Pressemitteilung
17 Sep. 2024  | Vienna, AT

Female Start-up Funding Index 1. Halbjahr 2024

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  • Nur knapp jede:r zehnte bei einer Finanzierungsrunde beteiligte Gründer:in ist weiblich – 151 Männer und 18 Frauen erhielten im ersten Halbjahr 2024 frisches Kapital
  • Leicht positive Tendenz: Ein Viertel des Volumens geht an gemischte Teams – so viel wie in keinem Vergleichszeitraum zuvor
  • Knapp 300 Millionen Euro Risikokapital für österreichische Jungunternehmen – Volumen und Anzahl deutlich niedriger als in beiden Vorjahren
  • Gründerinnen in Top-Sektoren stark unterrepräsentiert

Der „Gender Investment Gap“ bleibt in Österreich groß: Nur 18 der 169 Gründer:innen von österreichischen Start-ups, die im ersten Halbjahr 2024 Risikokapitalfinanzierungen erhielten, sind Frauen. Das entspricht einem Anteil von rund elf Prozent (151 Personen männlich, 89 %) und liegt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. 

Einen leichten Anstieg gab es bei der Diversität der Start-up-Gründungsteams, die eine Finanzierung abschließen konnten: Knapp ein Viertel (23 %) der Teams ist gemischt – deutlich mehr als im ersten Halbjahr 2023 (15 %). Rein weibliche Gründungsteams bleiben rar – bloß zwei (3 %) der 70 österreichischen Start-ups, die im ersten Halbjahr 2024 mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, hatten ein ausschließlich weiblich besetztes Gründerteam (myBios; Vienna Textile Lab). 

Eine positive Tendenz ist nach langem Stillstand beim Finanzierungsvolumen zu sehen: Ein Viertel des gesamten Volumens (24,2 %) ging im ersten Halbjahr 2024 an gemischte Gründungsteams – so viel wie in keinem Halbjahr zuvor. Bis dato gingen regelmäßig rund neun von zehn investierten Euros an rein männlich zusammengesetzte Teams. Dieser Zuwachs ist vor allem auf eine Finanzierungsrunde zurückzuführen: 63 Millionen Euro für Prewave mit dem gemischten Gründungsteam mit Lisa Smith und Harald Nitschinger.

Generell sind die Finanzierungsrunden und -volumina in Österreich im ersten Halbjahr 2024 allerdings rückläufig: Insgesamt wurden 70 Finanzierungsrunden registriert, das sind 26 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023, als mit 95 Finanzierungsrunden ein Höchstwert für ein erstes Halbjahr markiert worden war (2022: 79). Das Finanzierungsvolumen ging von 365 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2023 auf 298 Millionen Euro um 18 Prozent zurück. 

Das sind Ergebnisse des Female Start-up Funding Index H1/2024 von Female Founders, Fund F und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

Mehr Diversität – trotzdem bleibt Start-up-Landschaft weiterhin männlich

16 Start-ups mit mindestens einer Finanzierungsrunde in den ersten sechs Monaten 2024 hatten zumindest eine Frau im Gründungsteam, somit gibt es in knapp jedem vierten Team (26 %) eine Gründerin. Im Vorjahr lag dieser Wert mit 17 Prozent noch deutlich niedriger. Trotz dieses Anstiegs dominieren Männer die Start-up-Landschaft weiter stark: Mit 52 Start-ups wies die große Mehrheit der Jungunternehmen, die im bisherigen Jahresverlauf Risikokapital erhielten, ein ausschließlich männlich besetztes Gründungsteam auf. 

„Start-ups leben von zündenden Ideen und Innovation – und genau dafür braucht es unterschiedlichste Erfahrungen und Denkanstöße. Hier ist vor allem Diversität gefragt, um verschiedenste Ansätze und Ideen zu bündeln. Das bedeutet auch, Teams mit Geschlechtervielfalt zu pushen. Nach vielen Jahren des Stillstands sehen wir heuer zum ersten Mal eine leicht positive Tendenz bei der Diversität: Gemischte Gründungsteams erhalten öfter und mehr Kapital. Das zeigt einerseits, dass die erhöhte Gründungsaktivität von Frauen in den letzten Jahren Früchte trägt und langsam bei den Finanzierungsrunden erkennbar ist und andererseits, dass die vielfach nachgewiesenen Vorteile von diversen Teams eine immer größere Rolle für Investor:innen spielen“, so Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich.

„Mittlerweile kommt die Tatsache, dass Diversität zu besserer Performance führt, in vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen an. Auf rationaler Ebene teilen viele Menschen also die Meinung, dass eine gleichberechtigte Welt für uns alle besser ist. Auf emotionaler Ebene haben wir leider noch Aufholbedarf: Noch immer wird Feminismus oft als eine Kampfansage gegen Männer verstanden und damit vollständig falsch interpretiert – sowohl im wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen wie auch medialen Umfeld. Hier ist meiner Ansicht nach ein neues, positives Narrativ gefragt. Nur so können wir einen nachhaltigen Schritt zur mehr weiblicher Repräsentation schaffen“, sagt Lisa-Marie Fassl, Co-Gründerin Female Founders und General Partner bei Fund F. 

Frauenanteil sinkt mit steigendem Finanzierungsvolumen

Dass es immer noch ein großes Ungleichgewicht gibt, erkennt man, wenn man die Diversität innerhalb der Start-up-Gründungsteams in Relation zu der Größe der Finanzierungsrunden betrachtet: So lag der durchschnittliche Frauenanteil bei allen Start-ups, die im vergangenen Halbjahr neues Kapital erhielten, bei 12,3 Prozent. Wie in den vergangenen Jahren gilt: Je größer die Finanzierungsrunde, desto kleiner ist der Frauenanteil. Einzige Ausnahme ist der Bereich bei Finanzierungen über 50 Millionen Euro, wo es allerdings mit Storyblok und Prewave nur zwei Runden gab. Das gemischte Founding Team von Prewave sorgt hier für einen Ausreißer nach oben und einen Frauenanteil von 25 Prozent.

„Ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir uns mehr Unternehmen wie Prewave oder Storyblok wünschen würden, die es schaffen, internationales Kapital nach Österreich zu bringen. Leider lassen sich systemische Probleme, wie sie seit vielen Jahren in Österreich bekannt und oft diskutiert worden sind, nicht durch schöne Worte und kurzfristig orientierte Ankündigungspolitik ändern – sondern nur durch gezielte Maßnahmen, die einen nachhaltigen, langfristig positiven Effekt auf den Wirtschaftsstandort haben. Dazu gehören selbstverständlich auch Maßnahmen, die den Kapitalmarkt stärken und Kapital umverteilen – und ein deutlich besseres Instrument sind, um Innovation, Wirtschaftskraft und Wohlstand zu fördern, als unsere bisherigen Unterstützungssysteme“, so Fassl. 

Gründerinnen in Top-Sektoren unterrepräsentiert

Ein weiterer Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründer:innen. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im ersten Halbjahr nur unterdurchschnittlich – teilweise liegt er bei null. Während der Frauenanteil beim stärksten Sektor Software & Analytics noch bei zwölf Prozent – und damit leicht über dem Durchschnitt mit elf Prozent – liegt, sind es im Bereich Health zehn Prozent und im Bereich Energy gerade einmal fünf Prozent. In den Sektoren FinTech/InsurTech und Hardware findet sich keine einzige Gründerin in den Unternehmen, die im ersten Halbjahr 2024 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen haben.

Am stärksten vertreten sind Gründerinnen im Food-Bereich, hier ist jedes zweite Gründungsmitglied weiblich. Auch in den Bereichen Mobility (22 %), Recruitment (20 %) und Media & Entertainment (17 %) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch. In acht der insgesamt 16 untersuchten Sektoren befindet sich bei den im bisherigen Jahresverlauf finanzierten Start-ups keine einzige Frau in den Gründungsteams (AdTech, ConstructionTec/Green Building, E-commerce, Education, FinTech/InsurTech, Hardware, Professional Services sowie PropTech).

Haas dazu: „Generell erhalten Start-ups, die auf Know-how aus dem MINT-Bereich basieren, deutlich mehr Kapital als andere Jungunternehmen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Technologie-Start-ups, die aktuell überdurchschnittlich viel Kapital einsammeln. Und gerade hier sind Frauen in den Gründungsteams unterrepräsentiert. Das hängt auch damit zusammen, dass der Frauenanteil in den MINT-Fächern mit rund 20 Prozent immer noch gering ist. Es ist essenziell, bei Frauen nicht nur das Interesse für diese Sektoren zu wecken, sondern auch Begabungen zu fördern und den Weg zu ebnen. Ich rechne fest damit, dass die Zahl der Gründerinnen auch in MINT-Sektoren weiter steigen wird – und sich in der Folge auch der ,Gender Investment Gap‘ Stück für Stück weiter schließen.“

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EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von rund 206 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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