Die internationale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden.
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EY Österreich: Welche Themen sollte jede:r Industrieentscheider:in aktuell am Schirm haben ?
Axel Preiss: Fangen wir mit dem Klassiker an – der Digitalisierung. Ein Viertel der österreichischen Mittelständer gab bei unserer letzten Befragung an, dass digitale Technologien noch keine oder nur eine geringe Rolle für ihr Unternehmen spielen – das sind zu viele. Speziell im Industriesektor wird man in den nächsten Jahren an den Themen Industrie 4.0 und Cloudlösungen nicht vorbeikommen. Das zweite Thema, das gerade jetzt in der Autobranche zum Flaschenhals wird, ist die Lieferkette: Diesen Oktober wurden in Europa fast 40 Prozent weniger Neuwagen angemeldet als im Oktober 2019 – und das, obwohl die Nachfrage vorhanden ist. Der Grund sind unterbrochene Lieferketten, wichtige Halbleiter fehlen und die Konzerne können nicht produzieren. Wichtig ist auch die langfristige Unternehmensplanung unter ständiger Bewertung der möglichen Risiken. Was passiert mit meiner Produktion während eines Cyberangriffs? Hält meine Produktionsanalage einem Tornado stand? Welchen Einfluss hat die Alterung der Gesellschaft auf mein Geschäftsmodell? Solche Fragen sind es, die sich Unternehmen laufend stellen müssen, um vorbereitet zu sein. Und natürlich Nachhaltigkeit. Der Megatrend wird in Österreich leider oft noch unterschätzt, aber die Gesetzgeber sind gerade sehr aktiv – auf österreichischer, europäischer und internationaler Ebene. CSRD, EU-Taxonomie, CO2-Fußabdruck, Kreislaufwirtschaft – damit muss sich die Industrie intensiv auseinandersetzen.
EY Österreich: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die beiden Megatrends unseres Zeitalters. Wo steht Österreich im internationalen Vergleich?
Axel Preiss: Was das Thema Digitalisierung betrifft, hat Österreich in den letzten Jahren gewaltige Sprünge gemacht. Aktuell sind wir im Digitalisierungsindex der EU-Kommission unter den Top 10, bisher bewegten wir uns im Mittelfeld. Das ist eine großartige Leistung, die es zu halten gilt. Im Bereich Nachhaltigkeit stehen wir wie alle am Anfang einer langen Transformation. Aber: Österreich hat sich klare Ziele gesetzt, um schon 2040 klimaneutral zu werden – zehn Jahre vor dem EU-Ziel. Erst im Frühjahr 2021 haben wir die Top-1.000-Unternehmen Österreichs zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Drei von fünf haben nach Selbsteinschätzung Nachhaltigkeit vollumfänglich in ihre Strategie integriert, fast jedes dritte Unternehmen zumindest teilweise. Aus meiner Sicht können wir die aus diesen beiden Megatrends resultierenden Chancen und Potenziale für den Wirtschaftsstandort Österreich am besten nutzen, wenn wir sie zusammen betrachten. Wenn wir unsere Karten richtig spielen, die passenden Rahmenbedingungen schaffen und unsere Investitionsentscheidungen entsprechend ausrichten, kann Osterreich zum Epizentrum für Green-Techs in Europa werden. Als Berater ist es natürlich spannend, eine solche Chance für ein ganzes Land zu begleiten.