinen Job zu definieren. Schon bevor das Konzept „Work-Life-Balance“ trendete, habe ich dieses gelebt.
Glücklicher „Langzeit-Senior“ ohne Karriere-Ambitionen
Heute, viele Jahre später, bin ich noch immer glücklich in meiner Position als Beraterin im Bereich People Advisory Services und habe dank Teilzeit und hervorragenden Arbeitsbedingungen meine Balance gefunden. Neben meinem Job konnte ich unglaublich viele neue Leidenschaften entdecken. Ich arbeite als zertifizierte Wald- und Museumspädagogin, besetze ein Ehrenamt und bin passionierte Jägerin. Mein Mann und ich bewirtschaften zusammen unseren eigenen Wald in den Tegernseer Bergen. Einige Motorsägenlehrgänge und Forstwirtschaftskurse habe ich deshalb auch schon hinter mir. Insofern kann ich stolz sagen: Ich bin glücklicher „Langzeit-Senior“ auch ohne Karriere-Ambitionen.
EY hat mich in den vergangenen Jahrzehnten immer unterstützt und mir eine Nische und Perspektive als Senior Consultant geboten. Was nicht heißt, dass ich bei EY nicht herumgekommen bin. Nach Stationen bei EY Düsseldorf, Zürich, München und Buenos Aires befinde ich mich jetzt auf Entsendung in der Schweiz in Zug. Manchmal öffnen sich eben Türen, wenn du nur nach einem Fenster gesucht hast.